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Und plötzlich ist alles vorbei

Cristian Fiel und Benjamin Kirsten verabschieden sich von Dynamo Dresden, aber nur als Spieler.

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© Robert Michael

Von Tino Meyer

Auf einmal ist Schluss, Aus, Ende und ein Moment der Stille. Wie weiter, was tun, wo feiern? So richtig haben sie sich ja nicht vorbereiten können, nicht vorbereiten wollen. Keine Ahnung, wie so ein Fußballspiel läuft, erst recht dieses letzte in der Saison gegen noch abstiegsgefährdete Rostocker, dieses letzte für Benjamin Kirsten als Dynamo-Torwart und für Cristian Fiel überhaupt. Gewonnen haben sie zum Abschluss, das steht jetzt fest. Und genossen haben sie auch diese besondere Partie, die so besonders beginnt. Pyrotechnik im Stadion und alle sind begeistert – wann hat es das zuletzt schon mal gegeben?

Augen zu – und genießen mit Ehefrau Sarah.
Augen zu – und genießen mit Ehefrau Sarah. © Robert Michael
Als gelber Rauch aufsteigt, wird der Stellenwert von Kirsten und Fiel bei den Fans noch einmal deutlich.
Als gelber Rauch aufsteigt, wird der Stellenwert von Kirsten und Fiel bei den Fans noch einmal deutlich. © Robert Michael
14.53 Uhr, es ist soweit. Der Kapitän verlässt den Rasen.
14.53 Uhr, es ist soweit. Der Kapitän verlässt den Rasen. © Robert Michael
Dennis Erdmann umarmt seinen Kumpel.
Dennis Erdmann umarmt seinen Kumpel. © Robert Michael

SGD - Hansa: Impressionen vom Spiel

Das Bild des Spiels entstand vor dem Anpfiff: Benjamin Kirsten und Cristian Fiel wurden vor dem Anpfiff der Partie zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock offiziell verabschiedet.
Das Bild des Spiels entstand vor dem Anpfiff: Benjamin Kirsten und Cristian Fiel wurden vor dem Anpfiff der Partie zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock offiziell verabschiedet.
Beide Spieler betraten vor der Partie den Rasen.
Beide Spieler betraten vor der Partie den Rasen.
Im K-Block gab es zum Abschied eine Rauch-Choreo und ein Banner mit dankenden Worten an die beiden Spieler, die seit 2007 (Kirsten) und 2010 (Fiel) im Verein waren.
Im K-Block gab es zum Abschied eine Rauch-Choreo und ein Banner mit dankenden Worten an die beiden Spieler, die seit 2007 (Kirsten) und 2010 (Fiel) im Verein waren.
Als sich der Rauch verzog, begann das Spiel.
Als sich der Rauch verzog, begann das Spiel.
In der ersten Halbzeit ging Rostock durch ein Tor durch Ikeng (ganz rechts) in Führung.
In der ersten Halbzeit ging Rostock durch ein Tor durch Ikeng (ganz rechts) in Führung.
Dynamo blieb dran.
Dynamo blieb dran.
Und Justin Eilers (links) glich vor der Halbzeitpause aus zum 1:1. In der 86. Minute sorgte Sinan Tekerci für den 2:1-Siegtreffer für Dresden.
Und Justin Eilers (links) glich vor der Halbzeitpause aus zum 1:1. In der 86. Minute sorgte Sinan Tekerci für den 2:1-Siegtreffer für Dresden.
Für Cristian Fiel geht mit einer Auswechslung und unter dem tosenden Applaus der Dresdner Fans seine Profi-Karriere zu Ende. Fiel wurde durch Qurin Moll ersetzt.
Für Cristian Fiel geht mit einer Auswechslung und unter dem tosenden Applaus der Dresdner Fans seine Profi-Karriere zu Ende. Fiel wurde durch Qurin Moll ersetzt.
Torwart Benjamin Kirsten (Mitte) beendete das Spiel auf dem Platz. Nach der Partie stand er zusammen mit Cristian Fiel und Fan-Capo Lehmann auf dem Turm im K - Block.
Torwart Benjamin Kirsten (Mitte) beendete das Spiel auf dem Platz. Nach der Partie stand er zusammen mit Cristian Fiel und Fan-Capo Lehmann auf dem Turm im K - Block.

