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Treffpunkt Alpaka-Wiese

Ein Freitaler Pflegedienst hat eine kleine Alpaka-Herde. Sie erfreut Heimbewohner und Kita-Kinder zugleich.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Dorit Oehme

Freital. Leichter Wind streicht über ihr kräftiges Fell. Leise kommen die fünf Alpakas näher. „Fritz, Rudi und Heinz heißen die Mädels. Sie sind besonders zutraulich. Emil und Max nennen wir die männlichen Tiere. Einer gibt meist den Chef“, sagt Hausmeister Veit Paris von der Seniorenpflege Solarpark in Freital-Wurgwitz. Er betreut die kleine Herde, die einen besonderen Auftrag hat.

Da sie vor drei Jahren als ausgewachsene Tiere nach Wurgwitz kamen, sind sie scheu und bleiben in der Regel eher für sich. Trotzdem hat sich das zwei Hektar große Gelände, auf dem die ungewöhnlichen Tiere leben, zu einem Treffpunkt für Jung und Alt entwickelt. Denn besucht werden Fritz, Rudi und Co. nicht nur von den Bewohnern der dortigen Pflegeheime Haus Sonnenblick und Haus Sonnengarten, sondern auch von den Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte Sonnenkäfer, die sich ebenfalls auf dem Areal befindet.

Die kleine Herde steht inzwischen dicht vor dem Hausmeister, auf der großen eingezäunten Wiese. Mit ihren Augen strahlen die Tiere, deren Artgenossen ursprünglich aus Peru stammen, Ruhe aus. Für Momente sind ihre Hälse in die gleiche Richtung gedreht. „Wenn eins losgeht, schauen die anderen hinterher. Hebt ein Alpaka den Kopf, reagieren oft auch mehrere zugleich“, sagt Veit Paris. Er schüttelt den weißen Plastikeimer, mit dem er die Tiere herbeigelockt hat.

Gemäß der Rangordnung der Herde steckt zuerst Hengst Emil seinen Kopf hinein. Er frisst gemächlich, doch nur kurz. „An den Eimer mit den Leckerlis haben sich die Alpakas gewöhnt. Das ist das einzige Zusatzfutter, das sie bekommen. Sonst fressen sie das Grün dieser Wiese und unser eigenes Heu. Wir haben die Fläche extra geteilt, damit das Gras gleichmäßig nachwachsen kann“, sagt der Hausmeister. Alpakas gehören zu den Andenkamelen. Besonders im Sommer sei Wasser für sie wichtig. „Nach Absprache mit den Mitarbeitern gebe ich den Senioren und Kindern ab und zu Leckerlis, damit sie die Alpakas an den Rand des Geheges locken können“, erklärt er weiter.

Bewohnerin Karla Rentsch wartet gerade auf diese Chance. „Man muss die Hand ganz flach ausstrecken. Dann holen sie sich das Leckerli ganz vorsichtig herunter“, sagt sie. Die Seniorin schwärmt auch von dem kuscheligen Fell. Ihre Augen leuchten. „Sie können aber auch spucken.“ Trotz dieses unangenehmen Details wird das Extra-Angebot gut angenommen. Der Rand der Weide ist zu einem Treffpunkt geworden. Auch die Angehörigen beobachten mit den Senioren gern die Alpakas. Neue Bewohner wissen manchmal nicht, was es für Tiere sind. So sind sie auch ein Gesprächsthema. Ein braunes Alpaka spitzt die Ohren. Zwei Spaziergänger laufen in der Ferne mit Hunden vorbei. Die ganze Herde schaut aufmerksam hinüber. Dann gleitet ein Rabe tief überm Gehege dahin. Er landet knapp hinter dem Zaun. Die Alpakas verfolgen ihn wachsam.

„Auch wenn sie weiter weg stehen, kann es interessant werden“, sagt Bewohnerin Karla Rentsch. Sie verrät: Wenn die Alpakas geschoren werden, ist hier viel los. Dann schauen besonders viele zu. „Etwa Ende Mai ist es immer soweit. Dann kommt der Schurmeister. Er pflegt auch die Hufe. Das Fell lässt er nur am Kopf stehen. Dann sehen unsere Fünf plötzlich ganz anders aus“, erklärt Veit Paris.