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Über 5 000 Besucher in Kriebstein

Die Besucherzahlen zum Talsperrenfest sind besser als erwartet. Für Irritation sorgt ein Teilnehmer der Bootsparade.

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© André Braun

Von Marcus Moeller

Kriebstein. Baustelle, Angst vor Parkplatznot und Taschenkontrollen haben die Besucher nicht vom diesjährigen Talsperrenfest in Kriebstein abgehalten. Bei schönstem Wetter seien allein am Sonnabend rund 5 000 Besucher gekommen, wie Thomas Caro, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kriebstein Talsperre und Veranstalter, schätzte. Das sei angesichts der Baustelle sehr zufriedenstellend. Den Rekord aus dem Vorjahr konnte die Talsperre zwar nicht erreichen. Aber: „7 000 Besucher waren aber auch phänomenal“, so Thomas Caro. Ihm sei klar gewesen, dass man das so schnell nicht mehr erreichen werde.

Die Santiano-Truppe des Geringswalder Faschingsclub war eine der Mitwirkenden beim Neptunfest auf der Seebühne.
Die Santiano-Truppe des Geringswalder Faschingsclub war eine der Mitwirkenden beim Neptunfest auf der Seebühne. © André Braun
Annegret Morawe alias Märchenfee Lia hat schon 500 Lieder für ihre Darstellungen komponiert.
Annegret Morawe alias Märchenfee Lia hat schon 500 Lieder für ihre Darstellungen komponiert. © André Braun

Doch das hatte auch sein Gutes. Denn so ist die Parkplatzsituation entspannt geblieben. Aufgrund der Baustelle Kriebsteiner Straße in Kriebstein beugten Thomas Caro und sein Team einigen Befürchtungen vor, es könne zu wenig Stellflächen geben. Gegen 14 Uhr am Sonnabend war die Lage noch entspannt und Parkeinweiser Hans-Ulrich Wiedemann optimistisch: „Bis jetzt ist das unproblematisch, mal schauen, wie das heute Abend wird.“ Es ist problemlos geblieben, auch weil die Organisatoren zusätzlich zum Großparkplatz der Talsperre eine Wiesenfläche zur Verfügung gestellt hatten. Ohne diese hätte es sicherlich nicht gereicht. „Wir haben zum Glück nicht auf die Notlösungen zurückgreifen müssen“, sagte Caro. Diese wäre unter anderem gewesen, dass Gäste auf dem Parkplatz des Hotels am Kriebsteinsee in Höfchen hätten parken müssen.

Ähnlich wie die Parkplatzproblematik machen sich auch die verschärften Sicherheitskontrollen kaum unangenehm bemerkbar. Zwar waren mehr uniformierte Polizisten und Streifenwagen sichtbar als bisher – zu stören schien sich daran allerdings niemand. Da es in letzter Zeit auf einigen Volksfesten zu Prügeleien und Vandalismus gekommen war, rieten die Sicherheitsbehörden Thomas Caro, die Standards zu verschärfen. „Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sicherheitsdienst hat hervorragend geklappt.“

Was drastisch klingen mag, bleibt in der Realität eher unspektakulär. Unangemessene Ansammlungen alkoholischer Getränke seien bei den stichprobenartigen Taschenkontrollen nicht gefunden worden. „Es gibt allerdings auch ausdrücklich kein Glasverbot", sagte Thomas Caro und wies darauf hin, dass es kein Problem sei, wenn ein Pärchen sich einen Sekt mitnehme. „Wir wollen präventiv etwas tun, damit bestimmte Personen nicht über die Stränge schlagen.“ Die meisten Besucher schienen für die Maßnahmen Verständnis zu haben. Ralf Schmidt aus Döbeln etwa hält die Kontrollen für sinnvoll: „Das Ganze soll familientauglich sein und auch bleiben“, sagt er. Dass dafür auch präventiv etwas getan werde, sei „nur vernünftig“.

