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Turbointernet übers DDR-Kabelnetz

In Strehla gibt es ein neues Breitband-Angebot. Aber der Service erreicht leider nicht alle Einwohner.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Ohne schnelles Internet geht es bei Siegfried Wiesemann nicht. Der Strehlaer Elektronik-Händler repariert in seinem Laden an der Lindenstraße nicht nur Fernseher und Radios, sondern auch Computer. Die Programme dafür sind manchmal nicht nur einige Megabyte, sondern schon mal ein paar Gigabyte groß – und oft nur im Internet erhältlich. Wie im Fall eines Updates für das Betriebssystem Windows 10. Da braucht es eine zuverlässige Datenleitung mit Tempo.

Mit seinem früheren Internet-Anbieter war Siegfried Wiesemann nicht mehr zufrieden. Die Datenleitung habe die versprochene Geschwindigkeit nicht geliefert, erzählt er. Mitte Januar ist Wiesemann deshalb zur Firma Schneider gewechselt. Die sitzt im benachbarten Schirmenitz – und ist in Strehla als Betreiberin des Fernseh-Kabelnetzes seit Jahren weithin bekannt.

Seit gut einem Monat bieten die Kommunikationsspezialisten aus Nordsachsen in Strehla auch Breitband-Internet mit Geschwindigkeiten ab 6 MBit/s. Auch 16, 32 oder auf Anfrage 50 MBit/s sind möglich.

Technisch läuft alles über das vorhandene Fernseh-Kabelnetz. Deshalb ist auch immer ein Fernsehanschluss im Preis enthalten, erklärt Mitarbeiter Thomas Stamm. Das Kabelnetz wurde Ende der 1980er von einer Antennengemeinschaft errichtet, nach der Wende übernahm es die Firma Schneider. Seither ist das Netz ausgebaut und in die Technik investiert worden. Zuletzt durch das Einspeisen des Internet-Signals, das per Richtfunk aus Riesa nach Strehla gelangt und dort verteilt wird. Mehr als 1 000 Teilnehmer lassen sich über das Kabelnetz erreichen.

Damit Internetdaten nicht nur zum Kunden hin, sondern auch wieder zurückfließen können, ist ein Rückkanal eingerichtet worden. Für die Kunden muss ein Rückkanal-Verstärker installiert und im Haus eine neue Multimedia-Anschlussdose eingebaut werden. „Die hat drei Anschlüsse statt der bisherigen zwei“, sagt Thomas Stamm. „Ein Mal TV, ein Mal Radio und den Internet-Anschluss.“ An den kommt dann einfach gesagt ein kleiner schwarzer Kasten, das Modem. Quasi das Tor zum Netz.

Stadt wartet auf Ergebnisse

Bereits mehr als 30 Internet-Anschlüsse hat die Firma Schneider nach eigenen Angaben in Strehla eingerichtet. Weitere Interessenten stünden bereits an, müssten aber erst aus ihren langfristigen Internet- und Telefonverträgen raus.

Elektronik-Händler Siegfried Wiesemann hat das alles hinter sich. Ruck, zuck sei die Einrichtung des neuen Anschlusses gegangen, sagt er. „Das war eine Sache von einer Stunde.“ Mit dem Ergebnis sei er zufrieden, Ausfälle habe es bisher keine gegeben. Und wenn mal etwas kaputt sein sollte, „dann ist der Anbieter gleich um die Ecke“, sagt Wiesemann. Für ihn sei das wichtig. Er habe mit früheren Anbietern und deren Kundenservice keine guten Erfahrungen gemacht, lässt er durchblicken.

Die Internet-Geschwindigkeit des neuen Anschlusses hat Siegfried Wiesemann mit Testprogrammen nachgemessen. Anders als früher komme jetzt die versprochene Datenrate. Und manchmal sogar ein bisschen mehr“, freut sich Wiesemann.

In den Strehlaer Dörfern sieht es derweil nicht sonderlich rosig aus in Sachen Breitband-Internet. Auch der Kabelanschluss der Firma Schneider ist dort nicht verfügbar. Denn das Fernseh-Kabelnetz liegt lediglich in der Kernstadt – zwischen Freibad, Oschatzer Straße und Elbwinkel.

Keine sonderlich erfreulichen Nachrichten für die Dörfer, die sich gerade in Sachen Internet abgehängt fühlen. Die Stadt Strehla ist derweil dran an dem Thema. Auf Nachfrage von Stadtrat Tobias Dietrich (Linke) sagte Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG) vorige Woche im Stadtrat, dass die Studie zum Breitbandausbau laufe. Wenn die Ergebnisse vorliegen, werde sich der Stadtrat – ähnlich wie jetzt in Riesa geschehen – zu einer Sondersitzung treffen müssen, um das weitere Vorgehen zu beraten. „Bei uns wird das später sein“, so Jeromin. Wann, ließ er zunächst offen. Bis Jahresende werde es aber nicht dauern.