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Umzugsservice für Waldameisen

Ameisenhügel im Garten sorgen nicht immer für Freude. Sie einfach zu zerstören, kann aber teuer werden.

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Von Peggy Zill

Die Umzugshelfer kommen in den frühen Morgenstunden, wenn es noch dunkel ist und die Ameisen nicht aktiv sind. Mit Gummistiefeln und Handschuhen versuchen sie sich so gut es geht, vor den Krabbeltieren zu schützen. Die Insekten werden dann samt ihrer Behausung innerhalb weniger Minuten in Tonnen oder Säcke gepackt und an einen Ort gebracht, wo sie niemanden stören. „Die Erfolgsquote bei der Umsiedlung liegt bei 50 bis 60 Prozent“, erklärt Bernd Oppermann. Der Landratsamtsmitarbeiter beschäftigt sich vor allem mit Naturschutzgebieten und ist seit vergangenem Jahr ausgebildeter Ameisenheger. Wenn irgendwo Konflikte zwischen Mensch und Ameise entstehen, wird er gerufen und entscheidet, ob es für den Menschen zumutbar ist, das Krabbeln zu akzeptieren, oder ob eine Umsiedlung nötig ist. Diesen exklusiven Service gibt es allerdings nur für die streng geschützten Arten, wie die rote und die kahlrückige Waldameise.

Ameisen beim Freilichttheater

Ein alter Friedhof in Freiberg ist bei diesen besonders beliebt. Sobald die Insekten aber den Grabstellen zu nah kommen, fühlen sich Besucher belästigt. Fünf- bis sechsmal im Jahr gibt es deshalb Beschwerden bei der Kirchgemeinde. Dann muss die Naturschutzbehörde informiert werden. Denn die Hügel einfach zu zerstören, ist ein Straftatbestand. Nur sogenannte Ameisenheger dürfen die Völker umsetzen. Bernd Oppermann hat sich zwar in den vergangenen zwei Jahren dazu ausbilden lassen, übernimmt allerdings keine Umsiedlungen und die wären auch nur in begründeten Ausnahmefällen möglich. „Ameisen sind extrem nützlich. Sie vertilgen eine Unmenge an Schädlingen und greifen den Menschen auch nicht an“, sagt er. An bestimmten Stellen sei ihre Anwesenheit dennoch störend. Wenn die Ameisen zu Beispiel ins Haus kommen oder über Spielplätze krabbeln. Anders sah es zum Beispiel an einer Freilichtbühne in Niederbobritzsch aus. „Die Gemeinde wollte, dass sieben bis acht Nester wegkommen. Dabei wird die Bühne selten genutzt und man kann die Tiere während der Veranstaltung durch Fütterung ohne Probleme ablenken“, erklärt Bernd Oppermann.

Zu offiziellen Umsiedlungen kommt es eher selten. Das Umsetzen der Nester kostet zwischen 100 und 150 Euro, je nachdem wie groß das Nest ist und wo es hingebracht werden soll. Das schreckt viele ab, vermutet Oppermann. Dass unerlaubt ein Nest zerstört wurde, sei ihm aber noch nicht zu Ohren gekommen. Wer erwischt wird, muss mindestens mit einer Geldstrafe rechnen.

Mehrere Königinnen

Und wer keine Ahnung hat, dem bringt eine illegale Umsiedlung vermutlich auch nichts. Denn nur wenn die Königin auch mit umgezogen ist, funktioniert es. Die rote Waldameise und die kahlrückige Waldameise kommen in unserer Gegend am häufigsten vor, lassen sich aber nur schwer unterscheiden. Die rote Waldameise hat nur eine Königin, die kahlrückige mehrere und die Kolonien breiten sich immer weiter aus. Wer sich nicht sicher ist, um welche Ameisenart es sich handelt, der kann sich bei der Unteren Naturschutzbehörde schlau machen. Sollte eine Genehmigung für eine Umsiedlung erteilt werden, muss ein Ameisenheger beauftragt werden. Kontaktdaten gibt es im Landratsamt.