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Über 7000 Besucher bei „Rost am Ring“

Hobbyschrauber aus allen Himmelsrichtungen kamen in Scharen zum Teilemarkt für Oldtimer nach Ottendorf-Okrilla. Dem größten in Sachsen.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Ottendorf-Okrilla. Der größte Oldtimer-Teilemarkt in Sachsen öffnete am Sonntag wieder seine Pforten. Hier treffen sich jede Menge Schrauber. Man versteht sich auch ohne Vokabeln. Otto Petrowsy aus dem mährischen Opava spricht allerdings akzentfrei deutsch. Er hat bei seinem Dresden-Aufenthalt erfahren, dass es den Markt hier gibt. Neugierig ist er angereist, um sich umzusehen. Der Lehrer ist Oldtimerfreund. Seine Entscheidung steht fest. Beim kommenden 30. Teilemarkt wird er als Aussteller dabei sein. Mit Ersatzteilen für die Skodas MB 1000. „Heute hätte ich schon gerne das rostige Wanderer Motorrad gekauft“, erzählt er. Aber dann hätte ich es gleich mit in mein Dresdner Hotel mitnehmen müssen“, bedauert er. Dieser Kauf ist ihm entgangen, doch der Rundgang hat ihm gezeigt, dass der Begegnungspunkt in Ottendorf einen besonderen Charme hat. Er liegt an der Autobahn.

Auch die alten Gefährte waren ein Blickfang für die Besucher.
Auch die alten Gefährte waren ein Blickfang für die Besucher. © Bernd Goldammer
Werkzeug wechselt den Besitzer. Und Zeit zum Fachsimpeln blieb auch.
Werkzeug wechselt den Besitzer. Und Zeit zum Fachsimpeln blieb auch. © Bernd Goldammer

Auf 35 000 Quadratmetern sind 511 Anbieter zu finden. Ein schier unschlagbarer Vorteil ist: 2 500 kostenlose Parkplätze stehen dem internationalen Publikum hier zur Verfügung. Ab 6 Uhr ziehen weit gereiste Schrauber ihre Handkarren durch die Besuchermassen. Vorsichtig gehen sie von einem Ende zum Anderen und wieder zurück. Mit geübtem Blick mustern sie die Angebote. Gelegentlich kann der aufmerksame Beobachter Sternenstunden miterleben.

Hier ist es eine rostbraune Dieselleitung für einen DDR-Laster S 4 000, dort ein durchgerosteter Tank für ein uraltes BMW-Motorrad und an der nächsten Ecke löst ein hochbeiniger Moped SR 2 Jubel aus, den nicht jeder versteht. Daran sind die Motorfreaks aber gewöhnt. Sie sehen in diesen Momenten eben schon das fertige Resultat. Für einen fahrtüchtigen SR 2 werden in Ottendorf-Okrilla um die 680 Euro fällig. Und da muss noch allerhand dran gemacht werden. „Gelernt ist gelernt, Tanks kann ich löten, und außerdem gibt es heutzutage erstklassige Kleber und Spachtelmasse, mit denen ich gerissene Kunststoff-Kotflügel erneuern kann. Auch an Dichtgummis für Autotüren herrscht kein Mangel“, erzählt Karlheinz Prescher aus Eberswalde. Er dürfte zu den ältesten Schraubern des Tages gehören. Sein Arbeitsleben lang hat er als Kfz-Schlosser gearbeitet und sich nebenbei in der Werkstatt daheim auf VW Käfer spezialisiert. Permanenter Teilemangel lautete die Herausforderung zu DDR-Zeiten. Da musste man jede Menge Leute vom Fach kennen, die spezielle Schweißarbeiten in hoher Qualität ausführen konnten. „Was ich heute noch kann, habe ich damals gelernt“, betont der 76-Jährige. Und für Geld allein macht er das auch nicht mehr. „Bei diesem Hobby werde ich immer wieder durch knifflige Aufgaben herausgefordert. Das hält mich fit“, sagt er. Alfons Jäger aus Chemnitz ist schon lange davon überzeugt, dass Ottendorf-Okrilla ein sehr guter Platz zum Teilehandeln ist. „Weil es so viele Anbieter sind, bleiben die Preise halbwegs normal“, erzählt er.

Geputzt & gepflegt

Beim diesjährigen Markt fällt auf, dass sich einige Oldtimerfreunde auf die ganz großen Militär-Fahrzeuge ausgerichtet haben. Armin Fritsche aus Priestewitz haben es sowjetische Militärfahrzeuge vom Typ Ural angetan. An seinem Tisch präsentiert er ganz nebenbei auch ein Feldtelefon sowjetischer Bauart aus den 1970er Jahren. Mit Kabelanschluss und Kurbel. „Bald kommen die Volksfeste und Kfz-Ausstellungen“, erzählt Fritsche. Dann ist er mit seinem Ural meistens von neugierigen Zuschauern umstellt. Der Militärtransporter fällt auf, weil er geputzt und gepflegt ist, als würde er gleich zu einer Parade fahren. Und damit alles echt wirkt, hat sich Fritsche original sowjetische Felduniformen und Stiefel zugelegt. Aus Lampertswalde ist Vater Lutz Grafe mit seinem Sohn Sebastian Grafe aus dem Ortsteil Adelsdorf angereist. Der dortige Dumperclub ist für die Dumperrennen berühmt geworden. Am 29.4. gibt es das nächste Rennen. Die Motoren für diese dreirädrigen Dumper wurden zu DDR-Zeiten im Motorenwerk Cunewalde Betriebsteil Kamenz gebaut. Gegen 16 Uhr konnten die Ottendorfer Oldtimerfreunde das Besucher-Ergebnis bekannt geben. Über 7 000 zahlende Fans waren da. Allerdings werden hier Frauen und Kinder kostenlos eingelassen. Die reale Zahl dürfte also höher gelegen haben.