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Ullersdorf unter Schock

Nach dem Fund der Babyleiche sind die Anwohner entsetzt. Die Polizei gibt weitere Details des Falles bekannt.

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© Christian Essler

Von Thomas Drendel

Ullersdorf. Gepflegte Vorgärten, schicke Einfamilienhäuser: Hier wohnen Beamte, Mitarbeiter von Dresdner Firmen, Freiberufler. Im Radeberger Ortsteil Ullersdorf scheint die Welt in Ordnung. Doch seit Donnerstagnachmittag steht der Ortsteil unter Schock. Gegen 14 Uhr war in einem Einfamilienhaus am Prießnitzblick ein totes Baby gefunden worden. Frank-Peter Wieth (CDU), Ortsvorsteher von Ullersdorf, kann die Ereignisse noch nicht fassen. „Dieser Vorfall ist schrecklich, wie es immer schrecklich ist, wenn ein Kind stirbt“, sagt er. Gleichzeitig warnt er vor Vorverurteilungen. „Die Ermittlungen dauern noch an. Wir sollten der Polizei die Zeit geben, alle Details herauszufinden und uns jetzt mit Schuldzuweisungen zurückhalten.“

Entsetzt sind auch Nachbarn in der Wohnsiedlung. „Es ist furchtbar. Wie kann so etwas nur passieren“, sagte eine von ihnen. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Die Frau kannte die Mutter des Säuglings vom Sehen. „Sie war immer sehr freundlich und nett. Das ist eine Tragödie für die Familie.“ Auch andere Anwohner sind schockiert. Mit einer Bewertung des Vorfalles sind sie ebenfalls zurückhaltend. „Es muss erst klar sein, was wirklich passiert ist. Wir dürfen der Mutter nicht schon jetzt die Schuld geben“, sagt ein Nachbar.

Ermittlungen gehen weiter

Unterdessen gehen die Ermittlungen der Polizei weiter und es werden neue Details des Falles bekannt. So soll der Vater das Kind leblos in der Wohnung gefunden haben. Es lag in der Badewanne, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage am Freitag. Ob der Vater des zwei Monate alten Jungen auch den Notruf abgesetzt hat, war jedoch zunächst unklar.

Der herbeigerufene Notarzt versuchte noch, das Kind zu reanimieren, vergeblich. Anschließend suchte die Polizei fieberhaft nach der Mutter. Nach Angaben von Nachbarn waren rund 20 Polizeibeamte im Einsatz. Auch ein Polizeihubschrauber kreiste über Ullersdorf. Die 33 Jahre alte Mutter wurde wenig später in der Nähe der Wohnung aufgegriffen und vorläufig festgenommen. Anschließend untersuchten Kriminalbeamte die Wohnung mehrere Stunden lang auf Spuren.

Unterbringung in psychiatrischem Krankenhaus angeordnet

Nach Angaben von Tobias Sprunk, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz, steht die 33-jährige Mutter im Verdacht, den etwa zwei Monate alten Jungen vorsätzlich oder fahrlässig getötet zu haben. Die Frau wurde im Laufe des Freitags einem Haftrichter vorgeführt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ordnete der Bereitschaftsrichter am Amtsgericht Bautzen die einstweilige Unterbringung der 33-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand wird ihr vorgeworfen, im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit oder der Schuldunfähigkeit den Totschlag begangen zu haben. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Bei der Frau handelt es sich um eine polnische Staatsangehörige, erklärte Polizeisprecher Tobias Sprunk. Zur genauen Identität der Frau wollte die Polizei keine Angaben machen. Nach Gerüchten soll die Frau als Kellnerin gearbeitet haben. Um die genaue Todesursache festzustellen, wurde der Säugling am Freitag obduziert. „Davon erhoffen wir uns Aufschlüsse über den genauen Ablauf des Falles.“ Wann die Ergebnisse vorliegen, ist unklar. (mit BG)