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Trauerarbeit im Wettkampf

Siebenkämpferin Carolin Schäfer startet trotz des plötzlichen Todes ihres Lebensgefährten bei der Hallen-EM in Prag.

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© picture alliance / dpa

Von Michaela Widder

Sie bittet um Verständnis, schriftlich, in einer persönlichen Erklärung. Für „Interviews oder Gespräche jeder Art“ steht Carolin Schäfer im Moment nicht zur Verfügung. Die EM-Vierte im Siebenkampf hat am Montag vergangener Woche ihren Freund durch einen tragischen Unfall verloren. Trotzdem entschied sich Schäfer, „nach langen Gesprächen mit seiner und meiner Familie sowie weiteren Personen meines Vertrauens und nach intensiver Selbstreflexion“ bei der Hallen-EM in Prag zu starten. Auch, weil sie „der festen Überzeugung“ sei, „mein Partner hätte die Teilnahme auch so gewollt“.

Ihr Partner, das war Volleyballer Dennis Hefter. Am 1. März wären sie fünf Jahre ein Paar gewesen. Doch wenige Tage zuvor war der 21-jährige Profi vom Erstligisten CV Mitteldeutschland am Bahnhof in Leuna tödlich verunglückt. Offenbar wollte er nach dem Abendtraining eine Abkürzung nehmen und war bei der Überquerung der Gleise von einem Zug erfasst worden.

Knapp zwei Wochen nach diesem Schicksalsschlag startet Freundin Schäfer am Freitag bei der EM. Am ersten Wettkampftag, an dem der Chemnitzer Kugelstoßer David Storl souverän mit 21,23 Metern seinen ersten Titel unterm Hallendach gewinnt, hat sie im Fünfkampf keine Medaillenchance. Aufgrund von Wadenproblemen tritt die 23-Jährige vom hessischen TV Friedrichstein zum abschließenden 800-Meter-Lauf nicht mehr an.

Wie Schäfer entscheiden auch die Volleyballer von Hefters Klub, ihre Saison fortzusetzen. „Dennis hätte mit Sicherheit gewollt, dass wir antreten“, ist Trainer Ulf Quell überzeugt: „Er war ein Kämpfer, aufgeben kam für ihn nie infrage.“ Das erste Spiel in den Pre-Play-offs gegen Herrsching hatten die Chemie Volleys am Mittwoch gewonnen. „Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der schweren Umstände trat das Team als geschlossene Einheit auf“, sagte Quell.

In der Jahrhunderthalle Spergau steht am Sonnabend die zweite Begegnung an, viele Zuschauer werden dann kommen. „Dennis hat es geliebt, vor dieser Kulisse zu spielen“, erklärt der Trainer und meinte deshalb: „Schenken wir ihm unseren Jubel, den Sieg und den Einzug in die Play-offs.“