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Tschüss, Plastiktüte?

Damit weniger Plastiktüten gekauft werden, sollen sie nun Geld kosten. Was Freitaler Händler von dem Vorschlag halten.

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© Andreas Weihs

Von Frederike Buddensiek

Freital. Besonders auffällig sind sie im Weißeritzpark. Ob knallig rot oder blau, Plastiktüten gehören zum Bild des Einkaufszentrums dazu. Für die Kunden sind sie einfach praktisch, für die Händler zusätzliche Werbung.

Daran soll sich nun etwas ändern. Im April vergangenen Jahres beschloss die Europäische Union, den Verbrauch von Plastiktüten stark zu reduzieren und erlaubte den EU-Staaten die Beutel zu besteuern oder ganz zu verbieten. Der Grund ist, dass viele der Plastiktüten irgendwann im Meer enden. Dort tragen sie zur Zerstörung des Ökosystems bei, indem sie sich kaum zersetzen und von Fischen und Vögeln gefressen werden.

Seit einigen Jahren stehen Plastiktüten in vielen Ländern stark in der Kritik. So wurden besonders dünne Plastiktüten in China bereits 2008 verboten. In Frankreich sollen ab 2016 alle nicht biologisch abbaubaren Tüten aus den Geschäften verschwinden. „Allein in Deutschland gehen pro Jahr rund sechs Milliarden neue Plastiktüten über die Tresen der Einzelhändler“, sagt Lars Fiehler, der Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer in Dresden. Die Bundesregierung und der Handelsverband HDE einigten sich daher auf eine Selbstverpflichtung der Unternehmen. 60 Prozent der Plastiktüten sollen ab dem 1. April kostenpflichtig sein. Davon ausgenommen sind dünne Tüten, wie man sie im Supermarkt an den Obstständen findet. Damit soll erreicht werden, dass bis 2025 der jährliche Pro-Kopf Verbrauch in Deutschland von 76 auf 40 Plastiktüten sinkt.

Auch Papiertüten schaden der Umwelt

Viele der großen Handelsketten, die auch in Freital ansässig sind, wie Netto, Rewe und Edeka bieten schon seit Jahren ausschließlich kostenpflichtige Plastiktüten oder Tüten aus recyceltem Material an. Diese kosten meist um die 20 Cent. Der Textilhandel KiK, der eine Filiale im Weißeritzpark betreibt, verzichtet seit Oktober vergangenen Jahres sogar ganz auf Plastiktüten. Stattdessen werden Baumwolltaschen und Kunststoff-Taschen aus recyceltem Material angeboten. Nach eigenen Angaben konnte der Konzern so von Oktober letzten Jahres bis Januar dieses Jahres zweihundert Tonnen Plastik einsparen.

Der Einzelhandel in Freital ist allerdings noch zurückhaltend. In vielen Geschäften sind die Plastiktüten noch immer kostenlos zu erhalten. So auch in dem Bekleidungsgeschäft Mode-Express Nr. 1 im Weißeritzpark. Wie die Inhaberin Sylvia Butter erklärt, gehört es zur Serviceleistung des Geschäfts, den Kunden die Plastiktüten kostenlos mitzugeben. Butter betont aber auch, dass möglichst bald auf Papiertüten umgestellt werden soll. „Ich bin mir aber bewusst, dass sich auch Papiertüten schädlich auf die Natur auswirken. Schließlich werden dafür Bäume abgeholzt“, sagt Sylvia Butter.

In der Papeterie Knauer auf der Dresdner Straße 235 werden Plastik- und Papiertüten kostenlos angeboten. Wie die Mitarbeiterin Claudia Menzel erklärt, sei der Bedarf aber allgemein gering. „Die Plastiktüten brauchen wir eigentlich nur für die großen Schulranzen. Gerade viele unserer Stammkunden bringen sich eigene Tragemöglichkeiten mit.“

Kunden bringen eigene Beutel mit

Auch im Mode-Salon-Birgit sind die Plastiktüten noch kostenlos. Die Inhaberin Birgit Grimm ist sich aber des Problems bewusst. „Wir müssen etwas tun, um die Umwelt zu entlasten.“ Die 65-Jährige erinnert sich noch gut daran, wie es während ihrer Kindheit war: „Damals wurden die Bekleidungsteile noch in Papier eingewickelt. Dabei wurde weniger Material verbraucht“ Grimm sieht das auch heute noch als Alternative zu Plastik- und Papiertüten.

Viele der Kunden im Weißeritzpark sehen die neue Regelung positiv. „Von mir aus gerne. Ich habe sowieso meistens einen Beutel dabei“, sagt Ute Hannemann. Zustimmung bekommt sie von Heidrun Lautmeier: „Ich brauche keine Plastiktüten mehr.“ Auch Annegret Weißflog holt gleich mehrere Stoffbeutel aus der Tasche und sagt, dass sie sogar noch einen Schritt weiter gehe. „Ich finde die Regelung absolut in Ordnung. Wir sind Zuhause sogar dabei, auch auf Plastikflaschen ganz zu verzichten.“