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Umleitung kostet Parkplätze

Bewohner der Goethestraße wollen Lärm und fehlende Flächen nicht akzeptieren. Die Stadt sagt, sie müssten da durch.

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© Thomas Eichler

Von Marcus Scholz

Löbau. Eigentlich liegt die Goethestraße in einem ruhigen Viertel. So beschreibt es zumindest Anwohnerin Helgard Schwär, die schon seit Jahren dort ihr Zuhause hat. Doch seit in Löbau der Kreiselbau begonnen hat und dadurch die Verkehrsführung in der Stadt geändert worden ist, ist es mit der Ruhe auf der Goethestraße, die genau zwischen August-Bebel- und Äußerer Bautzner Straße liegt, vorbei. „Sonst haben wir mit dem Lärm der nistenden Krähen zu kämpfen, und jetzt kommt auch noch der Verkehrslärm dazu“, sagt Frau Schwär stellvertretend für die Anwohner der Straße. Die Geräuschkulisse habe durch die Umleitung, welche Verkehrsteilnehmern ermöglicht, die August-Bebel- und die Äußere Bautzner Straße in zwei Richtungen zu befahren, deutlich zugenommen.

Aber nicht nur das: Frau Schwär hat noch mehr Kritikpunkte, die sie seit Inkrafttreten der Umleitung ausgemacht hat. Zum Beispiel das Verhalten der Autofahrer. Zu Beginn seien alle noch vorsichtig gefahren. Mittlerweile habe sich das aber geändert, und es werde wieder schnell gefahren. „Zu schnell“, wie die Anwohnerin findet. Sie selbst würde sich wegen der rasanten Fahrweise einiger Verkehrsteilnehmer nicht mehr richtig mit dem Auto aus ihrer Garage trauen, die sich direkt hinter der Kurve am Johanniter-Kinderhaus befindet. „Kommt einer zu schnell um die Kurve, ist es eine Sache von Sekunden, bis ein Unfall passiert“, so die Löbauerin. Zusammen mit anderen Anwohnern hat sich Helgard Schwär deswegen bereits an die Stadtverwaltung gewandt. Auch, weil auf der Goethestraße wegen der Umleitung kaum noch Platz zum Parken sei. „Alle, die zum Arzt, der Kita oder zur Kirche wollen, nutzen unsere Parkplätze vor den Häusern“, sagt sie und fordert festgelegte Anwohnerparkplätze. Denn dann löse sich das Problem von allein, so Frau Schwär.

Bei der Stadt sind diese Sorgen bekannt. „Wir stehen seit Längerem im Schriftverkehr mit den Anwohnern der Goethestraße“, sagt Sprecherin Eva Mentele. Sie teilt mit, dass die Stadt beim Thema Parken eine klare Linie fahre. „Solange die geänderte Verkehrsführung Bestand hat, wird es keine festen Anwohnerparkplätze geben. So viele Häuser stehen dort nicht“, so Frau Mentele. Zwar könne die Situation für Anwohner manchmal problematisch sein, allerdings müsse man sich damit wohl oder übel anfreunden. „Viele, die nicht dort wohnen, aber dennoch parken, stehen ja nur für kurze Zeit auf den Parkflächen“, so die Stadtsprecherin. Als Beispiel nennt sie Eltern von Kindern, die ihre Kleinen in die nahe Kita bringen. Für die Zeit nach der Umleitung sei aber vorstellbar, dass Anwohner der Goethestraße einen festen Parkplatz vor ihrem Haus reservieren können. „Wir haben schon einmal darüber nachgedacht“, sagt Frau Mentele. Gedanken hat sich die Stadt auch über das erlaubte Tempo 50 auf der August-Bebel-Straße gemacht. Das Fazit: Die vorgegebene Geschwindigkeit sei gerechtfertigt. „Wir haben Messungen vorgenommen und festgestellt, dass keiner zu schnell gefahren ist“, so Eva Mentele. Weitere Messungen seien geplant. Insgesamt steht die Stadt derzeit aber auf dem Standpunkt, dass sich die Verkehrsteilnehmer eher vorsichtig über die Umleitungsstrecke bewegen.

Für Helgard Schwär und die übrigen Anwohner ist das ein schwacher Trost. Grundsätzlich sei der Kreiselbau ja eine gute Sache, so die Löbauerin. „Dann muss man aber für genügend Sicherheit sorgen“, sagt sie. Bis es wieder auf der Goethestraße ruhig wird, dauert es noch. „Bis dahin ist unsere eigentlich gehobene Wohnlage ruiniert“, sagt Frau Schwär.