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Umschulung mit Jobgarantie

Seit mehr als 120 Jahren werden in Roßwein Metallberufe und Techniker ausgebildet. Ein Preis soll Firmen auf die Absolventen aufmerksam machen.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Roßwein. Der staatlich geprüfte Techniker soll in der Gesellschaft mehr Anerkennung erhalten, sagt Bernd Reinshagen, Regionalgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, zur Auftaktveranstaltung für den Technikerpreis 2017. „Wir wollen einen Beitrag zur Fachkräfteentwicklung des Freistaates leisten“, meint er. Als Ort für den Auftakt haben die Organisatoren das Mitteldeutsche Fachzentrum Metall und Technik (MFM) in Roßwein gewählt. Denn dort erfolgt die Technikerausbildung auf verschiedenen Gebieten.

„Die berufliche Bildung ist etwas in den Hintergrund geraten“, meint MFM-Geschäftsführer Diether Hils. Aber sie sei das Rückgrat des Erfolgs der Unternehmen. „Wir brauchen gute Praktiker.“ Und die werden in Roßwein bereits seit mehr als 120 Jahren ausgebildet. 1894 wurde die erste überbetriebliche Bildungseinrichtung, die Deutsche Schlosserschule, gegründet. „Hier war schon immer das Metall Zuhause“, meint Hils. Der Schlosser- folgte die Ingenieurschule und dieser die Fachhochschule mit dem Studiengang Stahl- und Metallbau. Die Zeiten hätten sich geändert, aber das Metallfachzentrum sei dem Standort Roßwein treu geblieben.

Die Ausbildung dort erfolgt in vier Fachbereichen. Begonnen wird schon mit den Achtklässlern. „Mit 300 jungen Leuten aus acht Schulen simulieren wir in zehn Tagen den betrieblichen Ablauf“, erklärt Diether Hils. In dieser Zeit bauen die Jugendlichen einen kleinen Roboter und lernen den Weg vom Auftragseingang über die Fertigung bis zur Auslieferung kennen. „Zum Schluss haben sie verstanden, dass alle Bereiche zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich zu sein“, so der Geschäftsführer.

Gut angenommen werden auch ausbildungsbegleitende Lehrgänge und Umschulungen in den Bereichen Metallbau und Schweißtechnik. Letztere erfolgen in Kooperation mit Unternehmen in Mittelsachsen. Wenn jemand eine Umschulung beginne, habe er bereits einen Arbeitsplatz in Aussicht. „Bisher haben wir eine Trefferquote von hundert Prozent.“

Bei dem dritten Standbein, der Meisterausbildung, liegt der Schwerpunkt beim Industriemeister. Dabei gibt es auch ungewöhnliche Projekte. „Gerade haben wir eins mit der Justizvollzugsanstalt Waldheim abgeschlossen“, erklärt Hils.

Top modern ausgestattet sei das MFM mit CNC-Technik. Auch das Schweißen gehöre zur Metalltechnik. „Wir haben eine Ausbildungswerkstatt, in der wir fast alle Verfahren anbieten können“, sagt er.

Als Spezialität bezeichnet Hils die Aufzugstechnik. Gemeinsam mit 18 Firmen sei das MFM dabei, den Bereich wieder aufzubauen, den es vom Zentrum für Förder- und Aufzugstechnik (ZFA) übernommen hat. „Wir schulen bundes- und europaweit Aufzugstechniker.“ Der Vorteil sei, dass sie im Freifallturm einen Aufzug aufbauen können. Dabei gibt es zwei Praxismodule für den Neubau von Aufzügen und für Servicekräfte. Der Erfolg in allen Bereichen sei nur durch Bildung zu erreichen, so Hils.

Dem pflichtet der Präsident des Sächsischen Landtages Matthias Rößler bei. Er ist der Schirmherr des Technikerpreises. „Er soll helfen, der Wirtschaft die Qualitäten eines staatlich geprüften Technikers nahe zu bringen“, meint er. Denn der Preis orientiere sich daran, was die Wirtschaft brauche: eine enge Verzahnung zwischen theoretischer Ausbildung und Praxis.

Der Wettbewerb

Um den Technikerpreis 2017 können sich Absolventen aller 16 Fachschulen in Sachsen, die einen Techniker-Abschluss anbieten, bewerben.

Abschlussarbeiten werden in den Fachrichtungen Maschinen-, Bau- und Elektrotechnik sowie einer freien Kategorie angenommen.

Bis zum 16. Juni sollten die Arbeiten bei der DPFA Akademiegruppe Chemnitz abgegeben sein.

Nach der Bewertung durch eine Fachjury werden die vier Erstplatzierten am 23. Juni während einer Festveranstaltung geehrt und erhalten ein Preisgeld in Höhe von je 1 000 Euro.