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Umbau statt Abriss

Der Wohnblock in der Heinz-Steyer-Straße sollte eigentlich verschwinden. Doch nun kommt alles ganz anders.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Nicht erst seit diesem Jahr haben die großen Vermieter in Riesa mit dem Wohnungsleerstand zu kämpfen. Die Konsequenz ist klar: Es muss abgerissen werden. In den vergangenen Jahren verschwanden so beispielsweise die Wohnblöcke an der Villerupter und der Erfurter Straße in Weida. Auch im Karl-Marx-Ring wird derzeit zurückgebaut.

Ein ähnliches Schicksal drohte auch dem Wohnblock Heinz-Steyer-Straße 11 bis 17 – bis vor Kurzem. Die Häuser im Stadtteil Merzdorf waren eigentlich schon leergezogen. Doch statt der Abrissbirne rücken nun Handwerker an, um die Häuser wieder bezugsfertig zu machen. Das hat die Wohnungsgenossenschaft (WG) Riesa jetzt mitgeteilt. Grund für die geänderte Planung sei eine Änderung im Schulkonzept der Stadt, von der insbesondere Gröba und Merzdorf betroffen seien.

Nachdem im vergangenen Jahr das Schulzentrum gescheitert war, hatte sich der Stadtrat dazu entschlossen, die Oberschule Am Merzdorfer Park zu erhalten. Und auch der Grundschulstandort in Merzdorf bleibt erhalten. Die Wohnungsgenossenschaft geht deshalb davon aus, „dass dort der Bedarf an größeren, familiengeeigneten Wohnungen steigt“. Schließlich ist ein Kriterium bei der Wohnungssuche ein kurzer Schulweg für das eigene Kind. Für die Häuser an der Heinz-Steyer-Straße heißt das: Sanierung statt Abriss.

Neue Mieter sollen mitentscheiden

Von außen werden sich laut WG Riesa die Veränderungen in Grenzen halten. Dach und Wärmedämmfassade könnten erhalten bleiben, nur einige Fenster sollen vergrößert werden. Markanteste Änderungen wären zwei neue Vorhäuser und neue Balkone. Das Innere soll dagegen vollständig umgebaut werden.

Speziell die alten Grundrisse genügen nicht mehr aktuellen Maßstäben, wie die Wohnungsgenossenschaft betont. Das Wohnzimmer sei viel zu klein, das Bad ebenfalls unzureichend. Aus den bisher 32 jeweils 59 Quadratmeter großen Wohnungen sollen deshalb 24 Wohnungen in drei verschiedenen Größen entstehen. Die kleinsten Wohnungen hätten dann eine Wohnfläche von 54 Quadratmetern, die größten wären 96 Quadratmeter groß.

Außerdem soll in jedem der vier Stockwerke ein Abstellraum für Kinderwägen oder Rollatoren eingerichtet werden. Zudem möchte die Wohnungsgenossenschaft in zwei der ehemals vier Treppenhäuser Fahrstühle einbauen lassen. Es ist nicht der einzige Punkt, in dem sich der Vermieter auf die Überalterung der Gesellschaft einstellt. So sollen die Duschen beispielsweise ebenerdig gebaut sein, so wie generell auf Schwellen verzichtet wird. Trotz dieser angestrebten Barrierefreiheit sollen die Wohnungen laut WG Riesa „ein neues Angebot insbesondere für Familien mit ein oder zwei Kindern“ sein.

Eine Besonderheit: Die künftigen Mieter sollen bei einzelnen Wohnungen mitentscheiden können, „ob die Küche als separater Raum oder als offener Wohnbereich mit in das Wohnzimmer integriert werden soll“.

Diese geplanten Umbauten erfordern einen großen Aufwand, schreibt die Genossenschaft. Wegen der Neuaufteilung der Grundrisse sei beispielsweise eine komplett neue Heizungsanlage notwendig, außerdem müssten neue Wasser- und Abwasseranschlüsse verlegt werden – ganz zu schweigen von den Oberflächenarbeiten an Wänden, Türen und Fußböden.

Allzu lang soll es trotzdem nicht dauern, ehe die Wohnungen bezugsfertig sind. „Die Fertigstellung und damit Mietbeginn ist für Anfang April 2017 geplant“, teilt die Wohnungsgenossenschaft mit. Schon jetzt bemüht sich der Großvermieter aber um Mieter für die Wohnungen, um deren Wünsche bei Planung und Bau noch berücksichtigen zu können.

Auch wenn der Wohnblock an der Heinz-Steyer-Straße nun zum „Leuchtturm des kommenden Jahres“ erklärt wird: Eine Trendwende in Sachen Wohnungsrückbau bedeutet das nicht. Auch für die Zukunft rechnet die Wohnungsgenossenschaft laut ihrem Jahresbericht damit, dass die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt sinken wird. Auf Abrisse und Rückbauten werde man auch in Zukunft nicht verzichten können, erklärt die WG-Vorstandsvorsitzende Kerstin Kluge. „Auch eine Genossenschaft ist ein Unternehmen und muss Produkte vom Markt nehmen können, wenn die Nachfrage fehlt.“

www.wg-riesa.de