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Tschüss, Draisine!

Es sollte ein touristischer Anziehungspunkt in der Lommatzscher Pflege werden. Doch das Draisinenprojekt ist endgültig geplatzt.

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© Gerhard Schlechte

Von Jürgen Müller und Marcus Herrmann

Lommatzsch/Nossen. Viele hatten es geahnt, manche hofften bis zuletzt. Doch jetzt ist es amtlich: Das Lommatzscher Draisinenprojekt ist endgültig gestorben. „Wir haben über acht Jahre viel Energie und Geld in dieses Projekt gesteckt. Jetzt haben wir es beendet“, sagt Jan Jähnke, einer der drei Geschäftsführer der Zossener Erlebnisbahn-Gesellschaft. Diese hatte bereits einen Unterpachtvertrag für die zwölf Kilometer lange Strecke zwischen dem Lommatzscher Bahnhof und Starbach mit der Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE) abgeschlossen und auch schon Pacht bezahlt.

Anita Maaß, Bürgermeisterin von Lommatzsch
Anita Maaß, Bürgermeisterin von Lommatzsch © SZ-Archiv

Die NRE wiederum hat die Strecke von der Deutschen Bahn gepachtet. Die NRE lässt dort Güterzüge fahren. Und genau das ist das Problem. Das Eisenbahn-Bundesamt als zuständige Behörde habe es aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt, auf der Strecke parallel Draisinen- und Güterverkehr durchführen zu lassen. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass Draisinen und Güterzüge zu gänzlich unterschiedlichen Zeiten und Tagen auf der Strecke gewesen wären.

Indirekt spielte das Projekt auch im Nossener Stadtrat eine Rolle. Es ging um das Vorkaufsrecht der Stadt Nossen für das 700 Quadratmeter große Grundstück „Am Bahnhof 2“ in Starbach. Dies wollte die Firma Erlebnisbahn GmbH Zossen wieder an die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE) verkaufen. Einige Stadträte vermuteten da schon, dass das Draisinenprojekt gestorben ist. Sie sollten recht behalten.

Wie eine Nachfrage bei NRE-Geschäftsführer Eckart Sauter ergeben hat, haben sich beide Parteien – also die NRE und die Erlebnisbahn GmbH – auf ein Ende ihrer vertraglich geregelten Zusammenarbeit geeinigt. „Das ist in der Tat als vorläufiges Ende, zumindest für das Draisinen-Projekt, wie wir es uns vorgestellt hatten, zu verstehen“, räumt Sauter ein. Eigentlich sollte durch den Kauf des Grundstücks in Starbach von der Behörde Bundeseisenbahnvermögen (BEV) nach und nach die Infrastruktur geschaffen werden, um eines Tages zwischen Nossen und Lommatzsch wieder Personen befördern zu können.

Dass es nun nicht einmal mit einer Laufmaschine klappt, liegt Sauter zufolge an fehlenden Genehmigungen durch mehrere Eisenbahnbehörden. „Es gibt erstens Sicherheitsbedenken für die Passagiere. Zweitens kennt das Eisenbahnrecht handbetriebene Draisinen nicht, weshalb eine Zulassung nicht realisiert werden kann“, sagt Sauter. In Lommatzsch sollte die Draisine starten, weil am hiesigen Bahnhof eine Betonplatte im Gleis vorhanden war, die das Eingleisen für den Wagen vereinfacht hätte. So eine gibt es am Haltepunkt Starbach nicht.

Einziger Lichtblick: Sauter zufolge sollen auf der Bahnstrecke trotzdem ausgewählte Ausflugsfahrten durchgeführt werden. Ob es hier mit einer Genehmigung klappt, werde sich noch in der ersten Jahreshälfte entscheiden.

Die Lommatzscher Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) hat von dem Aus für das Projekt auch erst von der Zeitung erfahren. „Das ist sehr schade, denn dieses Projekt wäre eine deutliche touristische Aufwertung für uns als Naherholungsgebiet geworden“, sagt sie. Allerdings sei sie schon sehr skeptisch gewesen, nachdem es jahrelang nicht voranging. Aus ihrer Sicht wäre es das Gescheiteste, wenn auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke durch reizvolle Landschaft eine Radroute entstehen würde.

Die Eisenbahnstrecke zwischen Riesa, Lommatzsch und Nossen wurde vor 137 Jahren eröffnet. Seit vielen Jahren ist sie stillgelegt, weil sie von der Deutschen Bahn nicht mehr benötigt wurde. Durchgängig befahrbar ist sie ohnehin nicht mehr, seitdem in Riesa wegen Straßenbauarbeiten eine Brücke weggerissen wurde.

Auch Jan Jähnke von der Erlebnisbahn Zossen bedauert, dass das Projekt gescheitert ist. „Ich hätte sehr gern etwas in meiner Heimat getan“, sagt der gebürtige Dresdner. Nun bleibe es aber dabei, dass es in ganz Sachsen keine einzige Draisinenstrecke gebe.