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Überfall auf böhmische Jungfer

Wenn Kletterer normal nicht weiterkommen, dann helfen verrückte Wege. Das MDR-Magazin Biwak geht dem nach.

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© MDR/Biwak-Screenshot

Von Holger Lieberenz

Seit Jahren träumt der Chemnitzer Bergsteiger Olaf Wolter von einer ganz besonderen Jungfer: Von der Elbjungfer, einem Klettergipfel in Dolny Zleb (Niedergrund) kurz hinter der deutsch-tschechischen Grenze im Oberen Elbtal. „Auf normalen Wegen“, sagt Wolter, „kommt dort kein Normalsterblicher rauf.“ Stimmt. Der leichteste Kletterweg führt im IX. böhmischen Schwierigkeitsgrad durch die Talseite des Gipfels. Wolter will trotzdem rauf, er sammelt Klettergipfel im Elbsandstein und weiß, dass man dazu manchmal verrückt und auch schmerzfrei sein muss.

Mit einem ungewöhnlichen Überfall – im wahrsten Wortsinn – will er es versuchen. Nach Art der Erstbegeher, die vor 100 Jahren einen Baumstamm vom Massiv zum Gipfel gelegt haben. Den Baum ersetzen diesmal die Schultern und Köpfe der Mitkletterer. Ein fragiles und wackliges „Bauwerk“, das viel Körperspannung und jede Menge Mut erfordert. Und es ist der pure Mut der Verzweiflung, mit dem Wolter sein Glück zu packen versucht – beobachtet von vier Kameras des MDR-Bergsportmagazins Biwak.

„Eher ein Hörspiel als ein Fernsehfilm, was sich da im Gewirr von ächzenden Körpern und keuchend abspielt“, sagt Moderator und Augenzeuge Thorsten Kutschke, der schon mal verrät: „Im ersten Anlauf klappt das nicht!“

Viel ruhiger geht es auf der anderen Seite der Elbjungfer zu: Dort, wo einer klettert, der noch nie zu den Normalsterblichen gehörte. Jindrich Hudecek, das böhmische Pendant zur sächsischen Kletterlegende Bernd Arnold, klettert in der Talseite eine IXc. Eine Art Sonntags-„Spaziergang“ für den 52-Jährigen, der nicht nur während der Schlüsselzüge in der Route munter über sein Leben und seine Philosophie vom Klettern plaudert. Das sind zwei Kletterabenteuer zum Mitfiebern, Schmunzeln, Staunen – zu sehen am 26. Oktober, 21.15 Uhr im MDR-Fernsehen.

Bereits an diesem Mittwoch ist bei Biwak die Sächsische Schweiz der Tatort. Wagemutige Bergsteiger aus Dresden haben zwischen der Großen und Kleinen Hunskirche ein 2,5 Zentimeter breites Laufband gespannt, eine sogenannte Highline. Sie versuchen eine Erstbegehung der beiden Klettergipfel auf einem Weg, den so noch niemand gewagt hat.

Die Jungs aus Dresden und eine junge Frau aus Leipzig gehören zum Slackline Dresden e.V. und haben in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz ein Regelwerk für derartige Highline-Begehungen im Landschaftsschutzgebiet und im Nationalpark erarbeitet. Oberstes Credo ist dabei die Schonung der Felsen, die zum Beispiel mit Teppichen abgepolstert werden. Sportliches Ziel ist die sturzfreie Begehung des neuen Weges in atemberaubend luftiger Höhe. Ob das gelingt, verrät Biwak am Mittwoch ab 21.15 Uhr, wenn das ehrgeizige Projekt aus sieben verschiedenen Kameraperspektiven beobachtet und dokumentiert wird.

Im kalifornischen Yosemite-Nationalpark liegt der Ursprung des Seilsports. Freikletterer balancierten schon in den 1960er-Jahren zum Zeitvertreib auf Absperrketten und nutzten das Klettermaterial für die Gleichgewichtsübungen. In Europa war Extremkletterer Heinz Zak der Seilgänger-Pionier. Der Österreicher ist Stammgast in der Sächsischen Schweiz.