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Trauernde Angehörige zünden Kerzen an

Bei einer Andacht erinnern Eltern in der Jakobikirche an ihre verstorbenen Kinder.

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© dpa

Von Helene Krause

Döbeln. 15 Kerzen brennen auf dem Tisch vor dem Altar in der Jakobikirche in Döbeln. Jede steht für ein verstorbenes Kind. Immer am zweiten Sonntag im Dezember gedenken Angehörige ihrer verstorbenen Kinder, Enkel und Geschwister.

„Seit 1999 gibt es das Gedenken in Deutschland“, sagt Ute Heining. Sie ist die Koordinatorin des ökumenischen Hospizdienstes der Caritas Meißen und der Diakonie. Das Gedenken ist weltweit. Dazu stellen Angehörige verstorbener Kinder um 19 Uhr Kerzen in die Fenster. So geht das Licht um die Welt.

„In Dresden und Meißen gibt es das Gedenken seit etwa zehn Jahren“, so Heining weiter. „In Döbeln findet die Andacht zum vierten Mal statt.“ Organisiert wird sie von ökumenischen Hospizdienstes, der Caritas, der Diakonie und der evangelischen Kirchgemeinde Döbeln.

Auf die Idee der Andacht für die Verstorbenen kam die Selbsthilfegruppe „Hoffnungsschimmer“ der Diakonie Döbeln. In der Gruppe vereinen sich Angehörige, die ein Kind verloren haben. Zu der Selbsthilfegruppe gehört auch Petra Striegler aus Leisnig. Sie hat vor zwölf Jahren ihren Sohn bei einem Autounfall verloren. Er war erst 18 Jahre alt. Durch Bekannte, die auch ein Kind verloren hatten, fand sie zu der Selbsthilfegruppe. „Die Gruppe gibt mir innere Ruhe“, sagt sie. „Man kann über den Verlust sprechen und darüber nachdenken. Man unterhält sich mit anderen darüber“, sagte Petra Striegler.

In der Andacht zünden die Angehörigen für ihr verstorbenes Kind eine Kerze an. Andrea Meißner von der Kirchgemeinde liest die Namen und das Alter der Verstorbenen vor. Das jüngste Kind, an das gedacht wird, war erst 20 Monate alt, das älteste 38 Jahre. Doch nicht nur Kerzen werden entzündet. Für die toten Kinder wird auch gebetet und es erklingen Lieder. So der Song von Eric Clepton, der seinen Sohn verlor und ihm ein Lied widmete. Der Junge spielte unbeaufsichtigt zu Hause und fiel aus dem 30. Stock. Er wurde nur fünf Jahre alt.

Ausgehend von dem Märchen vom Tränenkrüglein, dass eine Mutter um ihre tote Tochter voll weint, sagt Pfarrer Stephan Siegmund in seiner Predigt: „Keine Staumauer der Welt kann die Tränen aufhalten.“ Er weist darauf hin, dass es Menschen gibt, die den gleichen Verlust erlitten haben. „Sie können sich gegenseitig stützen“, meint er. Am Ende der Andacht versammeln sich die Trauernden um den Altar zum Segenskreis.

Musikalisch umrahmt wurde die Andacht von Hagen Kunze.