Dynamo-Fanmarsch zum Stadion

Der von den Dresdner Ultras angemeldete Marsch zum Stadion ist friedlich verlaufen. Etwa 2 000 Fans zogen vor dem letzten Saisonspiel durch die Innenstadt.
Der von den Dresdner Ultras angemeldete Marsch zum Stadion ist friedlich verlaufen. Etwa 2 000 Fans zogen vor dem letzten Saisonspiel durch die Innenstadt.
Vom Neumarkt ging es bis zum Stadion.
Vom Neumarkt ging es bis zum Stadion.
Begleitet wurde der Marsch von reichlich Pyrotechnik.
Begleitet wurde der Marsch von reichlich Pyrotechnik.
Ein Aufeinandertreffen mit Fans von Hansa Rostock sollte verhindert werden. Die Polizei sicherte daher den Dresdner Fanmarsch ab.
Ein Aufeinandertreffen mit Fans von Hansa Rostock sollte verhindert werden. Die Polizei sicherte daher den Dresdner Fanmarsch ab.
Einen Einsatz hat es gegen 9 Uhr gegeben: Rund 100 Rostocker Fans hatten in Dresden-Gorbitz versucht, eine Straßenbahn zu nehmen und damit bis in die Innenstadt zu fahren. Die Tram wurde aufgehalten. Der Fanzug von Dynamo wurde nicht behindert.
Einen Einsatz hat es gegen 9 Uhr gegeben: Rund 100 Rostocker Fans hatten in Dresden-Gorbitz versucht, eine Straßenbahn zu nehmen und damit bis in die Innenstadt zu fahren. Die Tram wurde aufgehalten. Der Fanzug von Dynamo wurde nicht behindert.
Auch wenn die Bilder anderes deuten lassen, der Fanmarsch verlief "ruhig".
Auch wenn die Bilder anderes deuten lassen, der Fanmarsch verlief "ruhig".
Schon nach einer halben Stunde waren die Fans vorm Stadion.
Schon nach einer halben Stunde waren die Fans vorm Stadion.
Dort bildete sich dann vor dem K-Block eine Menschentraube.
Dort bildete sich dann vor dem K-Block eine Menschentraube.
Vor und um das Stadion hat sich die Polizei in Stellung gebracht.
Vor und um das Stadion hat sich die Polizei in Stellung gebracht.

Als kurz vor dem Anpfiff im K-Block gelber Rauch aufsteigt, ist klar: Habemus Fußballgötter. Um ihre Choreografie noch eindrucksvoller wirken zu lassen, fehlen sogar die sonst üblicherweise am Zaun hängenden Fanclub-Banner. Nichts und niemand soll diesen emotionalen Moment stören.

„Traumhaft schön. Es war perfekt. Ich bin so dankbar. Ich nehme sogar noch mal eine Siegprämie mit. Was will man mehr“, meint Fiel. In der 67. Minute – für Chronisten: 14.53 Uhr – gibt Trainer Peter Nemeth das Signal zur (verabredeten) Auswechslung. Die Zuschauer stehen auf, die komplette Wechselbank sowieso. Donnernder Applaus, Tränen in den Augen – nicht nur beim 35-Jährigen. „Ich war froh, als er gesagt hat, komm runter. Ich habe gemerkt, es reicht. Da fällt einiges ab. Und jetzt ist es vorbei“, erzählt Fiel.

Später kehrt er doch noch mal auf den Rasen zurück. Mit Bier und Badeschlappen und seiner Frau Diana. Arm in Arm laufen sie im leeren Stadion über den Platz. Wieder Stille, wie schon direkt nach dem Abpfiff, und dazu die nächsten Fragen: Wie soll, wie kann man angemessen gehen?

Auch Kirsten rätselt. „Es ist komisch, solche Abschiedsreden zu halten. Ich bin sehr aufgewühlt, aber glücklich. Die letzten vier Spiele habe ich mit meiner Truppe gewonnen, das ist ein geiler Abschluss. Das war eine Hammerzeit“, sagt der 27-Jährige.

Ab jetzt wird er nur noch genießen und abends feiern, genauso wie Fiel. Die kompletten Familien sind da, die Kinder ganz nah dabei. „Mir fehlen ein bisschen die Worte, es ist so abschließend“, gesteht Kirsten und spricht vom letzten Tag in Schwarz und Gelb. Fiel bietet Trost: „Wenn sich eine Tür im Leben schließt, öffnet sich irgendwo eine andere.“ Er hat es selbst erlebt.