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Überall Werbung aus Radebeul

Die Süßwarenproduzenten aus der Lößnitzstadt treten jetzt geballt im Wintersport auf. Mit im Vergleich kleinem Budget und wechselnder Wirkung.

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© dpa

Von Peter Redlich

Radebeul. Bei den Nordisch-Kobinierten dominieren derzeit Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Fabian Riessle das Wettkampfgeschehen. Doch wer ist Terence Weber? Fans dieser Sportart haben zumindest registriert, dass der 20-Jährige aus dem Erzgebirgsort Geyer beim letzten Springen auf dem dritten Platz gelandet ist.

Terence hat diese Woche beim Radebeuler Süßwarenproduzent Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG, kurz bei Nudossi, einen Sponsoringvertrag unterschrieben. Mit der Unterschrift unter den Vertrag, in dem eine vierstellige Summe steht, verpflichtet sich der junge Mann, auf seiner Bekleidung das Logo der Radebeuler Nuss-Nougat-Creme zu tragen. Erst einmal für diese Wettkampfsaison. Ähnliche Verträge, mit unterschiedlichen Summen und unterschiedlicher Geltungsdauer haben die Skilangläuferin Katharina Hennig, der Skispringer Richard Freitag und die Biathletin Denise Herrmann bekommen. Schon im zweiten Jahr sind die Bobs und Skeleton-Fahrer der Nationalmannschaft mit dem Nudossi-Aufkleber verziert.

Die Radebeuler Geschäftsführer der Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG, Karl-Heinz und Thomas Hartmann – Vater und Sohn – hatten schon immer ein Faible für Werbung. 2005 war der Werbeposten so hochgeschraubt, dass er mit dazu beitrug, vorübergehend die Zahlungsunfähigkeit zu beantragen. Aus dieser Insolvenz haben sich die Stollen- und Nuss-Nougat-Creme-Hersteller selbst herausgearbeitet. Es wurde investiert und heute sind die Zahlen wieder richtig schwarz.

Mit knapp 8,5 Millionen Euro Jahresumsatz kommt der 50-Mitarbeiterbetrieb aus dem Jahr 2016. Werbung eingeschlossen, aber angepasst, sagt Thomas Hartmann. Und: Die Radebeuler haben sich eine klare Strategie in Sachen Marketing gegeben. Vereinfacht gesagt ist die Grundidee: Stollen und Süßigkeiten werden im Winter gegessen. Biathlon und Skispringen schaut sich die ganze Familie an, Sportler aus der Region sind hier vorne dabei und beliebt.

Zwar reicht für die ganz großen Nummern wie etwa Laura Dahlmeier das Geld im kleinen Radebeul nicht, aber vor drei Jahren war der neue Biathlon-Stern auch noch kaum einem bekannt. „Wir setzen auf Nachwuchstalente von hier“, sagen die Hartmanns, streuen aber auch ihr Geld, eine niedrige sechsstellige Eurosumme. Angerufen hätte auch schon ein Manager von Autorennfahrern. Aber da beginne der Werbeeinstieg bei jährlich einer halben Million Euro, winken die Radebeuler ab.

Einen der größeren Anteile vom Radebeul-Sponsorkuchen bekommt der Bob- und Skeletonverband Deutschland. Und immer wenn der Pirnaer Francesco Friedrich ins Ziel rast, blinkt der knallrote Nudossi-Aufkleber in die Kamera – wie erst bei den Rennen in Altenberg. Thomas Hartmann: „Fernsehwerbung direkt und in Sekunden abgerechnet könnten wir nicht bezahlen, aber so ist es machbar.“

Oder auch der Glücksfall Richard Freitag. Genau auf der Erfolgswelle hatte der Vogtländer vor zwei Jahren in Radebeul unterschrieben und hält bei jeder Gelegenheit seinen Ski in die Kamera. Dass es für den Springer in diesem Jahr bisher nicht wie gewollt lief, nehmen ihm die Hartmanns nicht übel. Sie hätten gelernt, dass man bei so einem Sponsoring mindestens drei und bis zu acht Jahre durchhalten muss. Außerdem stimme es auch menschlich miteinander. „Richard schickt Fotos und wir schreiben uns“, so Hartmann-Junior. Als ein anderer mit Freitag werben wollte, habe der zu Nudossi gehalten.

Und was bringt‘s nun wirklich? Wird mehr Nuss-Nougat-Creme verkauft? Am letzten Sonntag waren die Wintersportler gut präsent in ARD und ZDF. „Ab Sonntag 15 Uhr hat alles gepasst. Wir hatten 3 000 Zugriffe auf unsere Internetseite. An guten Tagen sind es sonst 300“, sagt Thomas Hartmann. Er wolle seine Marken über den Osten Deutschlands hinaus bekannter machen. Im Westen der Republik und neuerdings auch in Österreich. Und das gehe nur, wenn jemand den Aufkleber wahrnimmt und wissen will, was das denn sei. In der Alpenrepublik werden inzwischen auch zwei Bob-Teams gesponsert und es gibt einen Vertreter für die Radebeuler Produkte in Österreich vor Ort. Vorerst nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Hartmann: „Wir wissen, dass Nutella den Markt beherrscht. Aber vielleicht ist Terence Weber in zwei Jahren ganz vorn dabei und wir mehr im TV.“ Das Zeug dazu bescheinigen dem jungen Mann seine Trainer in Oberwiesenthal. Und zu Hause in Geyer sind die Webers ohnehin schon lange mit den Frenzels befreundet – den Eltern vom großen Vorbild und Trainingspartner Eric.