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Überschaubare Schäden

Nach dem Unwetter in Choren muss nur die Straße nach Rüsseina gesperrt bleiben. Aber wie lange?

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Choren. Nach der Überschwemmung am Freitagabend ging auch der Bauhof am Montag in Choren ans Saubermachen, räumte Ablagerungen weg, reinigte Einläufe, legte Straßenbankette frei. Die Stadt hat die Kehrmaschine in den Ortsteil geschickt, damit sie den angeschwemmten Dreck von den Straßen holt. Am Haus von Angelika und Lutz Zschörnig schippten die Mitarbeiter Schlamm und Sand in die Schaufel des Radladers. „Es ist prima, dass der Bauhof hilft“, sagte Angelika Zschörnig. Der Solgebach, eigentlich ein winziges Gewässer, war mächtig angeschwollen und durch ihr Grundstück gerauscht – ohne allerdings die Schäden wie 2013 zu hinterlassen.

Der Priesenbach hat die Kreisstraße zwischen Choren und Rüsseina aufgerissen. Sie bleibt erst einmal gesperrt.
Der Priesenbach hat die Kreisstraße zwischen Choren und Rüsseina aufgerissen. Sie bleibt erst einmal gesperrt. © Jens Hoyer

Ein Stückchen weiter oben wohnen Steffen und Iris Werner in einem Haus direkt am Bach. 2013 stand das Wasser bis zur dritten Treppenstufe im Hausflur. Diesmal haben die Hausbewohner mehr Glück. Nur von der Straße sei ein bisschen Wasser in den Hausflur gelaufen. „Diesmal stand kein Mais auf den Feldern, sondern Weizen, der das Wasser besser zurückhält“, erklärt Steffen Werner. Bei der Nachbarin ein Stückchen unterhalb war das Wasser aber wieder übers Grundstück geschossen und hatte Schaden angerichtet.

An der Nähe der Stelle, wo Kelzgebach, Laasenbach und ein dritter Bach aus Richtung Autobahn zusammenfließen, wohnen Heiko und Anne Seidel mit ihrem neun Monate alten Sohn in einem alten Haus, das sie nach und nach umbauen und modernisieren. Anne Seidel zeigt ein Foto von ihrem Garten – eine einzige Wasserfläche. Der Zaun wurde weggerissen, die Ausfahrt weggeschwemmt. Das Wasser stand etwa einen Meter hoch im Untergeschoss, wo der Hauswirtschaftsraum ist.

„Eine Waschmaschine konnten wir retten, der Trockner ist kaputt“, sagte er. „Wir haben die Schäden der Versicherung gemeldet.“ Heiko Seidel ist selbst Mitglied in der Feuerwehr Choren. Als der Ort überflutet wurde, war er im Einsatz. „Ich habe erst anderen Leuten geholfen, bevor ich mir selbst geholfen habe.“ Er vermisst das Entgegenkommen der Stadt. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Oberbürgermeister mal kommt und fragt: Wo kann ich euch unterstützen.“ Seidel bemängelt auch die Instandhaltung der Bachläufe. „Die Durchlässe und Brücken sind verschlammt und vermüllt. Ein bisschen mehr Prävention könnte helfen, dass das Wasser besser abfließt.“

Die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur sind überschaubar. Die schwersten Zerstörungen hat es an der Kreisstraße zwischen Choren und Rüsseina gegeben. Dort hatte der Priesenbach, der von den Feldern kommt, die Straße überströmt und den Asphalt herausgerissen. Seit Freitag ist die Straße gesperrt. Bisher ist auch noch nicht absehbar, wann sie wieder aufgemacht werden kann. „Der Durchlass und die Straße müssen instand gesetzt werden. Wann dass erfolgt, können wir derzeit noch nicht sagen“, so Cornelia Kluge, Presereferentin des Landratsamtes Mittelsachsen. An anderen Straßen habe es einzelne Schäden an Banketten gegeben.

Der Abwasserzweckverband, der in der Region Abwasseranlagen betreibt, ist ohne größere Schäden geblieben, sagte Geschäftsführer Stephan Baillieu. Allerdings war das Rückstaubecken am Pumpwerk in Maltitz aufgrund der Wassermassen übergelaufen. „Es hat aber keine Umweltschäden gegeben. Wir haben eine Mitteilung an die zuständigen Behörden herausgegeben.“

Auch die Schäden an der kommunalen Infrastruktur sind bisher nicht so groß. „Wir sind noch dabei, die Schäden zu erfassen“, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher. So seien die Bachläufe noch nicht inspiziert worden, weil manche der durchfeuchteten Flächen noch nicht betretbar waren. Im Ortsteil Leschen ist der Löschteich überschwemmt worden. Er muss jetzt entschlammt werden.

Bei Steffen Werner und anderen Anrainern des Solgebachs werden noch im Juni die Bauarbeiter anrücken. Der Durchlass unter der Straße und Teile des Bachlaufs, der sich durch die Grundstücke quetscht, sollen instand gesetzt werden. Das hat aber nichts mit dem Hochwasser vom Freitag, sondern noch mit dem von 2013 zu tun. Die Sanierung des Solgebachs ist eines der letzten Vorhaben zur Beseitigung der Hochwasserschäden von damals. Kosten insgesamt: rund 95 000 Euro.