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Trinkwasser nur mit Muskelkraft

Kräftezehrende Arbeit war das früher auf der Festung Königstein. Vorstellbar wird das dank der neuen Dauerausstellung.

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© Marko Förster

Von Katharina Klemm

Königstein. Wie muss das wohl gewesen sein? Jeden Tag stundenlang in einem riesigen hölzernen Tretrad zu laufen, um Wasser aus dem gut 150 Meter tiefen Brunnen der Festung Königstein hinauf zu transportieren. Eine Ahnung davon bekommen Besucher in der neuen Dauerausstellung im Brunnenhaus, die am 9. Februar, 16 Uhr, eröffnet wird und den Brunnen samt den verschiedenen Fördertechniken über die Jahrhunderte hinweg präsentiert.

Im 17. und 18 Jahrhundert mussten vier Männer zehn Minuten im Rad laufen, um eine Tonne Wasser heraufzuholen, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter der Festung, Ingo Busse. Er ist Kurator der neuen Dauerausstellung. Dort beherrscht nun eine extra angefertigte Nachbildung des Rades den ersten Ausstellungsraum. Sieben Meter groß ist das wiedererstandene Fördergerät im Durchmesser. Ein bisschen hat man beim Nachbau gemogelt, allerdings nur bei der Platzierung. Denn früher war das Rad in der Mitte des Raumes angebracht. Um den Besuchern mehr Platz zu bieten, rückte man es an die Wand. Auch dort thront es nicht weniger beeindruckend. Direkt daneben wird die monotone Arbeit, die meist Fronarbeiter, Strafgefangene oder Garnisonsoldaten erledigten, in einem Animationsfilm veranschaulicht.

Zwar gab es auch zuvor schon eine Ausstellung über den Brunnen, doch die sei laut Festungsgeschäftsführerin Angelika Taube nach 20 Jahren materiell, aber auch inhaltlich verschlissen gewesen. Man hat daher seit Oktober neu gestaltet und technisch modernisiert. Die älteren Modelle der Fördertechniken hat man beispielsweise übernommen. Nun können die Besucher diese mittels einer Handkurbel bewegen. Die Funktionsweise des Tretrades, des noch älteren Pferdegöpels und der Wanddampfmaschinen können so spielerisch nachvollzogen werden. Besonders Kindern wird dies große Freude bereiten, da ist sich Angelika Taube sicher.

Nagelneu ist ein Modell der Abteufung des Brunnens durch Bergleute Mitte des 16. Jahrhunderts. Man sieht, wie sie den Schacht in die Tiefe trieben. Gestaltet und auch selbst aufgebaut hat es der Engländer Paul Wells. Von ihm ist auch das Modell des Kutschenzugs August des Starken in der Dauerausstellung In lapide regis.

Nach wie vor beeindruckend und sicher auch weiterhin ein Highlight im Brunnenhaus ist der Blick in den beleuchteten Brunnenschacht sowie die Vorführung der Wasserförderung mit dem Elektromotor von 1911. Neuerdings kann dies dank Direktübertragung auf einen Bildschirm auch im Vorraum beobachtet werden. Bei großem Andrang und vor allem für Rollstuhlfahrer ein großer Pluspunkt.

Wird kein Wasser gefördert, zeigt ein Film die Befahrung des Brunnens, inklusive Unterwasseraufnahmen. Nach den Winterferien, ab dem 26. Februar, ist der Film zwei Mal am Tag sogar in 3D zu sehen. Spezialbrillen können vor Ort ausgeliehen werden.

Wasserförderung in den Winterferien täglich 11 bis 16 Uhr, Vorführung des 2D-Brunnenfilms 9 bis 11 Uhr und 16 bis 17 Uhr