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Ungesund?

Burger liegen auch in Dresden voll im Trend. Eine Ernährungswissenschaftlerin erzählt, wie gefährlich Fast Food ist.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Der Burger ist der neue Döner. Schon wieder hat in Dresden ein Lokal eröffnet, das die Fleischbrötchen anbietet. Im Grill-Kollektiv auf der Kreuzstraße serviert der erfahrene Gastronom Ralph Krause, dem unter anderem das Neustädter Blumenau gehört, Burger, Currywurst und Pommes. Damit ist er nicht allein. Das Geschäft mit dem Fast Food in zwei Brötchenhälften liegt derzeit im Trend. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Angebote gestiegen – vor allem in der Neu- und der Altstadt. Angst vor der Konkurrenz hat Krause trotzdem nicht.

Er möchte sein Grill-Kollektiv auf der Kreuzstraße nicht mit den „neuen, modernen“ Lokalen wie Hans im Glück oder Burgerheart vergleichen. „Wir wollen vor allem außer Haus verkaufen und sehen uns mehr als Treff, weniger als Restaurant“, sagt er. Deswegen gibt es auch nur 35 Plätze an vier Tischen. „Hier sitzt man mit Fremden zusammen und lernt sich kennen“, so Krause. „Das ist nicht leicht für uns Deutsche, aber gewollt.“

Doch was sagen Ernährungsexperten zu dem neuen Essenstrend? Und ist der Burger noch ungesünder als der Döner? Ernährungswissenschaftlerin Barbara Fegebank stand der SZ in einem Interview Rede und Antwort.

Hand aufs Herz: Gönnen Sie sich selber auch mal Fast Food?

1988 war ich anlässlich eines Kongresses in Amerika; den Aufenthalt schloss ich mit ein paar Tagen in New York ab. Dort habe ich – um es kennenzulernen – bei McDonalds gegessen. Das war das erste und letzte Mal, dass ich in einem Fast-Food-Restaurant der großen Ketten war. Fast Food im weiteren Sinne – also bis zum Butterbrot – nehme auch ich zu mir.

Wie gefährlich ist Fast Food?

Fast Food heißt zunächst einmal nur „das schnelle Essen“, und das gibt es schon seit Urzeiten. Wie bereits erwähnt, gehört sogar das Butterbrot dazu. In Deutschland hat sich nach dem Krieg in diesem Rahmen die Imbisskultur entwickelt. Imbisse gibt es immer noch und in verschiedensten Formen bis zum „Edel-Imbiss“ mit Kaviar, Hummer und Sekt. Auch Bäckereien und Fleischereien bieten Fast Food an. So gesehen kann man bei Fast-Food-Konsum nicht pauschal von Gefahren sprechen.

Anders gefragt: Wie sieht eine gesunde Ernährung aus, und können Burger und Döner dazugehören?

Gesunde Ernährung definiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als vollwertige Ernährung. Da es – außer der Muttermilch für das Baby – kein vollwertiges Lebensmittel gibt, ist eine vollwertige Ernährung das bedarfsgerechte Zusammenstellen von Lebensmitteln und somit individuell verschieden. Allerdings sollten die Lebensmittel möglichst naturbelassen verzehrt werden. Da erübrigt sich die Frage nach einem Burger oder Döner und so vielen industriell erzeugten Lebensmitteln. Sehr bedenklich ist dabei, dass die Gesamtzahl der Substanzen, die unserer Nahrung heutzutage hinzugefügt werden, in die Tausende geht. Allein 321 Zusatzstoffe sind derzeit in der EU zugelassen. Hinzu kommen mehr als 2 500 Aromastoffe und weitere Substanzen. Zudem sind unsere Lebensmittel durch toxische Stoffe derart belastet, dass es schwerfällt, sich wirklich gesund zu ernähren.

Also gibt es keinen richtigen Fahrplan für eine gesunde Ernährung?

Beim Essen und Trinken wird meist nur die physische Gesundheit in den Blick genommen. Aber wer ernährt sich schon nach einer Tabelle? Zur Gesundheit gehören auch die psychische und soziale Gesundheit. Wir essen und trinken nicht nur, weil wir einen physischen Bedarf haben, sondern wir tun dies mit Vorliebe in Gesellschaft. Jugendliche treffen sich in einem Fast-Food-Restaurant und genießen dies. Wenn sie das nicht täglich tun, ist dagegen sicher nichts zu sagen. Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung mit möglichst naturbelassenen Lebensmitteln – und dabei darf man die Getränke nicht vergessen – ist sicher der Gesundheit am zuträglichsten. Wenn es dafür eindeutige Vorgaben gäbe, wären die schon längst publik gemacht worden, aber die Fülle der angebotenen Waren lässt selbst die Experten verzweifeln. Die Fragen, was gut, besser oder gesund ist, sind nicht eindeutig zu beantworten, und eine Menüzusammenstellung für einen Tag oder eine Woche lässt sich nur individuell erarbeiten.

Wenn man sich nun aber doch zwischen Döner und Burger entscheiden muss – was ist gesünder?

Ein Vergleich einzelner Lebensmittel kann dahingehend erfolgen, dass man ihre Energie- oder Nährstoffdichte betrachtet. Da schneidet ein Burger oder Döner – beide gelten in ihren angebotenen Portionen als hochkalorisch – wesentlich schlechter ab als beispielsweise ein Joghurt. Aber Döner ist nicht gleich Döner und Burger nicht gleich Burger. Eine Portion vegetarischer Döner hat um die 385 Kalorien, ein Lahmacun hingegen 990. Eine ähnliche Vielfalt findet man diesbezüglich bei den Burgern.