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Überwacht in Großenhain

Auf dem Großenhainer Flugplatz sind jetzt Kameras installiert – anderswo ist das ein Problem.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Mike Preibisch hat die Lücke erkannt. Die im Gesetz. Denn er filmt mit seiner Webcam vom Dach seines Ladengeschäftes am unteren Frauenmarkt in Großenhain rund um die Uhr, und jeder kann sich die Szenerie im Internet auch ansehen. Genau das ist die Gesetzeslücke: Weil die Aufnahmen nicht gespeichert werden und Gesichter sowie Kfz-Kennzeichen aus der Höhe nicht erkennbar sind, ist die Webcam statthaft.

In den fünf Jahren, die der Großenhainer Frauenmarkt nun schon gefilmt wird, gab es noch nie Beschwerden, so Mike Preibisch. „Selbst als wir Anfang des Jahres auf eine neue Full-HD-Cam umgestellt haben, blieb das noch im Rahmen des Gesetzlichen“, erzählt er. Der Popularität seines Geschäfts ist das nur zugute gekommen. Persönlich hätte der Unternehmer auch nichts dagegen, wenn auch andere Plätze oder Straßen in der Stadt kamerageschützt wären. „Wer nichts zu verbergen hat, dem wird es auch egal sein, ob bestimmte Bereiche per Video überwacht sind.“ Sinnvoll fände er das zum Beispiel am Hauptmarkt oder am Cottbuser Bahnhof.

Leider nur ein Fake

Denn am Cottbuser, das ist vielen Großenhainern bekannt, hängt nur eine Attrappe. Gerade dort wäre eine Kamera aber sinnvoll, sagt auch Polizei-Revierleiter Dieter Greß. Zuletzt war die Zahl der Fahrraddiebstähle in die Höhe gegangen. Sinnvoll ja – erlaubt nein. Denn für eine Überwachungskamera ist es natürlich unabdingbar, dass Gesichter erkennbar sind – und das ist im öffentlichen Verkehrsraum verboten. Am Recyclinghof Moys kann man davon ein Lied singen. Seit Jahren versucht der Betreiber, die Straße Videoüberwachen zu lassen, weil immer wieder illegal Müll an der hohen Grundstückmauer abgestellt wird. Keine Chance. Doch selbst wenn Kameras private Betriebsflächen überwachen, hilft das nicht immer. Der Einbruch im Großenhainer Volvo-Autohaus ist bislang nicht aufgeklärt, obwohl die Täter bei ihrer Aktion gefilmt wurden. Dennoch: Ohne eine solche Sicherung sind Versicherungen zunehmend weniger bereit, nach Einbrüchen zu zahlen. Videoüberwacht ist deshalb jetzt auch der Shelter von Jan Meißner am Flugplatz. Der Pilot, der hier ein neu gekauftes Ultraleichtflugzeug C 42 untergestellt hatte, musste nach kurzer Zeit feststellen, dass Unbekannte den Motor sowie den Propeller ausgebaut hatten. „Es ist ein modernes Ultraleichtflugzeug, der Motor ist in rund 80 Prozent der derzeit zugelassenen Flieger eingebaut“, erklärt Jan Meißner. Er vermutet deshalb einen gezielten Auftragsdiebstahl. Zumal es beim Kauf des Fliegers schon technische Probleme gab. Schon da mussten Teile getauscht werden. Möglicherweise wurde das Flugzeug dabei präpariert, um später gezielt auf dem Heimatplatz einzubrechen. An mindestens vier Maschinen machten sich die Täter zu schaffen. Headsets wurden gestohlen. Der Schaden lag am Ende bei über 50 000 Euro.

Insider-Informationen

Eine Videoüberwachung würde sich da rechnerisch auf jeden Fall lohnen. Denn dass Flugplätze seit Langem zu den beliebten Zielen für Auftragseinbrüche gehören, vermutet auch Nachbar Marcel Reichel vom privaten Museum „Flugplatzausstellung Großenhain“. Unbekannte stahlen aus zwei abgelegenen Baucontainern im April dieses Jahres 60 Handfunkgeräte, 15 Kabelrollen sowie acht Kartons mit alten NVA-Uniformen. Schaden: 45 000 Euro. Während der Bunker kameragesichert ist, wussten offenbar Insider ganz genau, was hier günstig zu holen war. Bilder einer Überwachungskamera wären da möglicherweise höchst aufschlussreich gewesen.