Merken

Trauer um Bäckermeister

Noch ist unklar, wie es mit dem letzten Bäckerladen in Schöna weitergeht.

Teilen
Folgen
NEU!
© SZ/Gunnar Klehm

Von Daniel Förster

Reinhardtsdorf-Schöna. Nach dem tödlichen Verkehrsunfall Montagmorgen zwischen Krippen und Reinhardtsdorf sind die Bestürzung und Trauer in der Sächsischen Schweiz groß. Viele kennen denjenigen, der den Unfall mit dem Leben bezahlte. Die Menschen sind von der Nachricht schockiert. Hinter dem Steuer des Renault Kangoo, der gegen einen Linienbus prallte, saß der in Region geschätzte und auch gesellschaftlich engagierte Schönaer Bäckermeister Roland K. Der Bäckerladen und das Café an der Hauptstraße in Schöna waren gestern geschlossen. Mit Kreide ist auf ein Schild geschrieben, dass diesen Dienstag ausnahmsweise geschlossen sei.

In Reinhardtsdorf-Schöna ist die Anteilnahme groß. Nicht nur, weil es sich um den letzten verbliebenen Bäckermeister in der Gemeinde handelt. Roland K. war beliebt und anerkannt. Er war Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Schöna, hatte mit jungen Leuten aus allen drei Ortsteilen – Reinhardtsdorf, Schöna und Kleingießhübel – eine Nachwuchsgruppe aufgebaut und war jahrelang Jugendwart. Er genoss hohes Ansehen. Die Bewohner der Hinteren Sächsischen Schweiz kennen ihn als stets freundlichen und großzügigen Menschen.

Innung will helfen

„Das ist eine unfassbare Tragödie“, sagt Bürgermeister Olaf Ehrlich (parteilos), den die Nachricht in seinem Kurzurlaub erreichte. Sofort erkundigte er sich, was getan werden könnte, um den Angehörigen zu helfen.

Auch in der Bäckerinnung ist die Bestürzung groß. „Ich habe das am Dienstag erst erfahren, um wen es sich bei dem Toten handelt“, sagt Innungsobermeister Frank Gröger. Er will sich jetzt erkundigen, wie geholfen werden kann. In Katastrophenfällen müsse man erst recht zusammenhalten. Auch beim Hochwasser haben sich die Bäcker gegenseitig unterstützt, sagt Gröger. Einen so tragischen Fall wie diesen jetzt habe es in der Innung aber noch nicht gegeben, sagt er. Roland K. führte die Bäckerei in Schöna bereits in der vierten Generation. Im Oktober hatte das Familienunternehmen 120-jähriges Jubiläum. Sein handwerkliches Können wurde gelobt.

Einheimische und Urlauber schwärmten vor allem über die Brötchen, die er in seiner Backstube herstellte. Die schmecken noch so wie „früher zu DDR-Zeiten“, lobten Kunden. Gebacken wird noch nach Großvaters Traditionsrezept, hatte der Meister in einem Interview mal gesagt. Stammkunden in den Nachbarorten mussten nicht einmal einen Fuß vor die Tür setzen, um die Backwaren seiner Bäckerei zu bekommen. Bestellungen lieferte er frei Haus. Auch an umliegende Pensionen und Hotels. Wahrscheinlich auch an dem Unglücksmorgen, an dem er offenbar gerade zurück in die Bäckerei wollte. Und zwar auf einer Strecke, auf der er tagtäglich unterwegs war.

Psychologische Hilfe

Gerade dieser Umstand macht es noch allen unbegreiflich, wie es zu dem folgenschweren Unfall kommen konnte. Aus noch ungeklärter Ursache war der 57-Jährige kurz vor 7 Uhr auf der Kreisstraße auf dem Weg von Krippen berghoch nach Reinhardtsdorf mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden Linienbus zusammengeprallt. Fast zwei Stunden kämpften die vor Ort geeilten Rettungskräfte vergeblich um das Leben des Schwerverletzten. Er starb noch am Unfallort. Zu den etwa 40 Feuerwehrleuten, die an der Bergung beteiligt waren, gehörten auch die Kameraden aus Schöna und Reinhardtsdorf. Ihnen ging der Anblick besonders nahe, denn es war einer aus ihren Reihen, dem sie dort zu Hilfe geeilt waren. Einige Helfer ließen sich später psychologisch betreuen. „Wir werden drauf achten, dass es für die Betroffenen eine gute Nachbereitung gibt“, sagte Bürgermeister Olaf Ehrlich. Die Unfallspezialisten der Polizisten sind auf Hinweise von Zeugen angewiesen und bitten, dass sich diese melden. In dem Bereich stehen keine Wohnhäuser in Sichtweite und es gibt keinen Gehweg, deshalb sei jeder Hinweis besonders wertvoll. Wer etwas beobachtet hat oder Angaben zum Fahrverhalten der Beteiligten auch im Vorfeld des Unfalles machen kann, solle sich bei der Polizeidirektion Dresden unter 0351 4832233 melden. (mit SZ/gk)