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Traumschloss zu verkaufen

Wachau inseriert den barocken Herrensitz im Internet. Ein wichtiger Punkt wird in dem Exposé verschwiegen.

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© Stephan Böhlig

Thomas Drendel

Wohnen wie ein König? In Wachau ist das jetzt möglich. Entsprechendes Kleingeld vorausgesetzt natürlich. Die Gemeinde bietet das Barockschloss auf der Internetseite „immobilienscout24“ zum Verkauf an. In der Rubrik Wohnen/Anlageobjekte ist der einstige Herrensitz zu finden, gleich neben Mehrfamilienhäusern in Kamenz oder Bautzen. Im Vergleich zu diesen sind allein die Zahlen beeindruckend. Geboten wird im Schloss eine Wohnfläche von knapp 3 500 Quadratmetern, die Grundstücksfläche ist ebenso groß.

Natürlich ist das Haus auch prunkvoll ausgestattet. An vielen Wänden ist prächtiger Stuck zu sehen, teilweise sind die Zimmerdecken mit kunstvollen Bildern versehen, original erhaltene Kamine sowie Holzkassettendecken, Wandverkleidungen und Intarsienparkett sind zu finden. Die originalen Türen sind genauso erhalten wie die alte Hofküche mit den historischen Blaukeramikfliesen. Darüber hinaus beeindrucken das Treppenhaus und der gigantische Dachstuhl aus extremen Holzquerschnitten. Schloss Wachau zählt zu den attraktivsten und wertvollsten Schlössern des Freistaates, vergleichbar mit den Herrenhäusern in Rammenau oder Moritzburg.

Die Farbe blättert

Doch wer genau hinschaut, sieht auch, dass an manchen Stellen die Farbe abblättert und sich feuchte Flecken gebildet haben. Darauf weist die Gemeinde in dem Exposé hin. „Der bauliche Zustand des Barockschlosses ist schlecht. Investoren sollten davon ausgehen, dass nahezu der gesamte Innenausbau des Schlosses erneuert werden muss, wobei die denkmalschutzrechtlichen Bedingungen zu beachten sind.“ Auf der Habenseite stehen diverse Anschlüsse. Es gibt Strom, einen Telefonanschluss, Wasser, und das Schloss ist auch an das zentrale Abwasserentsorgungsnetz der Gemeinde angeschlossen. Darüber hinaus ist das Schloss gut mit dem Auto zu erreichen. Die Zufahrt erfolgt über eine Brücke. Die Entfernung ins Zentrum der Landeshauptstadt Dresden beträgt rund 20 Kilometer und zur Autobahn sind es lediglich drei Kilometer.

Den Preis weiß nur die Gemeinde

Eins, vielleicht sogar das Wichtigste, wird bei dem Angebot allerdings verschwiegen: Der Preis. Den gibt es nur auf Anfrage bei der Gemeinde. Allerdings scheint da ein gewisser Spielraum gegeben zu sein. Denn in dem Exposé heißt es auch: Kaufpreis-Angebote sind schriftlich an die Verwaltung zu senden. Investoren haben nicht allzu lange Zeit. Einsendeschluss für Angebote ist Freitag, der 31. Juli 2015. Wichtig ist dem Eigentümer auch das Nutzungskonzept. Das muss ebenfalls angegeben werden. Und gerade in diesem Punkt wurde der Gemeinde bisher offenbar nichts Überzeugendes vorgelegt. So hatte zuletzt ein Radebeuler Unternehmer versucht, das Schloss zu beleben. Er wollte dort Wohnungen einrichten. Einmal sollten die Grundrisse im Schloss verändert werden, außerdem sollten Außenbalkone angebracht werden. Da war das Landesdenkmalamt dagegen.

Schlüssig Konzept nötig

In den Besitz der Gemeinde ist das Schloss seit 1945. Seit der Wende versucht der Ort, die Immobilie zu verkaufen. 2002 erwarb der Dresdner Arzt Rainar Götz das Schloss. Ab November 2002 fanden dort regelmäßig Veranstaltungen statt. Sie waren gut besucht, doch sie spielten nicht jene Mittel ein, die für die Innensanierung notwendig wären. Nach einigem Streit fiel die Immobilie wieder an die Gemeinde. Auch der Leppersdorfer Unternehmer Mario von Maltzahn hatte sich für das Haus interessiert. Der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) kann sich ganz unterschiedliche Nutzungen vorstellen. „Für uns ist wichtig, dass die Vorgaben des Denkmalschutzes gewahrt bleiben. Außerdem muss das vorgelegte Konzept schlüssig sein, und die Finanzierung muss stimmen“, sagte er vor einiger Zeit.