Merken

Umbau im Weixdorfer Waldbadhaus

Immer mehr Landgasthöfe schließen. Gerd Weber in Weixdorf stellt sich mit seinem erfolgreichen Konzept gegen den Trend.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Ulrike Kirsten

Gerd Weber hat ein Ziel. Endlich ankommen. Den Gipfel erreichen. Sein persönlicher Mount Everest steht auf dem Großteichdamm 1 in Weixdorf. Rote Backsteine, mintfarbene Fensterrahmen, fast alles originalgetreu wiederhergerichtet. Im Vorgarten bedeckt eine riesige Plane Gerd Webers derzeitigen Arbeitsplatz. Das Haus, das er vor etwa sechs Jahren gekauft hat, muss trockengelegt werden, damit die Wände in den Lagerräumen abtrocknen und saniert werden können.

Bevor sich der Gastronom dem Lokal annahm, hatte es mehrere Jahre leer gestanden, der Zustand des Gebäudes verschlechterte sich zusehends. 2006 schrieb die Stadt das Objekt aus. Ohne Erfolg. Bis Weber den Zuschlag für das Waldbadhaus bekam und das Gebäude wieder als Gasthaus herrichtete. Allein in Weixdorf mussten von 2009 bis 2012 fünf Gastronomie-Betriebe dichtmachen. Das Waldbadhaus, 1926 eröffnet und seitdem als Gaststätte genutzt, saniert der Dresdner, seit er es 2009 erworben hat, Schritt für Schritt.

Den anstehenden Winter nutzt der Gastronom jetzt, um eine neue Außentreppe zu bauen. Anschließend soll auch die Küche verändert werden. „Viele Jahre hatte sich hier kaum etwas getan, sodass ich vieles erneuern musste. Baulich ist für uns dann der Gipfel erreicht“, sagt Gerd Weber. Im Obergeschoss ist eine Ferienwohnung entstanden, im Seegeschoss finden regelmäßig Geburtstagesfeiern, Polterabende und Hochzeiten statt. Etwa 100 Feiern pro Jahr. Mit dem Konzept seiner „Feiermanufaktur“ war er bereits im Zschonergrundbad erfolgreich und bietet es außerdem im Kulturhaus in Cotta an.

Dieses sichert Weber sein Einkommen und den Betrieb des Waldbadhauses, das er bis hierhin nur mit der Hilfe seiner Familie und einigen guten Freunden saniert. „Das Konzept, hier Feiern auszurichten, hat das Haus gerettet.“ Im Garten hatte Weber, der zwei Handwerksberufe erlernt und sich später zum Fachkaufmann für Marketing fortgebildet hat, bis zu diesem Sommer einen Sonntagsbiergarten angeboten. Für Besucher und Badegäste. Denn die Gaststätte liegt direkt am Weixdorfer Waldbad. Die Eigentümer des Bades, die Dresdner Bäder GmbH und ihr Vorgänger der Eigenbetrieb Sportstätten, wollten immer einen Zaun zwischen beiden Grundstücken bauen, um diese besser voneinander abzugrenzen. Diesen gibt es nun seit dem Frühjahr. „Damit soll es weniger Grenzverletzungen durch unsere Gäste geben. Gleichzeitig haben Siedler und Badegäste aber keine Möglichkeit mehr, unser Imbiss-Angebot zu nutzen“, sagt Gerd Weber.

Komplizierte Hierarchien am Teich

Von den glorreichen Zeiten, als in den 1970er-Jahren rund 200 000 Besucher pro Jahr ins Bad kamen, spürt der Gastronom längst nichts mehr. 2011 waren es nur noch etwa 4 000 Badegäste. „Wir haben den Biergarten gern angeboten, vor allem für unsere Stammgäste. Gelohnt hat er sich allerdings nie. Im vergangenen Jahr hat er nicht mal mehr die Kosten gedeckt“, sagt Weber. Seit einigen Jahren werden das Bad und zugehöriges Gelände fast nur noch von Siedlern genutzt, die dort kleine Bungalows haben. Zuletzt haben sich einige über Webers Veranstaltungen beschwert. „Die Gründe waren stark übertrieben, teilweise falsch dargestellt”, sagt Weber. „Die Hierarchien am Teich sind sehr kompliziert. Teile der Siedlerschaft betrachten das Bad als ihr Bad, plakatieren das auch so und hatten den Anspruch auch an die Gaststätte.“

Doch Unternehmer Weber macht bei seinen Gästen keinen Unterschied. Der Widerstand mancher Siedler ist für ihn deshalb vollkommen irrational. „Ich würde mir wünschen, dass wir miteinander, statt übereinander reden. Auch dafür war der Sonntagsbiergarten gedacht, als Angebot zusammen ins Gespräch zu kommen.“

Nächste Veranstaltung: 21. Dezember, 11 bis 14 Uhr Adventsbasteln mit dem Verein „Bernstein. Abenteuer (er)leben“, Plätzchen backen mit Kindern und Mittag in der Waldkantine, Eintritt frei, www.feiermanufaktur.de