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Ungeliebter Pin

Die Verkaufszahlen des Altstadtfest-Ansteckers sinken. Dennoch gibt es für 2018 einen Neuen, schon zu Weihnachten.

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© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Vielleicht, sagt Bürgermeister Michael Wieler, vielleicht muss man den Menschen immer wieder mal erklären, was so ein Pin eigentlich bedeutet. „Eintritt zum Altstadtfest gibt es nicht. Aber trotzdem ist der Pin-Verkauf ein Teil davon, die Veranstaltung überhaupt zu finanzieren“, sagt er. Auch, wenn der Altstadtfest-Anstecker nun nicht der große Geldbringer ist. Etwa 200 000 Euro kostet die dreitägige Veranstaltung, ein Fünftel soll aus dem Pinverkauf zugeschossen werden. Doch das Interesse sinkt. 2015 wurden noch 8 700 Altstadtfest-Pins verkauft, ein Jahr später 7 700. In diesem Jahr waren es noch 7 300 – „normale“ Pins wohlgemerkt zum Preis von fünf Euro. Hinzu kommen noch die teureren „Goldenen“. 450 wurden in diesem Jahr verkauft.

„Ja, der Pin-Verkauf geht zurück“, so die knappe Zusammenfassung des Altstadtfest-Organisators Gerd Weise von der Kulturservice GmbH. Warum das so ist, darüber kann er nur spekulieren. Eine Untersuchung dazu gibt es nicht. Bürgermeister Michael Wieler sieht es so: „Die Enttäuschung darüber, dass weniger Pins verkauft wurden, ist möglicherweise größer als der tatsächliche finanzielle Verlust.“ Sprich: Auch wenn weniger Pins verkauft werden, ist das Altstadtfest nicht in Gefahr. Dennoch, so der Bürgermeister, sollte mit „etwas Abstand“ analysiert werden, warum der Pin-Verkauf eingebrochen ist, gerade am besucherstarken Sonnabend.

In diesem Jahr waren unter anderem fünf Vereine mit ihren Mitgliedern unterwegs, um die Pins unter die Gäste zu bringen. Einen Grundbetrag gibt es in die Vereinskasse plus zehn Prozent auf jeden verkauften Anstecker. „Die Vereinsmitglieder bekommen das gesamte Besucherspektrum zu Gesicht. Mancher geht auf die Verkäufer zu und fragt nach dem Pin, andere lassen sie mit doch ziemlich rüden Worten einfach abblitzen“, sagt Gerd Weise. Er hat Verständnis dafür, dass manches Vereinsmitglied dann etwas demotiviert ist. „Das sind schließlich keine Verkaufsprofis. Sie wollen etwas für ihren Verein, für ihre Stadt tun. Und sie bekommen es dabei eben mit dem gesamten Besucher-Spektrum zu tun“, schildert der Altstadtfest-Organisator. Der Christliche Verein Junger Menschen Görlitz (CVJM) hatte seinen Pin-Verkaufsstand am Dicken Turm. Der Verein machte in diesem Jahr zum ersten Mal beim Pin-Verkauf mit. „Es ist super gelaufen“, so das Fazit von Sarah Simmank. Sie gehört zum Vorstand des Görlitzer CVJM und war selbst beim Verkauf dabei. Vor allem am Freitag gingen demnach sehr viele Anstecker weg. „Eigentlich wurden durchgängig Pins gekauft. Wir haben positive Erfahrungen gemacht“, schildert Sarah Simmank. Jeden Abend wurde bei der Kulturservicegesellschaft abgerechnet. Wie viel Geld am Ende in die Vereinskasse kommt, steht noch nicht fest, der CVJM wartet noch auf die endgültige Abrechnung. „Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie sich die Jugendlichen engagiert haben“, sagt Frau Simmank. Der Verein würde im kommenden Jahr wieder dabei sein, unter denselben Voraussetzungen wie 2017.

Organisatoren anderer Großveranstaltungen gehen an das Thema entspannt heran. Beispiel: der Bierzug in Eibau. In diesem Jahr fand der zum 25. Mal statt, die zugehörigen Plaketten sind, ähnlich dem Görlitzer Altstadtfest-Pin, längst zu Sammlerobjekten geworden. „Ich musste schon welche aus dem Jahr 2007 nachmachen lassen, weil es so ein großes Interesse gibt“, erzählt Bierzug-Mitorganisator Christfried Heinrich. In dem einen Jahr weniger, in dem anderen mehr, so fasst er die Erfahrungen zum Plaketten-Verkauf zusammen. Eine Tendenz, dass generell weniger erworben werden, sieht er nicht. „Schwieriger ist es, ehrenamtliche Verkäufer zu finden“, sagt Christfried Heinrich. Der Aufruf wird im Amtsblatt der Gemeinde Kottmar veröffentlicht und dann auf Bewerber gehofft. „Viel macht natürlich der Preis aus“, sagt Christfried Heinrich. Die Bierzug-Plakette kostet zwei Euro.

In Görlitz ist man derweil auf der Suche für das Motiv des Pins für 2018. Das ehrgeizige Ziel: Zum Schlesischen Christkindelmarkt soll der Neue vorgestellt, pünktlich zum Weihnachtsfest gekauft werden können. Das Motto „ein ganzes Fest verschenken“ aus diesem Jahr soll bleiben, ebenso das Thema Blumen, Palmen. „Das ist vielleicht eine Variante: Den Pin nicht erst zum Altstadtfest für sich selbst kaufen, sondern ihn schon vorher jemanden schenken – und damit das Fest“, sagt Gerd Weise.