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Tückisches Glatteis

Das Winterwetter ist wechselhaft. Damit haben Autofahrer ihre Probleme – vor allem auf der A 17.

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© ctk/Zavoral Libor

Von Steffen Neumann und Maik Brückner

Osterzgebirge. Es ist eine komische Wetterlage. Im Gebirge ist es derzeit wärmer als in den Tieflagen. Der kälteste Ort Deutschlands war am Donnerstag Dipps. Minus 15,7 Grad Celsius wurden hier gemessen. Im 430 Meter höher gelegenen Zinnwald sank die Quecksilbersäule nur auf minus 7,4 Grad Celsius. Weil es tagsüber wärmer wurde, der Boden aber kalt blieb, bildete sich nach leichten Schneefall und Regen zum Teil Glatteis. Besonders gefährlich wurde es am Donnerstag auf der Autobahn und zwei Tage zuvor auf der Gefällestraße am Kirchberg in Reinhardtsgrimma.

Auf der Autobahn kam es am Donnerstag zu einem schweren Unfall. Ein Sattelschlepper und acht Pkws sind auf der A 17 von Prag Richtung Dresden ineinander gerutscht. Die Massenkarambolage ereignete sich gegen 8 Uhr kurz vor der Grenze auf tschechischer Seite. Die Rettungskräfte meldeten zwar nur Leichtverletzte, allerdings war die Autobahn nach dem Unfall komplett blockiert. Der Verkehr in Richtung Deutschland wurde umgeleitet. Nach einem weiteren Unfall auf der Autobahn in Richtung Prag musste auch dieser Streifen gesperrt werden. Am frühen Donnerstagnachmittag hob die Polizei die Sperrungen auf, zwischenzeitlich hatten sich aber schon lange Staus gebildet.

In Reinhardtsgrimma kam es laut Augenzeugen am Dienstag zum Glück nur zu einer Gefahrensituation. „Ich habe beobachtet, wie ein Bus der Verkehrsbetriebe über die Kreuzung Kirchberg-Hauptstraße rutschte, weil der Fahrer den Bus auf dem vereisten Kirchberg nicht abbremsen konnte. Zum Glück ging es glimpflich aus“, sagt Anwohner Bert-Uwe Kaden. Weder auf der Hauptstraße noch auf dem Fußweg war zu dem Zeitpunkt jemand unterwegs. Er ist der Meinung, dass dieses Szenario vermieden werden konnte, wenn der Winterdienst hier seiner Pflicht nachgekommen wäre.

Er habe vergeblich darauf gewartet, dass der Winterdienst die 15 Zentimeter dicke Schneeschicht von dieser Straße zur Seite räumt. Auch andere hofften, dass die Straße bald frei geräumt wird. Schließlich ist der Kirchberg, der Reinhardtsgrimma über Hirschbach und Hermsdorf am Wilisch mit der Bundesstraße B 170 verbindet, für die Anwohner des Wohngebiets am Alten Leichenweg der Zugang zum Straßennetz. Dass die Straße bis 8 Uhr nicht freigeschoben und abgestumpft wurde, könne er ja verstehen, sagt der Reinhardtsgrimmaer Kaden. Nicht nachvollziehen könne er aber, dass sich bis abends nichts tat. „Am Vortag war doch Schnee angesagt worden“, erinnert er sich. Deshalb könne man gerade auf solchen Straßen wie dem Kirchberg erwarten, dass im Lauf des Vormittags der Schnee geräumt und die Straße abgestumpft werde. Wenn die Straßenoberfläche aber glatt bleibe, haben dann nicht nur die Anwohner Probleme, sondern auch die Busse.

Viele andere Vorfälle

In den Protokollen des Regionalverkehrs Dresden (RVD) findet der Vorfall von Reinhardtsgrimma keine Erwähnung, sagt Volker Weidemann, Leiter der Marketing- und Vertriebsabteilung des Verkehrsunternehmens. Dafür aber viele andere. Denn am Dienstag sei das Wetter extrem gewesen. Auf mehreren Straßen war es so glatt, dass Busse anhalten oder umgeleitet werden mussten. Allerdings sei das nicht im gesamten Versorgungsgebiet so gewesen. Betroffen waren vor allem die Regionen Radeburg, Dresden und das Müglitztal bis Glashütte. Insgesamt sei man beim RVD sehr zufrieden mit dem Winterdienst. „Die machen einen super Job“, sagt Weidemann. Dass sie bei Extremwetterlagen nicht überall sein können, sei verständlich. Auch SZ-Leser Bert-Uwe Kaden teilt diese Meinung. Er wünscht sich aber, dass die Prioritäten, wann welche Straße geräumt und abgestumpft wird, immer wieder mal auf den Prüfstand kommen. Den Kollegen, die auf den Winterdienstfahrzeugen ihren Dienst tun, will er keinen Vorwurf machen. Den richtet er an die Verantwortlichen beim Winterdienst. Deshalb schrieb er auch einen Brief an den Landrat. Im Landratsamt weiß man um die Bedeutung des Kirchberges, sagt der Beigeordnete Bau und Umwelt, Heiko Weigel. Diese Straße sei wegen der Nutzung durch den öffentlichen Personennahverkehr eine der Schwerpunktstrecken im Winterdienst, erklärt er.

„Die Strecke ist im Tourenplan der Straßenmeisterei Altenberg eingeordnet und wird bei Bedarf im Dreischichtsystem betreut“, ergänzt er. Grundsätzlich gibt es für Gefälle- bzw. Steigungsabschnitte die Vorgabe, diese „schwarz“ zu räumen. Das bedeutet, diese Strecken mit entsprechend hoher Salzdosierung abzustreuen. Nach den GPS-Daten des betreffenden Winterdienst-Fahrzeuges habe dieses den Abschnitt in der Dienstag-Frühschicht gegen 3.20 Uhr und 7.20 Uhr befahren.

„Für Extremsituationen und zur Selbsthilfe wird an jeder Gefällestrecke im Landkreis ein entsprechend gefüllter Streugutbehälter vorgehalten“, sagt Weigel.