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Tschechen helfen im Seniorenheim mit

Das neue Heim in Glashütte funktioniert. Fachkräfte sind trotzdem willkommen – auch aus Böhmen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Glashütte. Marketa Slaufova schiebt Bewohnerin Ursula Moche im Rollstuhl durch das Glashütter DRK-Seniorenheim. Sie hilft ihr auch beim Waschen, Anziehen und Essen. Medizin darf sie nicht verabreichen. Und auch Verbände darf sie nicht anlegen. Denn Marketa Slaufova arbeitet als Pflegehelferin. Die Bemühungen des DRK-Kreisverbandes als Heimbetreiber, Marketa Slaufova als Fachkraft anzustellen, sind gescheitert. Der Kommunale Sozialverband (KSV) hat ihren tschechischen Abschluss als Altenpflegerin nicht anerkannt. Deshalb arbeitet sie als Helferin. Die junge Frau hat sich damit abgefunden und wirkt trotzdem zufrieden.

„Der Job macht mir Spaß“, sagt die 23-Jährige, die von Decin zur Arbeit nach Glashütte pendelt. Der bürokratische Hürdenlauf, den der DRK-Kreisverband um die Anerkennung hinter sich hat, hat ihn offenbar nicht entmutigt, weiter auf tschechisches Personal zu setzen. Inzwischen arbeiten drei Mitarbeiter aus Böhmen im Heim – als Helfer. Nun hat sich eine diplomierte Krankenschwester beworben. „Sie wird sich diese Woche vorstellen“, sagt Heimleiterin Isabell Seifert. Ob sie die Frau als Fachkraft einstellen kann, wisse sie noch nicht. Dazu müssen noch Dokumente übersetzt werden. Dann ist wieder der KSV am Zug. Sollte der Sozialverband den Berufsabschluss diesmal anerkennen, stehen die Chancen gut. Denn in Deutschland sind die Abschlüsse als Krankenschwester und Altenpfleger gleichgestellt.

Weitere Bewerbungen liegen dem Heim, das vor anderthalb Jahren eröffnet wurde, derzeit nicht vor, auch von philippinischen oder vietnamesischen Altenpflegern nicht. Letztere haben dieser Tage in einem Dresdner Heim medienwirksam ihre Arbeit aufgenommen. Ohnehin wäre es schwierig, sie anzustellen. Denn das Glashütter Heim hat sich auf Unterstützung aus Tschechien konzentriert. „Uns würden die Kapazitäten fehlen, diese Mitarbeiter einzuarbeiten.“ Schon jetzt koste es Kraft, sich um die Kollegen aus Tschechien zu kümmern. Um die drei – und in naher Zukunft vielleicht vier Kollegen aus dem Nachbarland – besser einzuarbeiten, achte sie bei der Personalplanung darauf, dass die Tschechen nicht in einer Schicht zusammenarbeiten. Denn dann unterhalten sie sich in ihrer Muttersprache. Darüber hinaus plant das Heim einen berufsbegleitenden B-2-Deutschkurs. Dieser soll in den nächsten Wochen starten.

Leiharbeiter füllen Lücke

Parallel dazu sucht das Heim weiter nach Fachkräften. Doch das gestaltet sich schwierig. Es gibt zu wenig. Das geht auch aus den Zahlen der Agentur für Arbeit in Pirna hervor. Demnach gab es im Januar wie Februar im Kreis zehn arbeitslose Altenpfleger. Dem standen 38 beziehungsweise 47 freie Stellen gegenüber, teilt Pressesprecherin Grit Winkler auf Nachfrage mit. Auch das Glashütter Heim hat sich dort als Arbeitgeber eintragen lassen. „Bisher habe ich noch keinen Bewerber bekommen“, sagt Frau Seifert. Deshalb versucht sie auf anderen Wegen, an Mitarbeiter zu kommen. Einer ist die Mund-zu-Mund-Propaganda. Sie bat ihre Mitarbeiter, sich umzuhören. Wer einen neuen Kollegen gewinnen kann, erhält dafür eine Art Prämie. Außerdem sucht das Heim über Anzeigen und Aufsteller nach Fachkräften.

So lang die ausbleiben, setzt das Heim auf Leiharbeiter. „Doch auch die sind schwer zu bekommen“, sagt sie. Gegenwärtig arbeitet einer im Heim. Mittelfristig möchte sich das Heim selbst helfen. Einige Pflegehelfer seien bereit, sich zur Fachkraft ausbilden zu lassen. Andere lassen sich umschulen. Das Heim betreut gegenwärtig drei Auszubildende. Die Ressourcen für die Ausbildung seien aber beschränkt, sagt Frau Seifert. Schließlich brauche man dafür Mentoren, die neben der Lehrlingsbetreuung auch die normalen Dienste abdecken. Auch wenn die personelle Situation etwas angespannt ist – im Heim arbeiten derzeit knapp 60 Voll- und Teilzeitkräfte – sieht die Heimleiterin das Seniorenheim auf einem guten Weg. Alle 76 Plätze sind belegt, und es gibt eine Warteliste.