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Trübe Aussichten für den Flugplatz

Der Betreiber gibt zum Jahresende auf – und trifft dabei auf den Widerstand der Piloten.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke und Birgit Ulbricht

Riesa. Die Piloten mit Maschinen auf dem Flugplatz Göhlis haben Post bekommen. Die Betreibergesellschaft Esam erklärt ihren Mietern darin, dass sie den Platz nicht weiter bewirtschaften will. Nach SZ-Informationen ist zudem ein Flugleiter bereits zu Ende Juli gekündigt worden und auch die zwei übrigen sollen ihre Kündigung erhalten haben. Zu den Gründen äußert sich Geschäftsführer Sven Wilhelm auf Anfrage gestern nicht. Und auch die eingemieteten Flieger haben bislang keine näheren Informationen darüber erhalten, wie es ab 2016 in Göhlis weitergehen soll.

Nicht nur Henning Stein, der das UL-Flugzentrum Riesa auf dem Verkehrslandeplatz in Göhlis betreibt, würde eine Schließung treffen: „Die Stadt Riesa würde mit dem Flugplatz ein Kleinod verlieren, eine Attraktion, einen der schönsten Flugplätze Deutschlands“, sagt er. Die ansässigen Flieger wie auch die Flieger von außerhalb möchten den Platz unbedingt erhalten. „Jede Pilotenlaufbahn hat einmal bei einer Flugschule auf so einem kleinen Verkehrslandeplatz begonnen“, so Stein. Auch wenn das nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sei – kleine Flugplätze wie der in Göhlis seien enorm wichtig für die Infrastruktur. Henning Stein, der auch als Fluglehrer und Flugzeug-Prüfer tätig ist, ist Pächter auf dem Flugplatz-Grundstück, das den Stadtwerken gehört. In den vergangenen Jahren habe er neben seinem Herzblut auch viel privates Kapital in einen Hangar und die Flugschulausstattung investiert. Sollte der Betrieb tatsächlich eingestellt werden, will er von den Stadtwerken den Rückkauf oder die Umsetzung des Hangars an einen anderen Flugplatz erstreiten.

170 000 Euro Miese im Jahr

Ein Vorbote dafür, dass die Esam den Flugplatz aufgibt, war der Bericht des Sächsischen Rechnungshofes aus dem vergangenen Jahr. Die Finanzhüter hatten festgestellt, dass kaum ein Flugplatz in Sachsen rentabel arbeitet – und zum Sparen gemahnt. Auch der Flugplatz in Riesa macht Miese – in den Jahren, die der Rechnungshof unter die Lupe genommen hat, rund 170 000 Euro jährlich. Einen privaten Betreiber zu finden, dürfte sich angesichts dessen als schwierig erweisen. Der Flugplatz Riesa-Göhlis bekommt jedes Jahr eine Summe vom Freistaat für Betriebskosten, die in etwa so hoch ist wie sein Defizit. Dazu kommen über eine Million Fördergelder, die in die Reparaturen nach dem Hochwasser 2002 in den Platz geflossen sind. Die sogenannte Zweckbindungsfrist läuft erst 2029 aus. Das geht aus einem Dokument des Landeswirtschaftsministeriums hervor. Ob das Geld, wie bei anderen öffentlichen Förderungen üblich, zurückgezahlt werden muss, wenn der Flugbetrieb vor besagtem Jahr eingestellt wird, ist noch unklar.

Hobbypiloten wie Hartmut Horbas erscheinen die Defizite, die die Esam mit dem Flugplatz jährlich einfährt, als zu hoch: „Der Mangel am Flugplatz besteht im Fehlen eines wirtschaftlichen Unternehmenskonzeptes, der Transparenz der Kostenstruktur und der Einnahmen mit Einbeziehung der Nutzer, Mieter und der Hobbypiloten und insbesondere der Einbeziehung der vollbeschäftigten Flugleiter“, kritisiert er.

Großenhainer Flugplatz profitiert

Eigentümer des vormals städtischen Flugplatz-Geländes sind seit 1998 die Stadtwerke Riesa. Auf SZ-Anfrage antwortete Geschäftsführer Renè Röthig im Mai dieses Jahres, dass man grundsätzlich bemüht sei, die Funktionalität des Verkehrslandeplatzes zu erhalten. „Jedoch sind bei der Fortführung die Prämissen zu beachten, die der Sächsische Rechnungshof im Ergebnis seiner 2013/2014 durchgeführten Querschnittsprüfung benannt hat.“

Nach den jüngsten Entwicklungen sind bereits drei Piloten mit ihren Maschinen auf den Flugplatz nach Großenhain gekommen und haben sich nun dort in Shelter eingemietet. Flugleiter Bernd Fiedler konnte in den letzten zwei Jahren schon einige Ex-Riesaer begrüßen, unter anderem die Flugschule born-2-fly. Fluglehrer Jan Meißner ist inzwischen in Großenhain etabliert. Und auch die Flugschule August der Starke von Ralf Kruse und Thomas Seidel überlegt, ganz nach Großenhain umzuziehen. Bislang erfolgt lediglich die Ausbildung im Ultraleicht-Segelflug in der Röderstadt.