Merken

Trickreicher Raub an der Autobahnraststätte

Mit einer fiesen Masche rauben zwei Männer einen Trucker aus. Nun stand einer der beiden deshalb vor Gericht.

Teilen
Folgen
© Symbolfoto: dpa

Von Yvonne Popp

Pirna. Im August 2016 war Mariusz Z. mit seinem ukrainischen Bekannten in Deutschland unterwegs. Beide Männer suchten hier nach Gebrauchtwagen für den Export. Auf dem Rückweg, so sagt Z., habe ihm Igor, dessen Nachnamen er nicht kennen will, einen Trickdiebstahl vorgeschlagen. Das Ganze sei eine einmalige Sache gewesen, beteuert der 43-jährige Pole. Eingelassen habe er sich darauf nur, weil er zu dem Zeitpunkt in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Doch die Sache ging schief für Mariusz Z. Er wurde festgenommen. Sein Komplize konnte mit der Beute fliehen.

Wegen räuberischen Diebstahls muss sich Z., der seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft saß, vor dem Amtsgericht in Pirna verantworten. Über seinen Verteidiger lässt der geständige Mann erklären, was sich an der Autobahnraststätte „Dresdner Tor“ des 13. August abgespielt hatte.

Damals, so sagt der Anwalt, hatten beide Männer gegen Mittag das Bistro der Raststätte betreten. Allerdings taten sie dabei so, als würden sie sich nicht kennen. Kurz davor hatte der Angeklagte von Igor ein Geldbündel, bestehend aus weißrussischen Scheinen, erhalten. Diese waren mit zwei 50-Euro-Scheinen umwickelt, sodass es den Anschein machte, es handle sich um eine große Summe deutschen Geldes. Das Bündel hatte der Angeklagte fallenlassen und zwar so, dass das spätere Opfer, ebenfalls ein Mann aus Polen, darauf aufmerksam werden musste.

Der arglose Mann hob die Scheine auf. Kurz darauf wurde er von Mariusz Z. angesprochen und in ein Gespräch verwickelt. In diesem Gespräch, erklärt der Anwalt weiter, habe man sich geeinigt, das vermeintlich von einem anderen verlorene Geld nicht der Polizei zu übergeben, sondern es zu behalten und untereinander aufzuteilen.

Genau an diesem Punkt war Igor hinzugekommen. Er hatte behauptet, bestohlen worden zu sein und forderte die beiden Männer auf, ihre Geldbörsen zu zeigen. Wohl, weil der Angeklagte bereitwillig sein Portemonnaie herausholte, hatte auch das Opfer seine Geldbörse an Igor übergeben. Immerhin 2 500 Euro waren drin. In einem unbeobachteten Moment hatte der Ukrainer dieses Geld ausgetauscht.

Bedauern und Schmerzensgeld

Dem Geschädigten war das recht schnell aufgefallen. Entschlossen wollte er den Mann zur Rede stellen. Aber da schaltete sich der Angeklagte ein und versperrte ihm den Weg. Als der Trucker sich dagegen zur Wehr setzte, schlug Mariusz Z. zu und brach ihm die Nase. Das hatten Polizisten beobachtet, die sich zufällig an der Raststätte befunden hatten. Sie griffen ein und nahmen Mariusz Z. fest. Der Mann namens Igor konnte den Tumult nutzen, um sich abzusetzen.

Das Opfer, Robert L., kann sich gut an den Vorfall erinnern. Wütend macht ihn weniger der Umstand, dass er lange Probleme mit seiner gebrochenen Nase hatte, sondern die Tatsache, dass er viel Geld verlor. „Es war für den Unterhalt meiner Kinder bestimmt“, erklärt er. Von den 2 500 Euro sollte Schulgeld bezahlt werden.

Der Angeklagte bedauert heute, dass er sich zu der Straftat habe hinreißen lassen. Zwar könne er das nicht ungeschehen machen, räumt er vor Gericht ein, den Schaden jedoch könne er ersetzen. Zusätzlich dazu bietet er dem Geschädigten die Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 2 000 Euro an. Dieser Umstand ist es dann auch, der den vorbestraften Mann davor bewahrt, im Gefängnis bleiben zu müssen, denn noch vor Ort kann er dem Opfer die 4 500 Euro zahlen. Zu verdanken hat das der Angeklagte seiner Frau. Die Inhaberin zweier Kantinen war zum Prozess nach Pirna gekommen und hatte das Geld dabei.

Am Ende wird Mariusz Z. zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wird.