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Traumberuf in der Krankenpflege

Linda Eichelberger hat ihre Ausbildung fast abgeschlossen. Gelernt hat sie in einer besonderen Station in Bischofswerda.

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© Rocci Klein

Von Constanze Knappe

Bischofswerda. Linda Eichelberger hat gut lachen. Auf dem Weg zur Gesundheits- und Krankenpflegerin hat die 19-Jährige die praktische Prüfung erfolgreich hinter sich gebracht. Darauf vorbereitet wurde sie von Praxisanleiterin Gina Jäckel. Die hat selbst im Krankenhaus Bischofswerda gelernt und weiß, wie es einem dabei so ergeht. Vor der Prüfung ihrer Azubine war die 25-Jährige beinahe aufgeregter als diese selbst. „Man will ja, dass die Schülerin gut durchkommt“, erklärt sie. Deswegen haben die Zwei noch mal geübt, wie man zum Beispiel an einem zentralen Zugang am Hals den Verband wechselt. Auf Station 33 im Krankenhaus Bischofswerda gehört das zum Alltag. Neben 34 Planbetten befinden sich dort zwölf Monitoringplätze – für Patienten, die fortlaufender Überwachung bedürfen. Nachdem ihnen ein Herzschrittmacher implantiert wurde, nach Herzinfarkt oder Schlaganfall. Sich damit auseinanderzusetzen, sei eine Herausforderung für alle, die neu auf die Station kommen, vor allem aber für die Auszubildenden, erklärt Stationsleiterin Silvana Zosel.

Für Linda Eichelberger war das nicht neu. Bereits in ihrem Schulpraktikum in der 9. Klasse arbeitete sie auf Station 33. Es habe ihr gefallen und sie in ihrem Berufswunsch bestärkt. Ohnehin sei es in ihrer Familie verbreitet, mit Menschen zu arbeiten. Ihr Vati sei Sanitäter, die eine Schwester Altenpflegerin, die andere Ergotherapeutin und auch die Mutti habe beruflich mit Menschen zu tun, erzählt sie. Ob es zu einem selbst passt, merke man aber erst, wenn man anfängt zu arbeiten. „Es hat sich bestätigt, dass es die richtige Wahl war“, sagt sie. So kurz vor der Abschlussprüfung im August betreut Linda Eichelberger selbstständig zwei Zimmer auf der Station. Die Praxisanleiterin bleibt nur noch im Hintergrund. Um notfalls einzugreifen. Das aber musste sie bei ihrem Schützling nie. „Linda ist ruhig und arbeitet gewissenhaft. Man hat nie den Eindruck, dass sie gestresst ist. Sie vermittelt Patienten Sicherheit“, lobt Gina Jäckel ihre Azubine.

Gute Noten für die Station

Dabei erinnert sich Linda noch gut an die Anfänge ihrer Ausbildung. Sie ist froh, dass sie „auf dieser anspruchsvollen Station“ sozusagen an die Hand genommen wurde, alles gezeigt bekam, viele Fragen stellen und über alles reden konnte. Vor allem, als ihr im ersten Lehrjahr der Tod eines Patienten sehr nahe ging. „Theoretisch weiß man, dass jedes Leben endet. Aber es ist etwas anderes, wenn man direkt dabei ist“, erklärt sie.

Linda Eichelberger fühlt sich wohl auf Station 33. Und offenbar nicht nur sie. Denn die Station Inneres wurde jetzt als „Beste Ausbildungsstation“ gekürt (zusammen mit der Station 22 im Krankenhaus Bautzen). Seit einigen Jahren schon bewerten alle Auszubildenden der Oberlausitz-Kliniken – derzeit sind es 68 – ihre Arbeitsbereiche nach mehreren Kriterien. Wie sie akzeptiert und ins Team integriert werden, ist eins davon.

Für Silvana Zosel kam die Auszeichnung überraschend. Die Stationsleiterin, die seit 1986 im Beruf steht, hat selbst mindestens 25 Auszubildende auf dem Weg in den Beruf begleitet. Mit jedem hat sie mitgefiebert. Für Schüler sei schwierig, die komplexen Aufgaben in ein ordentliches Zeitmanagement zu packen, hat sie festgestellt. Für die, die länger dabei sind, sei die Arbeit zwar zum gewissen Teil Routine, dennoch bringe jeder Tage Neues. Schon, weil man es immer mit anderen Patienten, mit anderen Krankheitsbildern, eben mit Menschen zu tun hat, sagt sie.

Verantwortung für andere Mitarbeiter

Dass die Station 33 im vorigen Jahr eine Paxisanleiterin bewilligt bekam, sieht Silvana Zosel als Gewinn für alle. „Davon profitieren Schüler und Mitarbeiter, weil wir immer Erkenntnisse nach dem höchsten Ausbildungsstand vermitteln können“, erklärt sie. Wegen ihrer Arbeitsweise, persönlichen Kompetenz und ihres Organisationstalents wurde Praxisanleiterin Gina Jäckel außerdem zur Drittvertretung berufen. Sie würde, wenn die Stationsleiterin und ihre Stellvertreterin nicht da sind, Verantwortung für 22 Pflegekräfte, eine Helferin, eine FSJlerin und eine Schülerin tragen. Jungen Mitarbeitern etwas zuzutrauen, damit hat man in den Oberlausitz-Kliniken gute Erfahrungen gemacht. So halten sie es auch mit den Azubis auf Station 33.

Gern würden sie Linda Eichelberger behalten. Die Putzkauerin hat einen Übernahmevertrag für das Krankenhaus Bischofswerda in der Tasche. Nach der Ausbildung wechselt sie auf die chirurgische Station 35. Dort müsse sie sich wegen der anderen Krankheitsbilder zwar neu hineindenken, aber Silvana Zosel ist sich sicher, dass Linda Eichelberger ihren Weg machen wird. Die will sich dann wieder etwas mehr ihrem Hobby widmen. Sie geht mit ihrem Vati tauchen. Wegen der unterschiedlichen Dienste war das zuletzt kaum der Fall, auch fehlte ihr vor den Prüfungen die Zeit.