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Über sieben neue Brücken gehen

Einen der romantischsten Wanderwege Sachsens hat das Hochwasser gebeutelt. Jetzt wird er wieder in Ordnung gebracht, und behält ein Geheimnis.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Einen Dreizehn-Brücken-Weg, so was hat in Sachsen sonst keine Stadt oder Gemeinde. Oben an der Stadtgrenze zur Gemeinde Moritzburg windet sich der Weg am Lindenaubach entlang. Wanderromantik pur und vor allem geballt. Reichlich einen Kilometer ist der Weg lang. Und: Hat er auch 13 Brücken?

Zuerst hat er reichlich steile Stufen, auf denen man von Westen kommend in den Weg einsteigt (siehe Karte). Die Stufen sind abgebrochen und von Wurzeln durchzogen. Auf Bachhöhe angekommen schlängelt sich der gut einen Meter breite Pfad am derzeit gut vom Regen versorgten Wasser. An manchen Stellen staut es sich, wo kein Stau sein sollte. Manchmal auch, wie beim Hochwasser 2013, wird selbst dieser Bach reißend.

Ob die alten Autoreifen, die Mülleimer und Metallstangen, die im Bachbett liegen damals reingespült wurden, weiß heute keiner. Fakt ist, sie gehören hier nicht hin. „Eine Sauerei, wer das reinwirft“, sagt eine Frau, die mit dem Hund dort spazieren geht. Was das Hochwasser aber ziemlich sicher angerichtet hat, das sind die zerstörten Uferbefestigungen – dort wo sich der Lindenaubach durch das scharf geschnittene Tal windet. Abgebrochen oder kurz davor liegen die Äste am oder schon im Bett.

Nicht minder übel steht es um die Brücken, die immer dort angelegt sind, wo der Wanderer in einer Bachkurve das Wasser trockenen Fußes überqueren muss. Von Brücken ist derzeit kaum etwas zu sehen. Mitarbeiter der Moritzburger Firma Grundbau haben orangefarbene Drainagerohre ins Bachbett gesetzt und darüber mit Erde die Strecke gefüllt. „Nur so können wir mit dem kleinen Bagger fahren und bauen“, sagen die Männer, während das Wasser durch die Rohre gluckst.

SZ-Leser indes sind erschrocken. Kirstin Köhler schreibt: „Wir sorgen uns um den Dreizehn-Brücken-Weg in Radebeul. Bisher wurde der romantische, urwaldartige Weg immer sehr sensibel behandelt, die Ufer mit Ästen und anderem naturbelassenem Holz befestigt, die kleinen Brücken mit Holz ausgebessert.“ Was jetzt passiere, sei unsensibel und geschmacklos. „Aus dem Dreizehn-Brücken-Weg scheint ein Neun-Rohre-Weg zu werden.“

Solche Sorgen kann Heike Funke den erschrockenen Bürgern nehmen. Die im städtischen Bauamt verantwortliche Sachgebietsleiterin fürs Stadtgrün – und damit auch die Wanderwege – sagt, dass Mittel aus dem Reparaturfonds für Hochwasserschäden beim Land Sachsen beantragt wurden und jetzt auch bewilligt sind. 70 000 Euro gibt es für den Dreizehn-Brücken-Weg. Damit, so Heike Funke, wird nicht nur das Bachbett aufgeräumt. Dessen eingebrochene Böschungen werden neu angelegt und gefestigt – teils mit Holz, teils mit Steinschüttungen. Vor allem aber: Der Wanderweg bekommt auch seine Brücken wieder.

Stück für Stück, bloß nicht umkippen, tasten sich die Männer mit dem Minibagger und einem kleinen Radlader auf dem Weg vor. Die Baustraße ist so gut wie angelegt. In den nächsten Wochen soll es an die Aufgaben im Bachbett gehen. Dann folgen die Brücken. An den Kanten, so erläutert, die Fachfrau vom Stadtgrün, werde es steinerne Befestigungen geben. Auf diese kleinen Träger kommen wieder Bohlen, wie vorher. Nur diesmal nicht aus Kiefernholz, sondern aus Buche oder Eiche. Länger haltbar also. Auch die ramponierte Treppe am Westeinstieg wird wieder ordentlich begehbar hergestellt.

Und wie viele Brücken sind es nun wirklich? Elf, zählt man eine Brücke auf einem privaten Grundstück nahe dem Lößnitzgrund mit dazu. Sieben davon werden jetzt erneuert. Heike Funke: „Wie lange der Weg schon Dreizehn-Brücken-Weg heißt, weiß keiner so genau. Möglicherweise waren es mal 13 Brücken. Vielleicht ist es auch ein Geheimnis. Aber elf hat sonst auch keiner auf gut einem Kilometer Länge.“

Ende des Jahres soll alles wieder gut begehbar sein.