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Tschechischer Wirt übernimmt Storchenvilla

Die Görlitzer Tierpark-Gaststätte hat einen neuen Betreiber. Otto Javurek schließt aber sein Lokal in Zittau.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Am Biergarten muss noch ein bisschen gearbeitet werden. Derzeit schlängeln sich Besucher des „Gebratenen Storches“ eher an einer Baustelle vorbei. „Aber wenn alles fertig ist, wird das hier etwas ganz Besonderes“, sagt der Görlitzer Tierparkdirektor Sven Hammer. Ein Gehege soll in den Biergarten integriert werden. „Ein Biergarten mit tierischem Erlebnis“, sagt der Zoo-Chef. Neue Möbel soll es für den Biergarten geben, wie viele Plätze am Ende entstehen steht noch nicht fest. Zukunftsmusik eben. Gegenwart ist die Wiedereröffnung der Tierpark-Gaststätte in der Storchenvilla. Am Freitag soll es losgehen. Auf die polnische Familie Cerobski aus Zgorzelec folgt der tschechische Wirt Otto Javurek aus Frýdlant. 40 Minuten ist der Wirt mit dem Auto von Zuhause nach Görlitz unterwegs, ein passabler Wert, findet er.

Seit 15. Februar hatte der Tierpark nach einem neuen Betreiber für die Gaststätte „Zum gebratenen Storch“ gesucht. Familie Cerboski, die auch die Vierradenmühle betreibt, hatte den „Storch“ 2013 übernommen. Aber offensichtlich lief es wirtschaftlich nicht wie gedacht. Fünf Bewerber gab es jetzt für die Tierpark-Gaststätte. Otto Javurek bekam den Zuschlag. Der Mann aus Tschechien ist seit 17 Jahren im Gastronomiegeschäft tätig. Er besitzt zwei Restaurants in Liberec, konzentriert sich dort auf italienische Küche. 2014 übernahm er den früheren „Schwaben“ in Zittau, machte aus der Kneipe an der Inneren Weberstraße die „Alte Böhmische Stube“. Seit einigen Tagen ist nun diese Gaststätte geschlossen, Gutscheine werden in Görlitz eingelöst.

Die Europastadt Görlitz-Zgorzelec (EGZ) wiederum freut sich, Otto Javurek hergeholt zu haben. Sie habe den Kontakt zu dem tschechischen Betreiber hergestellt, der auch am Berzdorfer See seit einem Jahr aktiv sei, heißt es von EGZ-Wirtschaftsförderin Roswitha Hennig.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem neuen Wirt. Er bringt bestimmt einige neue Impulse für den Tierpark mit“, sagt der Görlitzer Zoo-Chef Sven Hammer. Er hoffe darauf, dass Otto Javurek die Philosophie des Naturschutz-Tierparks in seinem Restaurant aufnimmt. Der Wirt setzt auf Spezialitäten der tschechischen Küche, garniert von Pilsner Urquell und dem regionalen Gerstensaft Svijany. Darüber hinaus will Otto Javurek auf der Bio-Schiene punkten. Produkte aus dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet, Bio-zertifiziert, sollen angeboten werden, ist sein Ziel. „Das ganze Jahr über legen wir großen Wert auf die Verwendung saisonaler Rohstoffe“, sagt Otto Javurek.

Eine Konkurrenz zum Tierpark-Imbissangebot sieht Sven Hammer nicht. „Dabei handelt es sich um ein ganz anderes Konzept“, sagt der Zoo-Chef. Wer länger im Tierpark verweilen möchte, der schaue sich eher in der Gaststätte um, wer nur schnell „etwas auf die Hand“ haben möchte, eben am Imbiss.

Der Tierpark-Verein legt mit dem tschechischen Wirt ein schlüssiges Konzept vor“, sagt Vorstandsvorsitzender Carsten Liebig. Es gebe keinen Bruch mit der Vergangenheit. „Das Wirtschaftliche ist ja nur die eine Seite“, sagt er. Wichtig sei es, Besucher in den Tierpark zu ziehen, das gesamte Areal als Erholungsgebiet zu vermarkten. „Mit dem neuen Wirt, der Wiedereröffnung des ,Gebratenen Storches’ wird es auf jeden Fall attraktiver“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Tierpark-Vereins. Sven Hammer hat derweil schon weitergehende Pläne. Die Gaststätte ist für ihn das eine, die gesamte Storchenvilla das andere. 50 000 Euro flossen in den vergangenen Monaten in die Sanierung des Hauses. Über die historische Treppe geht es jetzt wieder in die Räumlichkeiten oben. Wirt Otto Javurek hat hier schon Pläne. Ein Jägerzimmer soll beispielsweise eingerichtet werden. Hinzu kommen Räume für Feierlichkeiten aller Art, für Seminare und, und, und. „Sogar Hochzeiten sind möglich“, sagt Tierparkchef Sven Hammer und präsentiert 300 Quadratmeter Fläche im Obergeschoss der Storchenvilla.

Sven Hammer denkt derweil noch viel weiter. „Urlaub im Tierpark“, diese Idee, die er bereits Anfang des Jahres in der SZ geäußert hatte, treibt ihn immer noch um. „Warum nicht eine Pension in der Storchenvilla?“, fragt er sich. Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1849 wurde das Gebäude als Wohnstallhaus eines landwirtschaftlichen Betriebes errichtet, um 1880 bekam es nach Umbauten die Anmutung eines adeligen Landsitzes. 1920 wurde ein neuer Seitenflügel angebaut, 2000 saniert.