Merken

Überall Tretminen

Mit Hundetoiletten sollte alles besser werden. Aber in Bischofswerda gilt immer noch: Vorsicht, wo Sie hintreten!

Teilen
Folgen
© Montage: SZ

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Keine 40 Meter sind es vom Parkplatz an der Herrmannstraße bis zum hinteren Badausgang in Bischofswerda. Vor wenigen Tagen zählten wir dort im Gras links und rechts des Weges 14 (!) Hundehaufen. Frische und ausgetrocknete. Hohe und breitgetretene. Außerhalb der Urlaubszeit wären es wahrscheinlich noch mehr. „Es gibt Leute, die fahren auf den Bad-Parkplatz, lassen ihren Hund aus dem Auto, damit er kacken kann, und hauen dann schnell wieder ab“, berichtet eine ältere Frau. Als sie deswegen eine jüngere Frau mal ansprach, bekam sie die patzige Antwort: „Das geht Sie gar nichts an.“

Man sieht es, dass die Grasränder rund ums Bad ein beliebter Auslauf für Hunde sind. Selbst dann, wenn weit und breit kein Vierbeiner zu sehen ist. Auch die Wiese am Gondelteich wird gern fürs große Geschäft auf vier Pfoten genutzt. Roswitha Zschako, die dort täglich mit ihren beiden Zwergschnauzern unterwegs ist, hat stets Tüten dabei, um den Kot aufzuheben. So machen es auch andere Hundehalter. Aber nicht alle sind so vernünftig. „Es nimmt überhand“, sagt Roswitha Zschako mit Blick auf die größeren und kleineren Haufen. „Die Stadt sollte hier durchgreifen, Zivilcourage nicht nur den Bürgern, die etwas sagen, überlassen.“ Dabei ist es von der Wiese gar nicht weit bis zur nächsten Hundetoilette. Die steht nahe des Bades am Zugang zur Birkengasse. Dort kann sich jeder, der einen Hund ausführt, kostenlos eine Tüte nehmen und diese, wenn sie voll ist, auch gleich wieder entsorgen.

Unterhaltung kostet die Stadt 6 000 Euro im Jahr

Acht solcher Hundetoiletten ließ die Stadt Bischofswerda im Jahr 2010 im Stadtgebiet aufstellen. Eine weitere befindet sich in Großdrebnitz. Bauhof-Mitarbeiter leeren die dunkelgrünen Behälter ein bis zweimal in der Woche, an „Brennpunkten“ – gemeint ist die Südstadt – auch häufiger, sagt Bauhofleiter Sven Ganze. Doch die Unvernunft stirbt nicht aus. Eine dieser Toiletten steht am Verbindungsweg vom Einkaufszentrum Schiebock-Passage zur Siedlerstraße. Keine zehn Meter davon entfernt türmte sich dieser Tage ein großer Hundehaufen. – Dabei haben die Hunde-WC ihren Preis. Die Hundetoiletten zu unterhalten, kostet die Stadt rund 6 000 Euro im Jahr. Diese Summe ergibt sich aus der Arbeitszeit, den Kosten für die Beutel und deren Entsorgung. Noch teurer wird es, wo Hundetoiletten zerstört werden, was glücklicherweise die Ausnahme ist. 50 000 der schwarzen Kotbeutel werden laut Bauhof jährlich in Bischofswerda gebraucht.

Knapp 400 Hunde sind in der Stadt und den Ortsteilen angemeldet. Bürger vermuten, dass die wahre Zahl höher liegt und mancher Hundehalter auf die Anmeldung verzichtet und (sich) so die Hundesteuer spart. Ordnungsamtsleiter Tobias Semmer versichert auf Anfrage, der „gemeindliche Vollzugsdienst“, also die Politessen, würden bei ihren Rundgängen auch darauf achten, dass Hundehalter die Hinterlassenschaft ihrer Tiere beseitigen. Angeblich soll es deswegen auch schon Ordnungswidrigkeitsverfahren gegeben haben. Gleichzeitig schränkt der Amtsleiter ein: „Das Problem ist – wie immer – wer war es? Gibt es Zeugen, die mit Name und Adresse zu ihrer Beobachtung stehen? Ohne dem Verursacher ein Fehlverhalten nachweisen zu können, ist eine Ahndung nicht möglich.“

Hundwiese für freies Herumtollen?

Neben der Verpflichtung der Tierhalter oder -führer, den Kot der Tiere von Straßen, Wegen und öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen wegzuräumen, schreibt die Polizeiverordnung der Stadt Bischofswerda auch einen Leinenzwang vor. Der gilt auf allen Straßen und Fußwegen sowie in Parks und Grünanlagen, in denen Schildern darauf hinweisen. Absolut nichts zu suchen haben Hunde auf Spielplätzen.

Hundedreck auf Straßen und Wegen ist nicht nur ein städtisches Problem. Die Gemeinde Demitz wies jetzt auf die unappetitlichen Haufen hin. Auch Städte wie Görlitz diskutieren Maßnahmen, wie sie den Tretminen im öffentlichen Straßenbild entgegenwirken können. Einer von mehreren Vorschlägen: eine Hundewiese.

In dieser Richtung denkt auch Stadtrat Frank Kern (SPD) in Bischofswerda. Sein Vorschlag: Das verwilderte Areal der vor Jahren abgerissenen Kindertagesstätte an der Kolbestraße als Hundewiese freizugeben. „Die Stadt könnte dort ein, zwei Hundetoiletten aufstellen, und die Tiere könnten auf der Wiese frei laufen“, sagt Frank Kern. Bauhofleiter Sven Ganze hält dem seine und die Erfahrung seiner Mitarbeiter entgegen: „Gern können Befürworter dieser Idee mal eine Hundehaufenwiese mit dem Freischneider mähen. Ich denke, nachher lehnen sie diesen Vorschlag dann genau so ab, wie die Mitarbeiter des Bauhofes.“ Die Hoffnung, dass durch das Aufstellen der Toiletten die Haufen nicht auf der Wiese, sondern im Abfallbehälter landen, sei unbegründet. „Die täglichen Erfahrungen unserer Mitarbeiter sprechen da eine andere Sprache.“ Siehe zum Beispiel die Wiese am Gondelteich.