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Umweltposse an Schwarzes Teich

Weil jetzt alles Wasser in Kanäle abgeleitet wird, bekommt der Teich kaum noch Wasser. Trotzdem soll er demnächst teuer saniert werden.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Vor wenigen Tagen berichtete die SZ über die geplante Sanierung des beliebten Volkstreffpunktes im Lindenauer Waldpark, Schwarzes Teich. Derzeit hat der Teich nur noch eine trüb-grüne Lache von Wasser. Jetzt meldete sich Anwohner Wolfgang Hermann von der Jägerhofstraße und beschrieb, dass der Zustand des Teiches – trotz Sanierung – wahrscheinlich weiter so erbärmlich bleiben wird, weil kaum Wasser zufließen kann.

Die Geschichte beginnt vor mehr als 100 Jahren. Stadtbaumeister Umlauft hat damals ein Entwässerungssystem mit einem Ziegelkanal und einem 300-Millimeter-Tonrohr anlegen lassen, damit auf der Lindenauer Höhe gebaut werden kann und die Häuser nicht nass werden. Schichtenwasser in einem bis drei Meter Tiefe tritt hier aus dem felsigen Untergrund immer wieder hervor.

Mit den Ableitungen und dem Wasser ist Umlauft damals sinnvoll umgegangen. Aus dem Tonrohr lief das Wasser erst in Jerischs Teich, dessen Überlauf in Riedrichs Teich und von dort wiederum in Schwarzes Teich. Ein komplettes Ökosystem würden Umweltschützer heute sagen. In den Teichen siedelten Enten und brüteten ihre Jungen aus. Frösche quakten, Kröten laichten hier. Wolfgang Hermann kann sich gut daran erinnern. „Das war noch bis vor wenigen Jahren so.“

Die Veränderung begann, als das Tonrohr mal verstopft war. Männer aus den umliegenden Grundstücken wollten den Fehler mit Eisenstangen finden und beschädigten beim Stochern in der Wiese das Rohr. An der kaputten Stelle tritt das Wasser zutage und überschwemmt teils die Wiese von Joachim Aschenbach. Damit sein Grundstück nicht versumpft, hat sich der Anwohner vor gut einem Jahr daran gemacht, alles zu reparieren und ein neues Rohr zum ersten – Jirischs – Teich zu legen.

Doch das hat jemand an die Umweltbehörde gemeldet. Von dort kam nicht nur das Verbot weiterzubauen. Er musste sogar bereits verlegte Rohre wieder rausreißen. Der Anlass für das rigorose Verbot, so sagt Anwohner Hermann: Rund um das Austrittsloch ist auf etwa zwei Quadratmetern Schilf gewachsen. Ein Biotop, welches erhalten werden müsse. Joachim Aschenbach sagt, dass sogar seine ganze Wiese als Biotop gilt.

„Hinzu kommt“, so Anwohner Hermann, dass mittlerweile alles Wasser aus den umliegenden Straßen nicht mehr in den alten Kanal fließt, sondern über einen neuen Hauptsammler unter dem Kiesgrubenweg ab- und vorbei an den Teichen geleitet wird.

Das Ergebnis ist in diesem Sommer besonders drastisch zu sehen: Jirichs Teich ist nur noch ein trockenes Sumpfloch. Riedrichs Teich eine jämmerliche Pfütze. Anwohner Hermann sagt, dass hier und in Schwarzes Teich bis zu zehn Entenpaare jährlich brüteten. Dieses Frühjahr war es gerade noch eine Ente mit vier Jungen. Drei der vier Kleinen hat der Fuchs geholt, weil die Tiere sich nicht aufs Wasser retten konnten.

Vom Sachgebiet Stadtgrün im Radebeuler Rathaus wird zwar versucht, den Zustand etwas zu verbessern. Die Leiterin Heike Funke hat vom Kiesgrubenweg eine Leitung abzweigen lassen, die möglicherweise Schwarzes Teich speisen soll, doch die oberen Teiche würden dabei leer ausgehen. Zumal die gerade in Arbeit befindliche Kanalisierung in der Oberen Burgstraße, von der Friedensburg bis runter, auch komplett in den neuen Kanal und nicht Richtung Schwarzes Teich geleitet wird.

Ab September soll der vom Chorsingen und Familientreffs bekannte Teich saniert werden. Schlamm raus, den alten Abfluss wieder freilegen, viel Geld ausgeben. Doch das eigentliche Zuflusswasser für den Teich wird immer dünner oder gar nicht fließen. Selbst in trockensten Sommern, so Wolfgang Herrmann, tritt hier noch Schichtenwasser zutage. Das ist nun offenbar vorbei.

Die SZ hat bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt nachgefragt, warum so mit dem Wasserzulauf umgegangen wird. Die Antwort dazu lautet: Der Zulauf des Schwarzen Teichs bestand aus einem kleinen Graben, der kürzlich unzulässig verrohrt wurde. Die Naturschutzbehörde hat die Verrohrung aus Gründen des Biotopschutzes unterbunden. Der Zulauf von Schwarzes Teich wird zukünftig wieder über einen offenliegenden Graben erfolgen.

Von der Stadt Radebeul heißt es dazu: Schwarzes Teich und die vorgeschalteten Teiche werden auch weiterhin durch das Schichtenwasser gespeist. Wie, wird nicht gesagt. Die Planung mit dem Abzweig von der Kanalisation wurde wieder verworfen. Sie war aus naturschutzfachlicher Sicht nicht umsetzbar. Wahrscheinlich ab Mitte September werde Schwarzes Teich entschlammt. Der Mönch wird als Überlauf neu angelegt und der Ablauf mehr vom Waldrand weg verlegt.

Dennoch sagt Wolfgang Hermann: „Die hätten doch einfach mal die Anwohner fragen müssen, wie das Ökosystem hier vor Ort funktioniert.“ Dann wäre nicht für zwei Quadratmeter angebliches Biotop ein noch viel größeres Biotop geopfert worden. Er und wohl auch andere Radebeuler hoffen, dass in letzter Minute doch noch ein Umdenken passiert. Nicht zuletzt auch, weil Schwarzes Teich als beliebter Jahrestreff der Radebeuler Chöre diente. In diesem Jahr wurde das Treffen und Chorsingen an Schwarzes Teich abgesagt – wegen des jämmerlichen Zustands.