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Treffpunkt Straße

Alkohol aus dem „Späti“? Seit Juni geht das in der Äußeren Neustadt auch wieder nach 22 Uhr. Die SZ stellt die beliebtesten Plätze für das Open-Air-Bier im Amüsierviertel vor.

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© Christian Juppe

Sarah Grundmann

Am Wochenende tummeln sich in der Äußeren Neustadt fast überall auf den Straßen die Massen. Mit einem kühlen Bier oder einem anderen Getränk in der Hand bevorzugen viele gerade in den lauen Sommermonaten öffentliche Plätze statt einer stickigen Kneipe. Seitdem am Freitag und Sonnabend auch nach 22 Uhr wieder Alkohol zum Mitnehmen verkauft werden darf, scheint dieser Trend noch zuzunehmen. Die SZ ist an einem Freitagabend durch das Szene-Viertel gezogen und hat sich nach den beliebtesten Ecken umgeschaut.

Für Pfandsammler sind die Wochenenden in der Äußeren Neustadt paradiesisch, gerade seit Abschaffung der Verordnung.
Für Pfandsammler sind die Wochenenden in der Äußeren Neustadt paradiesisch, gerade seit Abschaffung der Verordnung. © Christian Juppe
Hans-Christian (l.) und David versorgen sich auf der Alaunstraße noch mit einem Drink auf dem Weg zum Klub.
Hans-Christian (l.) und David versorgen sich auf der Alaunstraße noch mit einem Drink auf dem Weg zum Klub. © Christian Juppe

Der Scheune-Vorplatz: Die ungeliebte Beton-Wüste ist meist rappelvoll

Was haben sie alle gemeckert über die Umgestaltung des Scheune-Vorplatzes auf der Alaunstraße, die in diesem Jahr abgeschlossen wurde. Politiker, Anwohner, der Verein: Alle befürchteten sie eine Beton-Wüste statt dem vorher so grünen Platz. Nach der Eröffnung sahen sich die meisten in ihren Sorgen bestätigt. Doch den Feiernden scheint das egal zu sein. Am Wochenende ist es dort genau so voll wie an der Kreuzung Görlitzer/Rothenburger/Louisenstraße. Was als Makel kritisiert wurde, nutzen die Massen kreativ.

Die Sitzbänke beispielsweise, die zu nah an den Fahrradbügeln stehen, werden kurzerhand als Fußbank umfunktioniert. Sitzen kann man doch auch auf der Lehne. Und auch auf den Stufen zur umstrittenen neuen Turnhalle der Dreikönigschule sitzen die Leute zuhauf. Doch wer denkt, hier wird nur getrunken, liegt nur teilweise richtig. Denn das Trinken wird hier durchaus kreativ in Spiele eingebunden. Wie beim Flunky-Ball, einer Art Wikingerschach mit Bierflaschen.

Das Assi-Eck: Der wohl bekannteste Treff der feierlustigen Dresdner

Die Kreuzung Görlitzer/Rothenburger/Louisenstraße hat viele Namen: Assi-Eck ist wohl der bekannteste. Aber auch Bermuda-Dreieck, Stress-Ecke oder soziale Ecke wird sie im Volksmund gerne genannt. Bereits seit Jahren versammeln sich dort abends die Massen. (Meist) friedlich sitzen Junge und Ältere, Neustädter und Nicht-Neustädter, Deutsche und Ausländer zusammen. Das Eck hat es mittlerweile zu so einer Bekanntheit gebracht, dass es sogar eine eigene Facebook-Seite mit 4 100 Freunden hat. „Durchgehend geöffnet“ steht als Information in dem sozialen Netzwerk.

Das hat sich spätestens mit der Abschaffung des Alkohol-Verbots vor einem Monat noch einmal mehr bewahrheitet. Bis in die frühen Morgenstunden wird getrunken, geredet und gesungen. Je später der Abend, desto mehr Platz geht für die Feiernden drauf. Da muss die Polizei den einen oder anderen auch mal freundlich auf den Bürgersteig verweisen. Eins ist klar: Zum beliebtesten Treff in der Neustadt kommen die meisten, um zu bleiben.

Der Alaunpark: Tagsüber voll, nachts gähnende Leere

Die Bilder von einem überfüllten Alaunpark kennt wohl jeder. Gut, dass es seit Kurzem durch die Erweiterung im West-Teil mehr Platz gibt. Doch in den späten Abendstunden zeigt sich auf der Grünfläche ein ganz anderes Bild. Nur vereinzelt sitzen meist Pärchen in dunkleren Ecken. Von dem Massen-Auflauf in den Nachmittagsstunden keine Spur mehr. Woran liegt das? Der Park liegt abseits. Einige berichten, dass gerade am Abend vermehrt Bettler unterwegs sind, denen man aus dem Weg gehen will.

Der Albertplatz: Vorglühen vor der Klub- oder Kneipen-Tour

Am frühen Abend versammeln sich am Brunnen vor dem sogenannten Nudel-Turm meist vereinzelt Menschen und lassen sich dort mit einem Bier nieder. Auch vor dem Döner-Imbiss stehen kleinere Grüppchen. Viele nutzen den zentralen Platz, an dem mehrere Straßenbahnlinien fahren, als Treffpunkt, um von dort weiterzuziehen. Je später der Abend, desto leerer wird es dort. Der Albertplatz ist für die Feiernden aufgrund mangelnder Atmosphäre eher ein Zwischenstopp als ein Ort zum Verweilen.

Die Alaunstraße: Ein Schlückchen für unterwegs gibt es vielerorts

Von dem Platz vor der Alaunpassage bis zum Klub Downtown auf der Katharinenstraße sind es zwar nur 400 Meter. Doch David und Hans-Christian ist das ohne Versorgung in flüssiger Form zu weit. Da trifft es sich gut, dass auf dem Platz in der Alaunstraße ein Getränkestand aufgebaut ist, an dem die beiden sich Cuba Libres zum Mitnehmen besorgen.

Barkeeper Jens Onguranowicz von der Kneipe Schwarze Hexe, zu der der Stand gehört, ist froh über die Abschaffung des Alkoholverbots. „Seit zwei Jahren verkaufen wir im Sommer immer Mixgetränke auf der Straße“, sagt er. Dass das nun endlich auch am Wochenende nach 22 Uhr möglich ist, mache sich schon jetzt beim Umsatz bemerkbar. Denn David und Hans-Christian sind kein Einzelfall. So dürfte auch die Kneipe BBC sichtlich von der Aufhebung der Verordnung profitieren. Denn die Plastikbecher mit der hellblauen Flüssigkeit – der Cocktail Swimming-Pool, den die Bar zum Mitnehmen anbietet – ist auf der Alaunstraße inflationär oft zu sehen.