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Und dann fehlt ein Kerzenständer …

Der Dannenbergverein begrüßt zur Transnaturale fast 2 500 Besucher im Schloss Uhyst und wird nachts bestohlen.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Der Schreck sitzt noch tief. Als am vergangenen Sonntagmorgen Fotografin Heike Unverzagt die Tür zum Schloss Uhyst aufschließt, fällt ihr Blick direkt auf das gegenüberliegende Fenster. Es ist mit brachialer Gewalt aufgebrochen. Zwei der großformatigen Bilder der Ausstellung „Uhyst schreibt Geschichte“sind heruntergefallen und beschädigt. Die Fotografen Heike Unverzagt und Thomas Schnabel sind sogenannten „Lost places“ auf der Spur. Auf Deutsch heißt das vergessene Orte. Die Fotografen schauen sich Orte und Gebäude an, in denen scheinbar die Zeit stehen geblieben ist, die mystisch und geheimnisvoll und meist dem Verfall preisgegeben sind.

Offene Türen und eine freundliche Einladung ins Schloss Uhyst verstanden Einbrecher anders als vom Förderverein gemeint.
Offene Türen und eine freundliche Einladung ins Schloss Uhyst verstanden Einbrecher anders als vom Förderverein gemeint. © André Schulze

Gemeinsam mit dem Förderverein Adelspädagogium Dannenberghaus in Uhyst zeigen die Fotografen am Wochenende 16 Bilder, die allesamt in Uhyst entstanden sind, in der Schleiferei, im Dannenberghaus und im Schloss. Mystisch und geheimnisvoll sind die Gebäude allesamt, vergessen aber nicht. Denn die Vereinsmitglieder haben sich auf die Fahnen geschrieben, die für Uhyst wichtigen Gebäude vor dem Verfall zu retten.

Am Wochenende sorgten sie für offene Türen beim Uhyster Schloss, führten durch das Erdgeschoss, wo neben der Foto-Schau auch Informationstafeln zu den historischen Gebäuden ausgestellt waren. Am Sonnabend kamen 500 Neugierige. Am Sonntag wurden sogar 1 960 Besucher begrüßt, sagt Anja Schütze vom Förderverein. Ob unter diesen Besuchern auch die Diebe waren, um auszuspionieren, was zu holen ist? Oder sind die Einbrecher etwa aus Lust auf Zerstörung zum Schloss gekommen? Waren sie auf Geld aus? Oder wollten sie eigentlich eine Nacht im Schloss verbringen?

Vermutungen gibt es viele. Fakt ist, dass sie einen Kerzenständer mitgenommen haben. Dachten sie, dass sie etwas Wertvolles stehlen? Hat er ihnen gefallen? Im vergangenen Jahr hatte sich der Verein 13 solcher hochwertigen Leuchter vor der Schlossausstellung angeschafft. 45 Euro ist einer wert. Die Fotos, 90 mal 60 mal zwei Zentimeter groß, aufgezogen auf klassischer Leinwand, sind jeweils 110 Euro wert. Durch das Zerstören des Fensters sind zwei heruntergefallen und dabei beschädigt worden. „Das war ein Schock für die Fotografin. Aber die Einbrecher hätten ja alles zerstören können, da hatten wir wohl noch Glück“, sagt Anja Schütze.

Später stellen die Vereinsmitglieder fest, dass auch zehn Bücher des Lusatia-Verlages fehlen, die hier zum Kauf angeboten wurden. Der Band „Die Schlacht um Bautzen“ interessierte die Diebe. Das Bier ließen sie stehen. Das Glas mit den Geldspenden von Besuchern hatten Vereinsmitglieder am Sonnabendabend mit nach Hause genommen. Als kurios bezeichnet Anja Schütze den Einbruch und hofft, dass es nicht die Dorfjugend war.

Bald drei Stunden waren Polizisten vor Ort. Die Kriminaltechniker sicherten Spuren, jetzt werde ermittelt, sagt Thomas Jantke vom Lagezentrum der Polizeidirektion in Görlitz. Das zerstörte Fenster nagelten Vereinsmitglieder schon am Sonntag mit Brettern zu.