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Werner Siepmann ist seit 60 Jahren im hiesigen Sportverein. Nächstes Jahr will er den Vorsitz abgeben. Nachfolger gesucht.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Lampertswalde. Seine ersten Vereinsausweise hat er immer noch. Sie sind blau, vorn ist das Emblem der ehemaligen DDR-Sportbundes DTSB zu sehen. Werner Siepmann schlägt einen Ausweis auf. Über dem Stempel der ehemaligen Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Lampertswalde klebt sein Personalfoto. Damals hatte er noch eine volle, schwarze Tolle, so wie sie Anfang der 60er Jahre schick war.

Die Haare sind mittlerweile grau und nicht mehr ganz so dicht wie früher, aber die Begeisterung für den Sport ist geblieben. Am Mittwoch beging Werner Siepmann sein 60. Vereinsjubiläum. Bereits am Montag überreichte der Vorstand des SV Lampertswalde auf seiner Sitzung seinem Vorsitzenden eine Ehrenmedaille. Die Vorstandsmitglieder wissen, was sie an ihrem Werner haben. „Er ist die Krone im Verein und hält alles zusammen“, sagt Manfred Ludewig. „Wenn Werner mal aufhört, hinterlässt er eine große Lücke.“ Denn ein Nachfolger als Vorsitzender sei nicht in Sicht. „Da hängt so viel Arbeit dran. Das ist schon eine Vollzeitstelle“, sagt Ludewig. Es sei schwer, jemanden zu finden, der das alles neben seiner Arbeit managen kann.

Werner Siepmann ist 71 Jahre alt und Rentner. In der Wendezeit, im Herbst 1989, übernahm er das Ehrenamt des Vereinsvorsitzenden vom damaligen SED-Bürgermeister Johannes Krause. „Er war kein Edelkommunist, und ich bin heute noch stolz darauf, dass sein Name in meinem ersten Mitgliedsausweis steht“, sagt Siepmann. Er war selbst in der Partei und wurde deshalb auch manchmal angefeindet. Doch selbst die Dynamo-Stürmerlegende Peter Kotte, dem das DDR-Regime übel mitspielte, ist mit Werner Siepmann befreundet. Er war Kottes Jugendtrainer und Förderer, bevor das Fußballtalent erst zu Stahl Riesa und später zu Dynamo Dresden wechselte.

Siepmann war als junger Mann ebenfalls Stürmer, schaffte es mit Schwarzheide immerhin bis in die Relegation zur 2. DDR-Liga. Doch auch in den zweieinhalb Jahren als aktiver Fußballer bei Schwarzheide blieb er Lok Lampertswalde treu und trainierte hier Nachwuchsmannschaften.

Verein steht gut da

Von 1973 bis 1990 war Werner Siepmann stellvertretender DTSB-Kreisvorsitzender. „Ich hatte das Glück, in dieser Zeit an drei Turn- und Sportfesten in Leipzig mitzuwirken“, erzählt er. Von diesen Erfahrungen profitiert er heute noch, und vor allem in der Nachwendezeit. „Da brach alles zusammen“, erzählt er. „Ein paar Aufrechte haben den Verein zusammengehalten.“

Heute steht der SV Lampertswalde wieder gut da. Mehr als 400 Mitglieder treiben in acht Abteilungen Sport. Seit einiger Zeit wird Werner Siepmann von Claudia Jopke unterstützt. Die vierfache Mutter, die auch ein Nagelstudio betreibt, hat neuen Schwung in das Vereinsbüro gebracht. Die Wände sind hell gestrichen, die Möbel neu, die vielen Hefter und Pokale ordentlich sortiert, und auch bei dem ganzen Schreibkram, der anfällt, geht sie helfend zur Hand. Werner Siepmann hält die Volleyballerin für eine sehr gute Kandidatin als Nachfolger. „Die Veranlagung hat sie dazu“, sagt der 71-Jährige würdigend. „Ein Jahr muss ich aber noch kämpfen“, so Siepmann. 2017 will er nach mehr als einem Vierteljahrhundert den Staffelstab des Vereinsvorsitzenden endlich weitergeben.