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Trostlos in Copitz

Weil die Diesterweg-Schule kleckerweise saniert wird, sind Außenflächen ewig dicht. Kinder und Eltern sind sauer.

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© Kristin Richter

Von Thomas Möckel

Pirna. Das hier könnte ein schicker Schulhof sein, ein Platz, der Kinder der Diesterweg-Grundschule in Copitz wirklich anzieht, ein Fleck, an dem sie Pausen und Freizeit genießen. Es könnte ein Areal sein mit buntem Betonpflaster, befestigten Flächen, grünem Klassenzimmer, Laufbahn, Gerätehäusern für Sport und Hausmeister. Stattdessen ist es ein unfertiges Irgendwas.

Ein Klettergerüst steckt verloren im Sand, als hätte es jemand kurz abgestellt und dann vergessen, auf einer eher trostlosen Brache mit Sand, festgefahrenem Schotter, ein wenig Wiese und viel Ödnis. Es ist ein Sinnbild dafür, dass bei einer kleckerweisen Sanierung auch mal was daneben gehen kann und Zwangspausen wenig erbaulich sind – weder für den Bauherrn noch für die Betroffenen.

Seit Monaten ist der Nordhof an der Diesterweg-Grundschule gesperrt, Schüler, Lehrer und Hortnerinnen dürfen ihn nicht betreten. „Ich finde es schade, dass wir nicht auf dem Gelände spielen können“, sagt die achtjährige Jessi. Schüler und Eltern sind gleichermaßen sauer über den unfreiwilligen Interruptus. Es könne nicht sein, dass Bauarbeiten einfach unterbrochen werden und dann alles wochenlang unfertig bleibe, klagt beispielsweise Doreen Horn vom Hortelternrat. Und auch der Hortbetrieb läuft derzeit eingeschränkt. Weil ein Metallzaun die verlassene Baustelle absperrt, lässt sich der Container mit den Spielgeräten für den Außenbereich nicht erreichen. „Das ist nicht gerade schön“, sagt Heidi Franke, stellvertretende Leiterin des Hortes „Die Schlaufüchse“, der ebenfalls im Schulgebäude sein Domizil hat. Und zu allem Ärger, der sich jetzt schon breitmacht, kommt möglicherweise neuer hinzu. Denn die jetzige Baupause wird sich wohl noch Monate hinziehen.

Nach Auskunft des Rathauses verschiebt sich der zweite Teilabschnitt des Bauvorhabens auf den Jahreswechsel 2016/2017, eine Fertigstellung ist erst für 2018 geplant. Dabei hatte eigentlich alles ganz gut angefangen. Im vergangenen Jahr entschied der Stadtrat, die Diesterweg-Grundschule in den Jahren 2015 bis 2019 umfassend zu sanieren. Aufgrund der Förderbedingungen unterteilte die Stadt den ersten Bauabschnitt in zwei Teilabschnitte. Schon im zurückliegenden Herbst legten die Bauleute los, sie dichteten den Sockel gegen Nässe ab, bauten einen neuen Fettabscheider für die Küche, verbesserten den Brandschutz und bereiteten die Sanierung der Elektroanlagen vor. Im April war alles geschafft, die Bauleute zogen sich zurück, seither ist der Nordhof an der Bildungsstätte verwaist. So geplant war das aber nicht.

Schäden am Hof werden begutachtet

Laut der Stadtverwaltung war ursprünglich vorgesehen, dass sich die restlichen Arbeiten im Bereich Küche und Speisesaal sowie an den Außenanlagen unmittelbar anschließen sollten. Allerdings hat der Fördermittelgeber noch keine Freigabe für den zweiten Teilabschnitt erteilt. Kein Geld, kein Bau. Die Ursache für die Zwangspause liegt allerdings nicht nur an den bislang fehlenden Zuschüssen, sondern schon an der gewählten Bauform. Bei der Diesterweg-Grundschule entschied sich die Stadt für die Politik der kleinen Schritte, um möglichst viele Bereiche an den heutigen Modernisierungsstand anzugleichen. Rund 3,3 Millionen Euro sind insgesamt eingeplant, um die Bildungsstätte herzurichten. Eine Gesamtsanierung in einem Stück, so die Stadt, sei auch in den nächsten Jahren zeitlich und finanziell nicht zu stemmen gewesen. Geld ist angesichts vieler Projekte regelmäßig knapp. Zudem hat Pirna noch Jahre an der Summe für den Neubau der Gauß-Oberschule auf dem Sonnenstein zu tragen, für den es keine Fördermittel gab. Und mit den geplanten Anbauten für die Pestalozzi-Oberschule und das Schillergymnasium stehen noch zwei millionenschwere Projekte bevor.

Schüler der Diesterweg-Grundschule und deren Eltern vermag das kaum zu trösten. Sie hadern weiterhin damit, täglich auf ein leeres Schulgelände schauen zu müssen, das sie nicht betreten dürfen. Und es kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Weil der Nordhof gesperrt ist, ist der Südhof als Hofpausen-Stätte und Spielareal für den Hort derzeit total überlastet, sein Zustand dürfte sich angesichts dessen kaum verbessern. Die Stadt hat aber schon angekündigt, nach Abschluss des ersten Bauabschnitts mögliche Schäden am Südhof zu begutachten und dann zu entscheiden, wie sie im Bedarfsfall beseitigt werden können.