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Ungarische Fantasie

Melinda Kiszczak näht in Kamenz farbenfrohe Kreationen für ihre Kundschaft. Die kommt vor allem aus den USA.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Wer den kleinen Kreativraum von Melinda Kiszczak betritt, dem fallen sofort Beschreibungen ein wie: Bunt! Lebensfroh! Wirklich üppig! Kistchen und Kästchen voller Glitzer, Perlen, Strass oder Steinchen stehen im Regal. Stoffe aller Couleur stapeln sich – geblümt, gepunktet, kariert. Mit Kunstdrucken. Früher wollte Melinda Kiszczak eigentlich Kunst studieren. Früher – das war mit 18 daheim in Ungarn. Daraus wurde dann doch nichts. „Es gibt in Ungarn eine einzige Universität dafür. Da musste man schon viel Glück haben, um genommen zu werden“, erinnert sich die heute 44-Jährige.

Vor allem Kinderkleidung wird bestellt. Die Amerikaner lieben es farbenfroh.
Vor allem Kinderkleidung wird bestellt. Die Amerikaner lieben es farbenfroh. © René Plaul
Auch tolle Taschen kreiert die Ungarin gern einmal. Jede ein Unikat!
Auch tolle Taschen kreiert die Ungarin gern einmal. Jede ein Unikat! © René Plaul

Das mit der Kunst hat sie dann später doch noch ganz praktisch umgesetzt und sich ihre eigene kreative Welt erschaffen. Als Schneiderin. „Den Beruf hatte ich ursprünglich eigentlich nicht auf dem Plan“, lacht sie. Als sie sich dazu entschloss, hatte das Ausbildungsjahr schon angefangen. „Da ich seit meiner Kindheit genäht habe, dachte ich mir: Wozu drei Jahre lernen? Ich versuche es mal so.“ Die gebürtige Ungarin erreichte ihr Ziel und überzeugte den Ausbildungsbetrieb, dass sie den kompletten Lehrstoff aus drei Jahren in ein paar Wochen schaffen würde. „Ich bin heute noch stolz darauf. Und die Leute haben gestaunt!“ Die kannten die damals 18-jährige Melinda ja schließlich schon aus dem Fernsehen. Bei einem Talente-Format konnte jeder zeigen, was er Besonderes draufhat. Sie bewarb sich mit dem, was sie bei der Oma gelernt hatte – Nähen. Und punktete. Das ganze Land bewunderte ihre frischen, ausgefallenen Kreationen. Und die Ausbilderin erkannte sie wieder. Sie meinte damals nur: „Sie sind doch das Mädchen aus dem Fernsehen. Na gut – probieren wir es mal miteinander!“

Ein eigenes Label

Das ist 26 Jahre her. Ihre Familie lebt heute noch ganz in der Nähe des Balatons. Einige Male im Jahr fährt Melinda Kiszczak sie besuchen. Denn sie machte ihr Glück anderswo – in Deutschland. Die Liebe hat sie hergeführt. Erst nach Hoyerswerda. Vor sechs Jahren zog sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in die Lessingstadt. Die Stadt hat Potenzial. „Das wird aber nicht richtig genutzt“, sinniert sie. „Einige Konzepte gefallen mir sehr gut, andere gar nicht“, gibt sie zu. Doch so sei das im Leben. Die 44-Jährige ist Optimistin. „Ich versuche, in allem, das Schöne zu sehen.“ Und genau das verarbeitet sie in ihren Objekten. Dafür gründete sie vor Jahren ihr kleines Mode-Label Csini-baba Design. Übersetzt heißt das so viel wie „Schicke Puppe“. In ihrer Heimat gab es früher eine gleichnamige Fernsehserie. Und Csini-baba steht für farbenfrohen Gipsy-Style. Mehrstufige Röcke und Kleider mit vielen Rüschen stechen ins Auge. Verspielte Hosen und Shirts. Ganz viele Accessoires, Taschen und Beutel. Vor allem, aber nicht nur, für Kinder.

Jedes Stück ein Unikat

Von Kamenz aus schickt Melinda Kiszczak ihre neuesten Kreationen in die ganze Welt. Aktuell fast ausschließlich an amerikanische Kunden. Dazu muss man sich in der Szene ein bisschen auskennen. Vor allem in bestimmten Verkaufsgruppen aufgenommen sein. Das ist sie seit Längerem. Mehrmals in der Woche stellt man dort seine Produkte vor. „Meistens muss ich nicht lange warten. Die Sachen verkaufen sich von selbst“, freut sich Melinda. Oft flattern auch Aufträge ein. Die Kundschaft sagt in etwa, was sie möchte. Und lässt dann die Kamenzerin machen. „Sie vertrauen meiner Intuition. Manchmal weiß ich vorher ja selbst nicht, was da eigentlich gleich entsteht“, sagt sie. Die Schneiderin liebt außergewöhnliche Stoffe. Vor Kurzem hat sie mit Häkeln angefangen, um die vielen Rosetten und Röschen zum Verzieren selber herstellen zu können. „Jeder meiner Artikel ist ein Unikat. Genau das mag die Kundschaft. In manches Werk verliebe ich mich beim Nähen so, dass ich es dann nicht verkaufen kann“, schmunzelt sie. „Und vor allem meine Leidenschaft zu Farben lebe ich Tag für Tag in meinen neuen Kreationen aus. Und ich bin, wie ich bin“, sagt sie. „Ich bin Melinda. Ich bin cool.“

Bei Facebook findet man ihren Shop unter dem Begriff Csini-baba Design. Dort gibt es nähere Infos.