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Und plötzlich stand das ZDF vor der Tür

Das Mittagsmagazin ging im Raschützwald auf die Suche nach interessanten Leuten und kam in Weißig bei Familie Winter raus.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Weißig am Raschütz. Plötzlich standen sie vor der Tür. Ein Reporter, ein Kameramann und ein Mikrofonhalter. Kurz nach Mittag klingelten sie an der Tür der Familie Winter in Weißig am Raschütz. „Wir saßen gerade beim Kaffee“, erinnert sich Jürgen Winter. Das Trio wies sich als Fernsehteam des ZDF-Mittagsmagazins „Drehscheibe“ aus. Dort gibt es die tägliche Rubrik „Expedition Deutschland“. Sie führt die Fernsehleute per Zufallsentscheid irgendwohin in Deutschland. Das ZDF lässt dazu Passanten auf der Straße auf eine Deutschlandkarte mit dem Finger tippen. Und dorthin bricht dann ein Kamerateam auf, um nach interessanten Menschen und Geschichten Ausschau zu halten.

Diesmal traf es Lampertswalde. Oder besser gesagt den Raschützwald. Denn die Koordinaten des Fingertipps führten die Fernsehleute ursprünglich genau dort hin. ZDF-Reporter Michael Bewerunge zeigte sich auch spontan beeindruckt von den vielen entwurzelten Bäumen, die das Sturmtief Herwart Ende Oktober hinterlassen hat. Bei ihrer „Expedition Lampertswalde“ nahm das Trio allerdings den falschen Weg aus dem Wald und fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Schließlich kamen sie in Weißig am Raschütz an und fanden schnell ein Ziel, das sie für interessant hielten. „Sie wollten sich eigentlich die Mühle auf dem Nachbargrundstück ansehen“, erzählt Jürgen Winter, „aber weil sie dort nicht reinkamen, sind sie bei mir hängengeblieben.“

In dem Fernsehbeitrag, der am Dienstagmittag im ZDF zu sehen war, berichtete Jürgen Winter, dass die Mühle noch bis nach dem Krieg Getreide zu Mehl gemahlen hatte und in den 1970er Jahren verkauft wurde.

Als das Kamerateam durch Winters Garten ging, um der Mühle etwas näher zu kommen, erblickte Reporter Michael Bewerunge etwas, womit er hier auf dem flachen Lande und dazu noch am nördlichen Rand Sachsens offensichtlich nicht rechnete: Weinanbau.

„Wir hatten dieses Jahr eine recht gute Ernte“, sagt Winter. Er setze auf resistente Sorten, die man nur düngen und nicht dauernd spritzen muss. Immerhin zwischen 100 bis 150 Flaschen Wein erzeugt er jedes Jahr zum Eigenbedarf für sich und die Familie. Anschließend führte er die ZDF-Leute in den Raum, wo er den neuen Wein in Glasballons keltert. Sowohl Roten als auch Weißen. In der gemütlichen Weinstube der Winters konnte sich dann Bewerunge selbst vom guten Geschmack des Weißiger Flachland-Weines überzeugen.

Etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde soll das Kamerateam da gewesen sein. „Mein Mittagsschlaf war weg“, erinnert sich Winter lächelnd. Bisher sei er noch von niemanden im Dorf über seinen Fernsehauftritt angesprochen worden. „Ich habe es auch keinem erzählt“, sagt er bescheiden. Rein zufällig erhielt die SZ-Lokalredaktion davon Kenntnis, weil der Beitrag noch im Internet gespeichert ist.

Jürgen Winter, der seit zwei Jahren Rentner ist, hat den vermeintlichen Fernsehbericht aus Lampertswalde leider selbst verpasst. Er schalte normalerweise nie mittags den Fernseher ein, betont er. Diesmal hätte er eine Ausnahme gemacht. Wie er vom Kamerateam erfuhr, sei der Beitrag für kommenden Montag vorgesehen. Doch aus irgendeinem Grund wurde er bereits am letzten Dienstag vorgezogen.

www.zdf.de/nachrichten/drehscheibe/drehscheibe-clip-3-570.html (oder im Internet suchen mit den Begriffen „ZDF“, „Drehscheibe“ und „Lampertswalde“)