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Umzug bei Nomos

Der Uhrenhersteller nimmt in Schlottwitz eine neue Produktionsstätte in Betrieb. Davon hat auch der Ortsteil etwas.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Schlottwitz. Stefan Friedrich sitzt am Uhrmachertisch und konzentriert sich auf die kleine Werkplatte. Geschickt drückt er den kleinen Stift hinein. Dass hinter ihm noch Umzugskisten stehen, stört den 31-jährigen Uhrmacher nicht. Er hat sich offenbar schon gut eingelebt. Erst seit Anfang der Woche arbeitet er an diesem Arbeitsplatz. „Mir gefällt es hier“, sagt er. Hier, das ist das neue Produktionsgebäude, das der Uhrenhersteller Nomos Glashütte für 1,8 Millionen Euro in Niederschlottwitz neben dem Netto errichten ließ. Ende August wurden die Arbeiten abgeschlossen, Anfang September begann der Umzug. Und den managt Steffen Kluge. Er ist Fertigungsleiter und Chef der neuen Schlottwitzer Betriebsstätte. Um den Produktionsausfall möglichst gering zu halten, hat er sich mit seinen Kollegen einen Plan gemacht.

Nicht mit Beton, sondern mit Holz wurde das Gebäude verkleidet.
Nicht mit Beton, sondern mit Holz wurde das Gebäude verkleidet. © Egbert Kamprath
Fertigungsleiter Steffen Kluge zeigt die im Bauhausstil eingerichtete Kantine.
Fertigungsleiter Steffen Kluge zeigt die im Bauhausstil eingerichtete Kantine. © Egbert Kamprath

Zuerst sollten die Kollegen der Vormontage umziehen. Und so ist es gekommen. Vor genau einer Woche haben sie ihre bisherige Produktionsstätte im früheren Bahnhotel an der Altenberger Straße in Glashütte verlassen. Ihre Arbeitsutensilien wurden nach Schlottwitz gebracht, hier wieder aufgebaut. „Seit Anfang der Woche arbeiten die Kollegen wieder“, berichtet Fertigungsleiter Kluge. Nun ziehen die anderen Abteilungen nach, die Fräserei und die Dreherei. Beide waren bisher im früheren Bahnhof untergebracht. Sie arbeiten mit großen Maschinen, die zum Teil auch demontiert und mit einem Gabelstapler verladen werden müssen. Deshalb dauert dieser Umzug länger. „Nächste Woche soll die Dreherei wieder arbeiten, am 18. September dann die Fräserei“, erklärt Kluge. Damit wäre der Umzug abgeschlossen.

„Sicher wird es noch eine Weile dauern, bis sich alles eingespielt hat.“ Doch der Fertigungschef ist zuversichtlich. Viele Mitarbeiter haben Erfahrungen mit Umzügen. Denn durch das stetige Wachstum des Uhrenherstellers, der knapp 300 Mitarbeiter hat, ist auch die Produktionsfläche gewachsen. Uhrmacher Stefan Friedrich ist allein schon fünfmal umgezogen. Dabei wechselte er sogar die Gebäude: Bahnhof, Chronometrie, altes Bahnhotel. Nun ist er in Schlottwitz. Damit haben sich die Arbeitsbedingungen verbessert, sagt er. „Wenn ich mit einem Kollegen etwas zu besprechen habe, gehe ich einfach um die Ecke.“ In Glashütte war das nicht immer so einfach. Denn die Fertigung arbeitete an zwei verschiedenen Standorten. Das empfand nicht nur die Geschäftsführung um Uwe Ahrendt als ungünstig, sondern auch die Belegschaft, erzählt der Fertigungsleiter.

Deshalb sei man erleichtert gewesen, als die Geschäftsführung den Plan für die Betriebsstätte vorlegte und schnell realisierte. Dass die neue Halle räumlich so weit vom Haupthaus getrennt ist, empfindet Steffen Kluge nicht als Nachteil. Schließlich habe man die Abteilungen entsprechend aufgeteilt. In Glashütte werden die Uhren montiert, in Schlottwitz werden die Teile dafür produziert. Hier werden die Teilchen gedreht, gefräst, erodiert und gereinigt. All das geschieht in einer ebenerdigen Fertigteilhalle. Die Vorteile liegen für den Fertigungschef auf der Hand. Da alle Kollegen unter einem Dach arbeiten, sind die Wege kürzer. Dadurch könne man sich besser abstimmen und flexibler reagieren. Auch sonst stimmen die Bedingungen hier. Nomos Glashütte hat im Haus auch Platz für eine großzügige Kantine gelassen, in der die rund 40 Mitarbeiter Mittag essen und Kaffee trinken können.

Doch nicht nur an die eigenen Mitarbeiter hat Nomos gedacht – sondern auch an die Umwelt. Das Gebäude, das mit Holz verkleidet ist, kommt ohne Gas- und Elektroheizung aus. Ein Teil der nötigen Wärme wird aus der Erde gewonnen, der andere Teil durch Wärmetausch aus der warmen Luft, die in der Produktion entsteht. Damit bleibt sich das Unternehmen treu. Denn es bezieht nicht nur konsequent Ökostrom, sondern nahm auch am ökologischen Projekt für Integrierte Umwelt-Technik, kurz Ökoprofit, teil. Dessen Ziel war es, Ressourcen wie etwa Wasser und Strom noch mehr zu schonen. Aber auch nach außen zeigt der Uhrenhersteller seine grüne Seite. Zwischen der Straße und dem Parkplatz werden in den nächsten Wochen noch Sträucher und Bäume gepflanzt.