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Türkei stemmt sich mit massiven Zinserhöhungen gegen Lira-Verfall

Befreiungsschlag der türkischen Notenbank: Um die Entwertung der Lira zu bremsen, dreht die Bank kräftig an der Zinsschraube. Erste Reaktionen sind positiv.

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© Reuters

Ankara. Die Türkei setzt sich gegen den Verfall der heimischen Währung Lira kräftig zur Wehr. Wie die Notenbank CBRT am späten Dienstagabend nach einer Krisensitzung in Ankara mitteilte, steigt der Leitzins (Benchmark Repo Rate) von bisher 4,50 auf 10,00 Prozent. Den Zinssatz für Übernacht-Kredite beträgt nunmehr 12,00 (bisher 7,75) Prozent, der für Übernacht-Ausleihungen 8,00 (bisher 3,50) Prozent. In einer ersten Reaktion legte die Lira zum Euro um mehrere Prozent zu.

Die türkische Währung steht seit Wochen massiv unter Druck. Nach dem argentinischen Peso musste sie seit Jahresbeginn die stärksten Verluste aller Schwellenländerwährungen hinnehmen. Ausschlaggebend ist ein Gemisch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen. So steht die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wegen eines Korruptionsskandals mit dem Rücken zur Wand. Hinzu kommt die starke Abhängigkeit des Landes von ausländischem Kapital, was sich in hohen Handelsdefiziten spiegelt. Die Inflation liegt gegenwärtig mit 7,4 Prozent auf hohem Niveau.

Erschwerend wiegt für die Türkei wie für viele andere Schwellenländer der Geldentzug der amerikanischen Notenbank Fed. Die Federal Reserve will ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe in diesem Jahr schrittweise zurückfahren. Dies veranlasst viele Investoren, Kapital aus aufstrebenden Ländern abzuziehen, was die Einfuhr von Gütern und Dienstleistungen erschwert.

Nach Meinung von Beobachtern wurde die ohnehin angespannte Lage von der Notenbank zusätzlich angefacht. In einer als halbherzig empfunden Entscheidung hatte sie vor rund einer Woche den Zins, zu dem sich Banken über Nacht bei ihr Geld beschaffen können, nur für bestimmte Tage angehoben. Die Lira geriet daraufhin unter zusätzlichen Druck.

Wenige Tage später intervenierte die Notenbank erstmals seit mehr als zwei Jahren außerplanmäßig am Devisenmarkt. Die Wirkung verpuffte allerdings. Beobachter rechnen vor, dass die Währungshüter nicht über ausreichende Devisenreserven verfügen, um diesen Kurs länger durchhalten zu können.

Notenbankchef Erdem Basci hatte angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei die Leitzinsen bisher niedrig gehalten. Zuletzt häuften sich Berichte, dass Regierungschef Erdogan sich gegen Leitzinserhöhungen ausgesprochen hat. Staatspräsident Abdullah Gül hatte hingegen an diesem Dienstag die Wichtigkeit der Unabhängigkeit der Notenbank betont. (dpa)