Das Talsperrenfest hat vor allem mit langjährigen Traditionen die Besucher nach Kriebstein gelockt. „Das Grundgerüst des Festes bleibt sich weiterhin treu“, sagte Thomas Caro. Bootsparade und Feuerwerk hätten als Highlights wieder hervorragend funktioniert. „Bei dem traumhaften Wetter waren das wieder schöne Höhepunkte.“

Nicht nur für Thomas Caro selbst ist die Bootsparade eine Tradition, sondern auch für die Besucher: Mischa und Marissa Schädlich hatten ein „stinknormales Ruderboot“ namens Schnurri bootsparadentauglich geschmückt und machten sich von einem Anleger in der Nähe der Lochmühlenbucht auf an das Seebühnenufer. Dann warteten sie mit der „Lady Gaga“ getauften Plastikpuppe auf die aus Lauenhain kommenden Boote und beobachteten vom Uferrand die Bootsparade. „Wir machen das jedes Jahr“, sagte Mischa Schädlich. Dieses Mal gibt es dazu noch weiteren Anlass zur Freude: Marissa darf sich heute an ihrem 10. Geburtstag in der Zeitung sehen.

Irritierend für Caro und das Team des Zweckverbandes war ein Teilnehmer der Parade, der auf seinem Boot mit Plakat und Fahne für die AfD geworben hatte. Vorhersehbar war das laut Caro nicht. „Für die Parade melden sich Privatpersonen und keine Parteien oder Verbände an. Wir erfahren nur den Namen und die Adresse sowie den Motortyp des Bootes. Wie die Boot gestaltet sind, erfahren wir nicht“, so der Geschäftsführer. Gegen die Wahlwerbung sei der Zweckverband in dem Fall machtlos gewesen. „Ich denke, das Boot ist in dem bunten Wirrwarr untergegangen. Ich wurde auch von den Besuchern darauf nicht angesprochen“, so Caro.

Zum festen Bestandteil des Festes ist inzwischen auch Annegret Morawe als Märchenfee Lia geworden. Sie initiierte das Schauspiel zum Mitwirken, bei dem ein Junge aus dem Publikum zum Steuermann des Piraten auf dessen Schiff wurde. Die Kinder im Publikum verwandelten sich in Wellen, die das Schiff über den Ozean schaukelten. Nun schon fast seit 30 Jahren verfolgt Annegret Morawe diese Idee und entwickelt sie weiter. In der langen Zeit hat sich einiges angehäuft: Die mehr als 500 für ihre Darbietungen verwendeten Kostüme sind selbst entworfen und genäht. Die mittlerweile 150 Lieder sind selbst komponiert. „Nennen Sie mir ein Märchen, ich kenne sie alle“, sagte Morawe.

Ob Stadt-, Kinderfeste, Museumsnächte, Familientage, Seniorenheime, Firmenfeiern, Geburtstage, Hochzeiten oder Jugendweihen: Die Märchenfee ist überall zu finden, wo nach ihr gerufen wird. Zum Talsperrenfest rief der Mittelsächsische Kultursommer, kurz Miskus, sie, gleiches gilt für die sogenannten Märchenmusicals. Seit 1996 veranstaltet Annegret Morawe diese zusätzlich etwa zehnmal im Jahr. Mit „Der gestiefelte Kater“ kommt sie am 24. September an die Seebühne zurück.

Das Konzept ist einfach: „Familien spielen für Familien.“ Die Märchenfee hat für die Musicals mittlerweile dauerhaft um die 100 Darsteller, auf die sie zugreifen kann. „Jeder, der mag, kann mitmachen.“ Zwischen 60 und 130 Akteuren bringt sie so mit ihren Inszenierungen auf die Bühne. Um all das zu bewerkstelligen, braucht es ein großes Team: „Wir sind ein Großfamilienunternehmen. Sohn, Tochter oder Enkel – die sind alle irgendwie dabei.“ Auf dieses Großfamilienunternehmen wird sich Thomas Caro wohl auch in den kommenden Jahren verlassen können. (mit DA/mf)