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Trauer um Olympiasiegerin

Steffi Walter gewann als Rodlerin alle großen Rennen. Am Mittwoch starb sie an Krebs.

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© Archivfoto: ADN-ZB

Von Sven Geisler

Sie würde alles wieder so machen. Das hat Steffi Walter gesagt, obwohl sie sich „wegen der gesundheitlichen Probleme oft wie 80“ fühlte. Am Mittwochmorgen halb fünf ist sie im Alter von 54 Jahren friedlich eingeschlafen, wie ihr Mann Gernot mitteilte, der bis zuletzt an ihrer Seite war. Steffi Walter holte als Rennrodlerin zweimal Olympia-Gold und wurde zweimal Weltmeisterin, aber diesen Kampf gegen den Krebs konnte sie nicht gewinnen.

Wenn sie von ihrer Karriere erzählte, erwähnte sie eher nebenbei die Spätfolgen, die sie ab 2002 immer stärker spürte: Bandscheiben, Handgelenke … Ihren Beruf als Physiotherapeutin konnte Steffi Walter schon lange nicht mehr ausüben, mit 45 wurde sie pensioniert. Sie hat lieber über die Erlebnisse gesprochen, die sie nur dank ihrer Sportbegeisterung hatte: von der Fahrt im Ikarus-Bus zu den Wettkämpfen bis nach Sarajevo oder dem Konzert von Bryan Adams in Calgary.

„Ich war von Kindesbeinen an eine verrückte Nudel.“ Im erzgebirgischen Lauter, ihrem Heimatort, machte sie weite Würfe mit Diskus, Speer und Kugel. Als mit 13 ihr Talent für den Eiskanal entdeckt wurde, sträubte sie sich gegen den Wechsel. Einmal hat sich die kleine Steffi sogar auf dem Hausboden versteckt, weil sie sich von Trainer Rolf Hellweg nicht überreden lassen wollte. Irgendwie hat er es dann aber doch geschafft. Obwohl sie wegen der vielen blauen Flecken nicht wusste, ob sie dabeibleiben soll, startete sie eine triumphale Schlittenfahrt. 1984 in Sarajevo wurde sie unter ihrem Mädchennamen Steffi Martin zum ersten Mal Olympiasiegerin, 1988 wiederholte sie den Triumph in Calgary.

Dabei war sie zwischen den Spielen Mutter geworden; sehr zum Ärger der Funktionäre. Sie glaubten wohl nicht an ein Comeback, doch Steffi Walter schaffte es dank der Unterstützung ihres Mannes. Nach ihrer Laufbahn studierte sie Staat und Recht, arbeitete zunächst in der Kreisverwaltung, bekam mit Tochter Sabrina und Sohn Simon zwei weitere Kinder. Die Familie lebt in Großdubrau bei Bautzen. Der Kontakt zum Sport wurde spärlicher. Das hat sie bedauert, nie beklagt: „Man muss sich entscheiden. Ich habe drei Kinder, sie stehen an erster Stelle.“

Allerdings ärgerte sie sich darüber, dass sie und ihre Erfolge – zwischen 1982 und 1988 hat sie alle bedeutenden Rennen gewonnen – später in der gesamtdeutschen Bilanz oft vergessen wurden wie zum 100. Geburtstag des Bob- und Schlittenverbandes. Dagegen ist sie in Lauter 1998 beim „Vugelbeerfest“ zur Ehrenbürgerin ernannt worden. „Die Kondition habe ich mir bei meinen Läufen vom Ober- ins Mitteldorf geholt“, erzählte sie.

Steffi Walter hat immer alles gegeben. Im Oktober vorigen Jahres erhielt sie die Schockdiagnose.