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Karriereende mit 16 Jahren

Tagelang hat sich Kim Janas gequält, sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Nun zieht die Zehntklässlerin nach dem dritten Kreuzbandriss einen Schlussstrich unter eine nicht vollendete Sportkarriere.

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© dpa

Frank Thomas

Berlin. Als die bittere Diagnose feststand, war Kim Janas ganz tapfer. Der dritte Kreuzbandriss beendet jäh eine hoffnungsvolle Turn-Karriere. Eine Teilruptur des vorderen Kreuzbandes am rechten Knie macht die Fortsetzung der Laufbahn unmöglich. „Es wird nicht leicht für mich, das Turnen zurückzulassen, aber für mich und meinen Körper ist es einfach besser so“, erklärte die 16-Jährige. Ihre Knie halten den Anforderungen des Hochleistungssports einfach nicht mehr stand.

Vor gut einer Woche war sie mit dick bandagiertem Knie durch die Lausitz-Arena von Cottbus gehumpelt, der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben. Eine Stauchung des Knies bei der Landung nach perfekter Übung am Stufenbarren war beim Weltcup in der Lausitz die letzte Turnübung in der Karriere des größten deutschen Talents seit Fabian Hambüchen.

Was folgte, waren MRT-Untersuchungen in der Berliner Charité und nach Abschwellen des dicken Knies auch genauere Untersuchungen am Olympiastützpunkt in Stuttgart. Doch schon vor der Diagnose Kreuzbandriss habe die Entscheidung der Turnerin festgestanden, verriet Cheftrainerin Ulla Koch. „Ich habe höchsten Respekt vor Kim, dass sie in ihrem Alter eine solche Entscheidung trifft. Man hätte das jetzt alles noch hinauszögern können, aber es hätte nichts gebracht“, sagte die „Chefin“ und würdigte, dass Janas diese Entscheidung nicht anderen überlassen hatte.

Natürlich bedauert Koch das frühe Karriere-Aus. „Das ist unglaublich bitter. Aber ihr Körper hält diesen Belastungen nicht stand.“ Der Rücktritt sei ein herber Verlust für das deutsche Turnen. „Aber es ist im Sinne ihrer Gesundheit. Wir stehen hinter der Entscheidung von Kim und akzeptieren diese voll und ganz, denn die Gesundheit hat immer Vorrang“, sagte Koch. „Auch ihre Mutter hat Kreuzbandrisse erlebt.“ Jahrelang war die frühere Leistungsklasse-Turnerin Heike Janas Trainerin ihrer Tochter in Halle, ehe diese an den Stützpunkt Stuttgart wechselte.

Noch unter ihrer Regie hatte Tochter Kim im Schüleralter Meistertitel in Serie eingefahren, 13 von möglichen 15 deutschen Meistertiteln zwischen 2011 und 2013 gewonnen. Sie turnte schwieriger und sauberer als viele Seniorinnen. Doch vor drei Jahren begannen die Probleme: 2013 erlitt sie den ersten Kreuzbandriss im rechten Knie, kaum zwei Jahre später lag sie 2015 bei der EM in Montpellier mit schmerzverzerrtem Gesicht neben dem Schwebebalken. Einige Wochen später wurde ein erneuter Kreuzbandriss - diesmal im linken Knie - festgestellt. Im Februar dieses Jahres verletzte sich Janas schwer am linken Ellenbogen. Und erst vor acht Wochen beklagte die Hoffnungsträgerin einen Kapselriss im rechten Knie.

Der bis zum Montag stets geäußerte Traum vom Olympiasieg ist für Kim Janas nun ausgeträumt. Nach dem Ende der zehnten Klasse wird sie wieder in ihre Heimatstadt Halle/Saale wechseln und dort zunächst das Abitur ablegen. Die Bundestrainerin versprach, alles zu tun, damit Janas auch in Zukunft dem Turnen verbunden bleiben kann. „Ich will sie unbedingt als Trainerin oder Kampfrichterin gewinnen. Aber erst soll sie einmal Abstand zum Turnen gewinnen“, sagte Koch. (dpa)