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Türen auf zum Luisenhof-Turm

Der Travestie-Theater-Chefin Zora Schwarz gehört ein Teil des Ensembles samt Ausblick. Den sollen die Dresdner genießen – wenn die Stadt mitspielt.

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© Ronald Bonß

Von Annechristin Bonß

Dresdens schönster Ausblick soll bald wieder für alle offen stehen. Zora Schwarz, Chefin im bekannten Dresdner Travestie-Theater Carte Blanche, will den Turm am Luisenhof für die Öffentlichkeit nutzbar machen. Seit 2004 wohnt sie in einer der Wohnungen in dem berühmten Ensemble am Loschwitzer Elbhang. Eine zweite Wohnung gehört ihr ebenfalls, sie vermietet die Räume. Und auch der Turm ist im Besitz der Geschäftsfrau. Von beiden Wohnungen gibt es einen Zugang. Von hoch oben genießt sie derzeit allein den weiten Rundblick – sowohl elbabwärts als auch elbaufwärts.

Ihre gute Aussicht will Zora Schwarz nun teilen.
Ihre gute Aussicht will Zora Schwarz nun teilen. © Max Patzig

Das soll sich jetzt ändern. „Immer wieder haben mich Menschen auf der Straße angesprochen, wie schade es ist, dass der Turm nicht mehr zugänglich ist“, sagt Zora Schwarz. Zuletzt kam sie mit einer Dame aus Kanada ins Gespräch, die den Turm samt Ausblick noch aus Kindheitstagen kannte. Doch ganz leicht ist es nicht, den Turm wieder zu öffnen. Schon seit vergangenem Jahr sind die Theaterchefin und ihr Architekt mit der Stadt im Gespräch. Zum einen müsste ein neuer Antrieb an der Dachluke montiert werden. Derzeit lässt sich die schwere Luke nur per Hand wegkurbeln. Ein Grund, warum sie selbst auch äußerst selten nach oben steigt. „Nur wenn Besuch da ist, öffnen wir die Luke“, sagt sie. Das wäre zu schwer für einen regelmäßigen Besucherverkehr. Künftig müsste die Luke elektrisch öffnen.

Zudem wünscht sich Zora Schwarz ein Glasdach über dem Ausguck, sodass dort Besucher auch bei Regen stehen können. Der Zeitpunkt für die Arbeiten würde passen. In diesem Jahr muss der Turm sowieso repariert werden, weil er nicht dicht ist und Feuchtigkeit in die Wände kriecht. Schließlich muss auch geklärt werden, von wo aus die Besucher künftig auf den Turm steigen können.

Durch ihre Privaträume sollen die Turmbesucher jedenfalls nicht gehen, findet Zora Schwarz. Im Moment grenzt ihr Schlafzimmer direkt an den Turm. „Es muss einen separaten Zugang geben“, sagt sie. Ein Sichtschutz soll ihre Terrasse, die unterhalb des Turms liegt, zudem vor neugierigen Blicken schützen.

Ein möglicher zweiter Zugang wäre vom Restaurant aus möglich. Dort befindet sich eine Tür, durch die Besucher vor dem Verkauf an Zora Schwarz auf den Turm kamen. „Um die wieder zu nutzen, muss ich mit den Eigentümern oder einem neuen Pächter sprechen“, sagt sie. Doch der ist noch immer nicht gefunden. Kurz vor Weihnachten bestätigte Immobilienmakler Joel Rosenberg gegenüber der Sächsischen Zeitung Gespräche mit zwei potenziellen Interessenten. Zudem hatten sich die Dresdner Verkehrsbetriebe dafür eingesetzt, dass die Terrasse der Gaststätte wieder begehbar ist. Fahrgäste der benachbarten Standseilbahn können nun täglich zwischen 10 und 20 Uhr von dort den Blick ins Elbtal genießen. Auch ein kleiner Ausschank war damals im Gespräch.

Klar ist dagegen bereits, dass der Aufstieg auf den Luisenhof-Turm nicht umsonst möglich sein wird. Für den Erhalt aber auch für Strom und Reinigungskosten will Zora Schwarz einen kleinen Eintritt verlangen. Wie hoch der sein soll, dazu will sie sich noch nicht festlegen. Darüber muss erst mit Experten beraten werden. „Als ich vor dem Kauf nach oben wollte, habe ich einen Euro gezahlt“, sagt sie.

Und dann ist da noch ein anderes Problem. Denn derzeit versperren unzählige Schuhe und Handtaschen den Weg nach oben. Die Theaterchefin hat die 101 Stufen zum begehbaren Schrank umfunktioniert. Auf der Wendeltreppe stapeln sich unzählige Stiefel, Highheels und Sandalen. Auch die Fensterbretter werden als Ablage genutzt. „Meine Schuhe müssen dann umziehen“, sagt Zora Schwarz. Dabei würde sie eigentlich gern selbst umziehen, sucht für sich und ihren Sohn ein größeres Haus im Grünen. Ihre Wohnung würde sie dann vermieten. Ein Verkauf komme dagegen nicht infrage. „Ein solches Filetstück gibt man nicht einfach weg“, sagt sie.