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TV-Kult aus der Bierstadt

Vor 50 Jahren wurde in Radeberg die Sendung „Schlager einer kleinen Stadt“ gedreht. sz-online erzählt Geschichten dazu.

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© Jens Fritzsche

Von Jens Fritzsche

Sie sind echte Raritäten und oft schon gut hundert Mal überspielt worden: diese raren DVD-Mitschnitte einer heute fast vergessenen DDR-Fernsehreihe. „Schlager einer kleinen Stadt“ hieß die Reihe – und vor genau 50 Jahren flimmerte im DDR-Fernsehen die erste Folge davon über die Bildschirme der Republik, gedreht damals in Radeberg.

Das Prinzip der Sendung ist dabei ein bis heute durchaus sehenswertes: Schlagerstars sorgen für die Musik – und zwischendrin trifft sich Fernsehmoderator Heinz-Florian Oertel mit Radebergern. An deren Arbeitsplatz, auf der Straße, im Museum … Ein spannendes Zeitdokument ist dabei entstanden – eines, das heute natürlich hier und da zum fast mitleidigen Schmunzeln animiert. Zum Beispiel wenn die Fernsehkameras im damaligen Rafena-Werk im Radeberger Süden drehen und die damals hoch moderne Produktion von Fernsehgeräten zeigt. Die muten heute natürlich museumsreif an, waren damals aber echtes Weltniveau. Nicht ohne Grund konnten die Rafena-Werker damals ihre neueste Fernsehgeräte-Entwicklung „Stadion 8“ präsentieren. „Mit automatischen Bedienungsorganen …“ Kurz zuvor war in Radeberg übrigens der zweimillionste Fernseher vom Rafena-Band gelaufen!

Interessant sind aber auch die Fakten, die gleich zu Beginn der Sendung zu hören sind: 17 000 Einwohner lebten Ende 1964 in Radeberg, gerade waren 1 100 neue Wohnungen übergeben worden, „eine große Leistung für eine kleine Stadt“, lobt Moderator Oertel. Immerhin elf große Volkseigene Betriebe – VEB – gab es damals in Radeberg, 27 Betriebe mit staatlicher Beteiligung, wie es damals hieß, und drei Privatunternehmen. Hinzu kamen 156 Handwerksbetriebe und neun Genossenschaften. Eine durchaus stolze Zahl – schon vor 50 Jahren war Radeberg also in jedem Fall so etwas wie ein Wirtschaftsmotor im Raum Dresden.

Aber die Namen der Stars waren klangvoll, die sich damals zu den Dreharbeiten auf den Weg nach Radeberg gemacht hatten. Die zu dieser Zeit regelrechte Kult-Band „Die vier Brummers“ beispielsweise oder auch Fred Frohberg. Für den ersten Schlager der Sendung sorgte dabei der vor 50 Jahren noch sehr junge Sänger Volkmar Böhm aus Seifhennersdorf, der es nach der Wende sogar mal in die Zittauer Stadtpolitik geschafft hatte und 1999 beispielsweise die Landesgartenschau in Zittau-Olbersdorf organisierte. In Radeberg sang er auf dem Bahnhof seinen Hit „Meine große Liebe …“ – dazu gab’s dann sogar ein paar mit Trickfilm-Armen versehene Radeberger-Flaschen zu sehen …

In den kommenden Tagen wollen wir Radeberger treffen, die damals bei den Dreharbeiten dabei waren. Sie werden uns ihre Geschichten rund um die „Schlager einer kleinen Stadt“ erzählen.