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Türkei-Urlaub? Nein danke!

Ein Löbauer Reisebüro berichtet, dass kaum noch jemand in das Land am Mittelmeer reisen will. Dass der Trend zurückgeht, ist auch aus Zittau zu hören.

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© Thomas Eichler

Von Marcus Scholz

In den Löbauer und Zittauer Reisebüros von Ursula Popp gehören Reisen in die Türkei mittlerweile zu den Ladenhütern. „Es gibt wenig Buchungen. Nur diejenigen, die schon einmal dort waren, interessieren sich noch für die Türkei“, sagt sie. In diesen Fällen allerdings nur für den Süden des Landes rund um die Stadt Antalya. In die Metropole Istanbul wolle dagegen gar niemand mehr, so Frau Popp.

Mitverantwortlich für das gesunkene Reiseinteresse sind die jüngsten Entwicklungen am Bosporus mit dem Anschlag am 28. Juni in Istanbul und dem Militärputsch vor knapp zwei Wochen. „Die Tendenz, dass weniger Urlaube in die Türkei gebucht werden, war aber auch schon im vergangenen Jahr zu erkennen“, so Susann Fritsche, die im Löbauer Reisebüro Nierade arbeitet. Etwa seit vergangenem Oktober, als ein Terroranschlag die türkische Hauptstadt Ankara erschüttert hatte, habe sich der Rückgang des Interesses für die Türkei besonders bemerkbar gemacht. Vor allem Familien mit Kindern würden sich aus Angst, dass etwas passieren könnte, gegen einen Urlaub im Land am Mittelmeer entscheiden, sagt sie.

Viele, die ihren Trip an die Türkische Riviera bereits gebucht haben, wollen umbuchen. Doch das ist oftmals nicht so einfach möglich und kostet außerdem zusätzliches Geld. „Es gibt keine Veranstalter, die Reisen kostenlos stornieren“, sagt Frau Fritsche. Wer seine Urlaubskasse aber dennoch mit den Stornogebühren belasten und danach trotzdem noch in den Urlaub fahren will, muss sich ein neues Reiseziel aussuchen. Dabei einen adäquaten Türkeiersatz zu finden, ist schwierig. Denn Urlauber genießen gern die dort angebotenen All-Inklusive-Angebote, mit deren Hilfe sie sich vor Ort um kaum noch etwas kümmern müssen. „Neben der Türkei gibt es Angebote in solch einer Form nur noch in Ägypten. Dort ist die politische Lage ja aber ähnlich“, sagt Susann Fritsche. Deswegen müssen Urlauber, die umbuchen, wohl oder übel ein paar Abstriche machen. Zumindest in Sachen Verpflegung und Rahmenprogramm. Auf der faulen Haut liegen geht aber zum Glück nicht nur in der Türkei. Auch andere Reiseziele sind beliebt. „Auch Mallorca oder die Kanaren sind gut gebucht“, sagt Frau Fritsche, die in den vergangenen Wochen immer wieder von Türkei-Interessierten um Rat gefragt worden ist. „Ich gehe von mir aus und ich würde derzeit nicht dorthin fliegen. Am Ende muss es jeder selbst entscheiden“, sagt sie.

Dass viele ihren Türkeiurlaub nicht antreten wollen, kann auch Anita Haselbach berichten. „Ein Teil, der bereits gebucht hat, möchte die Reise nicht antreten und sucht nach Alternativen“, sagt die Inhaberin des mobilen Reisebüros aus Zittau/Eichgraben. Die vielen Umbuchungswünsche bedeuten für die Reisebüromitarbeiter zusätzliche Arbeit. „Die Türkei hat ein einzigartiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Vergleichbare Reisen zu finden, ist nicht leicht“, sagt Frau Haselbach. Das mache sich vor allem darin bemerkbar, dass andere Länder aufgrund der Zahl von Türkeistornierungen die Preise angezogen hätten. Einen kleinen Bruchteil gebe es aber dennoch, der sich die Urlaubssuppe nicht versalzen lassen möchte. „Einige, die bisher immer dort waren, haben kalte Füße bekommen“, sagt Frau Haselbach. Andere wiederum seien hart gesotten und würden ihre gebuchten Reisen durchziehen.