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Überraschender Wechsel am Hafen

Der neue Betreiber des Tauchritzer Hafens heißt Kommwohnen. Vieles ist jetzt aber noch in der Schwebe. Zum Beispiel, wer ins Büro des Hafenmeisters zieht.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Susanne Sodan

Görlitz. Zwei Thüringer haben die Gelegenheit genutzt. Die Nach-Oster-Woche verbringen die beiden Greizer am Berzdorfer See. Campingurlaub an der Blauen Lagune, also am Schönau-Berzdorfer Ufer. Für ein morgendliches Picknick haben sie sich gestern ein anderes Plätzchen gesucht und ihren kleinen Campingtisch am Tauchritzer Hafen aufgestellt. „Schön ruhig hier“, sagt die junge Frau. Ob es so noch lange bleibt? Die ersten beiden Boote sind nämlich schon im Hafen eingetroffen. Es werden mehr kommen und es ist auch mehr Platz als in den vergangenen Jahren. Im Herbst 2017 hat die LMBV am Hafen 20 Fingerstege angebaut. Diese bieten Platz für bis zu 40 Boote, je nach ihrer Größe, erzählt Uwe Steinhuber vom Bergbausanierer LMBV. Aber nicht nur vor den Kulissen hat sich seit vergangener Saison manches verändert am Hafen, sondern auch dahinter. Seit 1. April sind nicht mehr Siegfried Hoche und Roland Marth mit der Marina Görlitz UG die Betreiber vom Hafen, sondern der städtische Großvermieter Kommwohnen.

Der neue Ansprechpartner für die Bootsbesitzer ist jetzt Torsten Pietsch. Neu ist ihm das Hafengelände nicht. Pietsch arbeitet als Objektbetreuer bei Kommwohnen, die das Tauchritzer Ufergelände seit rund vier Jahren entwickelt. Und genauso lange ist Torsten Pietsch auch schon der am Hafen zuständige Betreuer. „Es ist ein Objekt außerhalb des Normalen, klar“, sagt Torsten Pietsch. „Alleine schon dadurch, dass das Hafenareal immer öffentlich zugänglich ist.“ Auf der anderen Seite hat Pietsch am Hafen ähnliche Aufgaben, wie sie auch für ein Haus in der Stadt anfallen, vor allem Verwaltungsaufgaben. Er ist beispielsweise zuständig für die Sauberkeit auf dem Kommwohnen-Areal. Die Sträucher müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie nicht die öffentlichen Wege blockieren, erklärt Pietsch. Regelmäßig fährt er an den See, um zu kontrollieren, dass alles in Ordnung ist. 2016 war es das nicht. Damals wurden immer wieder des Nachts Motoren aus den Booten, die im Hafen lagen, gestohlen. Eine der Maßnahmen war es damals, das Eingangstor zum Steg zu verstärken. „Das ist eine Sache, die hatten wir gemeinsam mit den Hafenbetreibern durchgeführt“, erzählt er.

Die Hafenbetreiber, das waren seit 2016 Siegfried Hoche und Roland Marth. Hoche ist der Ratsarchivar der Stadt Görlitz. Und er gilt als begeisterter Segler, kennt sich also aus mit den Bedürfnissen von Bootsbesitzern. Roland Marth ist Inhaber des Hotels „Am Goldenen Strauß“ in Görlitz sowie des „Gut am See“ in Tauchritz. Gastronom und Segler gründeten 2016 die Marina Görlitz UG, um den Hafen zu betreiben. Unter anderem haben sie sich um die Vermietung der Liegeplätze gekümmert, waren Ansprechpartner für die Segler. „Wir sind den beiden wirklich sehr dankbar für das, was sie in den vergangenen zwei Jahren hier geleistet haben“, sagt Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert.

Die Trennung kommt überraschend. Eigentlich wäre der Betreiber-Vertrag zwischen der Kommwohnen und der Marina Görlitz UG noch bis 2019 gelaufen, erklärt Jenny Thümmler, Sprecherin von Kommwohnen. Jetzt hat man sich vorzeitig getrennt. „Im Guten“, sagt sie. „Es war wirklich eine Entscheidung in gegenseitigem Einvernehmen.“ Die Kommwohnen hatte vergangene Woche bereits eine Pressemitteilung herausgegeben. Darin heißt es, dass die beiden bisherigen Betreiber ihre Energie in andere Projekte stecken wollen. „Roland Marth ist mit dem Ausbau vom Gut am See in Tauchritz voll ausgelastet, um der Entwicklung des Berzdorfer Sees neue Impulse zu geben“, steht in der Mitteilung, in der sich Roland Marth auch selber äußert: „Ich ziehe mich nicht vom See zurück, im Gegenteil“, so Marth. „Aber ich glaube, dass es durch die Synergieeffekte, wenn alles in einer Hand ist, eine bessere Erreichbarkeit sowie mehr Service und Komfort für die Segler geben wird.“ Zu Siegfried Hoches Beweggründen steht in der Mitteilung allerdings nichts.

Es sind auch noch mehrere Fragen offen. Seit vergangenem Jahr steht das neue Hafengebäude, das ebenfalls von der Kommwohnen gebaut wurde. Im Seitenflügel gibt es einen kleinen Kiosk, einen Bereich für den Hafenmeister, Toiletten und Duschen für die Segler. Daran schließt sich der halbrunde und an einen Dampfer erinnernde Hauptteil an, in dem ein Bistro entstehen soll. Kommwohnen suchte bereits vergangenes Jahr nach einem Betreiber. „Es gab Interessenten, es gab auch ernsthafte Gespräche“, sagt Jenny Thümmler. Am Ende aber klappte es nicht. So steht das Dampfer-Bistro bisher noch leer. Durch die Glasscheiben kann man erkennen, dass drinnen Zementsäcke und andere Baumaterialien stehen, von der Decke hängen Kabel. „Der Innenausbau ist noch nicht abgeschlossen“, erklärt die Kommwohnen-Sprecherin. Auch das habe mit der Suche nach einem Betreiber zu tun, denn nach dessen Konzept soll sich auch der Innenausbau richten.

Die Betreibersuche geht jetzt weiter. Es steht auch die Überlegung im Raum, dass Kommwohnen das Dampfer-Bistro in Eigenregie mit ihrer Alten Herberge betreiben könnte. „Das ist jetzt eine der Optionen“, so Jenny Thümmler. Unklar bleibt auch noch, wer wohl das Büro im Seitenflügel nutzen wird, über dem groß „Hafenmeister“ steht. Um die Belange der Segler wird sich Torsten Pietsch künftig zwar kümmern, direkt ein Hafenmeister ist er aber nicht. Bisher hatte diesen Posten Siegfried Hoche inne. „Es wäre für den Service für die Segler wichtig, dass jemand weiterhin zu berechenbaren Zeiten vor Ort ist“, sagt Jenny Thümmler. Bis das geklärt ist, werden die Jalousien an der Tür zum Hafenmeister wohl noch geschlossen bleiben.