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Unerwartete Hilfe für Förderschüler

Ein Dresdner spendet der Makarenko-Schule 1 000 Euro. Außerdem prüft die Stadt Fördermittel.

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© Repro: SZ

Von Jane Jannke

Es gibt sie noch, die guten Menschen. Daran glaubt auch Förderschullehrerin Antje Creutz wieder. Anfang Februar berichtete die SZ über das Modellprojekt „Auf den Spuren des Ersten Weltkrieges“ am Dresdner Förderzentrum A. S. Makarenko. Und über Antje Creutz, die ihre aus schwierigen Verhältnissen stammenden Schützlinge kurzerhand zu Forschern macht. Ein Plädoyer für mehr Zutrauen in diese häufig als Versager abgeschriebenen Kinder. Was Antje Creutz nicht ahnte: Der Artikel löst eine Welle der Unterstützung aus. Sogar Oberbürgermeister Dirk Hilbert klinkt sich ein und stellt Fördermittel in Aussicht.

5 000 Euro sind nötig, um allen Projektkids 2018 eine Fahrt nach Nordfrankreich zu ermöglichen, um die Früchte ihrer Arbeit in Augenschein nehmen zu können. Dem riesigen Denkmal „Ring der Erinnerung“ nahe Montauban an der Somme werden dann den über 600 000 bereits genannten Kriegsopfern die Namen jener Soldaten hinzugefügt, deren Lebensdaten und Schicksale die Schüler derzeit recherchieren. Das rührte offenbar am Herzen vieler. Einer der Spender, ein Jurist aus Dresden, der anonym bleiben möchte, überwies der Schule spontan 1 000 Euro.

Warum gibt jemand so viel Geld an „Problemkids“? „Ich fand das einfach traurig, dass solch ein sinnvolles Projekt letztlich am Geldmangel scheitern soll“, so der 48-Jährige gegenüber der SZ. Kindern aus sozial schwachen Familien über die persönliche Begegnung andere Kulturen und Perspektiven auf historische Prozesse näherzubringen, sei wichtiger denn je: „Gerade in Dresden, wo die Probleme mit fremdenfeindlichen Einstellungen besonders zutage treten. Begegnung öffnet den Blick.“

Antje Creutz will ihren Schülern ethische Werte vermitteln, die ihnen das Elternhaus nicht oder nur begrenzt mitgeben kann: Berührungsängste abbauen, Toleranz, Respekt und friedliche Konfliktlösung leben. Bereits 2013 hatte sie das Modellprojekt gemeinsam mit dem Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte ins Leben gerufen – wider die anfängliche Skepsis mancher Kollegen. Doch das Projekt wird ein Erfolg: 2014 – 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges – fährt die erste Gruppe nach Nordfrankreich. Es sei beeindruckend gewesen, zu erleben, was die Erfahrung, auch mal ernst genommen zu werden und erfolgreich zu sein, mit den Kindern mache. „So viel positive Resonanz hätte ich nicht im Traum für möglich gehalten“, sagt die Lehrerin überwältigt.

Umso größer die Verblüffung, als am letzten Tag vor den Winterferien OB Dirk Hilbert persönlich anklopft. Das beherzte Engagement der Förderschüler in Sachen Aussöhnung hatte die Stadt auf den Plan gerufen. Im Rahmen eines gerade erst von Hilbert ins Leben gerufenen Austauschprogramms für Ober- und Berufsschüler wolle man nun prüfen, „ob eine Förderung dieses deutsch-französischen Projektes ausnahmsweise auch möglich ist, obwohl es sich nicht um ein Projekt mit einer von Dresdens Partnerstädten handelt“, hieß es auf Anfrage. Sobald das Programm juristisch stehe, könne ein entsprechender Antrag gestellt werden. Es solle Schülern einen Auslandsaufenthalt ermöglichen, denen dies sonst aus verschiedenen Gründen verwehrt bleibt, und einen Beitrag zu Internationalität, Weltoffenheit und Toleranz leisten. „Dass das Projekt der Makarenko-Schule diesem Ansinnen entspricht, hat Frau Creutz sehr deutlich gemacht.“

„Für Ende Mai haben wir eine Einladung nach Nancy erhalten“, erzählt Anke Creutz – ein unmittelbares Resultat des ersten Projektes von 2014. Im Rahmen des Programms „Schulen adoptieren Denkmäler“ bewirbt sich das Förderschulzentrum zudem mit seiner Pflegepatenschaft für das Grab des sächsischen Kriegsministers Fabrice und das französischer Kriegsgefangener auf dem Dresdner St. Pauli Friedhof offiziell um den Kinder- und Jugenddenkmalpreis des Freistaates.

Aber auch die Unterstützer werden nicht vergessen: „Sobald wir aus Nancy wieder zurück sind, ist eine Dankesveranstaltung geplant“, so Creutz.