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Über 100 rassistische und rechte Angriffe

Gewalttaten richten sich vor allem gegen Ausländer. Siebenmal sind letztes Jahr Asylheime angegriffen worden.

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Dresden. Getreten, geschlagen, bedroht: Dresden ist im vergangenen Jahr Schwerpunkt rassistischer und rechtsmotivierter Gewalt in Sachsen gewesen. Die Opferberatungsstellen zählten 114 Angriffe, zwei weniger als im Jahr zuvor. Der Großteil der Taten richtete sich gegen Ausländer. „Die meisten passierten an Haltestellen, in Straßenbahnen sowie im Umfeld von Demonstrationen und Dynamo-Spielen“, sagt Juliane Pink von den Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen (RAA). Fast immer handelte es sich um gefährliche Körperverletzungen, einfache Körperverletzungen, Nötigungen und Bedrohungen. Betroffen waren besonders die Stadtteile Gorbitz, Prohlis, Leubnitz-Neuostra und Laubegast. Auch Taten in der Neustadt hätten stark zugenommen. In einem Fall wurde ein Mann im Supermarkt zusammengeschlagen. Seine Nase wurde regelrecht zertrümmert. Mehr als ein Jahr nach der Tat ist das Opfer noch nicht genesen. Es wartet auf eine Operation. In sieben Fällen sind Asylunterkünfte angegriffen worden. Stark zurückgegangen sind hingegen Angriffe auf politische Gegner.

Die RAA zählen ausschließlich Taten, bei denen sich die Opfer selbst in den Beratungsstellen melden sowie Fälle, die von der Polizei selbst gemeldet werden. Viele Angriffe werden erst polizeibekannt, nachdem sich Ausländer einem Berater geöffnet haben. Die Opfer werden nicht nur psychisch betreut, sondern auch juristisch begleitet. „Viele wissen gar nicht, was sie falsch gemacht haben“, sagt Juliane Pink. „Sie haben weder jemanden beleidigt, noch geschubst oder komisch angeschaut.“ Ihnen müsse erst einmal erklärt werden, was Rechtsextremismus überhaupt ist.

Alltagsrassismus zählt zwar nicht in die Statistik rein. Allerdings habe die Zahl der bekannten Fälle zugenommen. Meist geht es um Beleidigungen und Anspucken. Die RAA beraten Opfer in Dresden, Leipzig und Chemnitz mit acht Mitarbeitern. In ganz Sachsen wurden letztes Jahr 437 Angriffe gezählt, 40 weniger als 2015. (SZ/sr)