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Traditionsreiche Gaststätte bleibt geschlossen

Die „Friedenseiche“ ist zu: Nach Jahrzehnten in Familienbesitz geben Waldsteins das Haus auf. Jetzt wird ein Käufer gesucht.

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Von Romy Kühr

Der Gastraum ist noch möbliert, die Bar hinterm Tresen gefüllt. Doch Getränke werden hier schon seit Anfang des Jahres nicht mehr ausgeschenkt, auch die Küche in der Friedenseiche bleibt kalt. Mirko Waldstein und seine Frau haben die Gaststätte aufgegeben.

Die Friedenseiche in Walddorf ist seit Jahresbeginn geschlossen –Mirko Waldstein, der den Familienbetrieb vor knapp fünf Jahren übernommen hatte, sucht nun einen Interessenten. Fotos: SZ-Archiv
Die Friedenseiche in Walddorf ist seit Jahresbeginn geschlossen –Mirko Waldstein, der den Familienbetrieb vor knapp fünf Jahren übernommen hatte, sucht nun einen Interessenten. Fotos: SZ-Archiv

Dabei hatte vor fast fünf Jahren alles aussichtsreich angefangen für den heute 36-Jährigen und seine Frau. Sie ist gelernte Restaurantmeisterin und übernahm 2008 den Familienbetrieb ihrer Schwiegereltern, als diese aufgrund schwerer Krankheit aufhören mussten. Mirko Waldstein gab sein Studium auf und stürzte sich gemeinsam mit seiner Frau und mit viel Engagement in die Arbeit. „Die ersten zwei Jahre liefen super an“, erinnert er sich. „Das war eine schöne Zeit.“ Die Leute kamen, waren neugierig, weil die jungen Wirtsleute auch einige neue Ideen einbrachten. „Auch Tschechen zählten zu den Stammgästen und lobten sogar unsere hausgemachten Knödel“, erzählt Mirko Waldstein. Hinzu kam die tolle Lage des Ausflugslokals, das schon immer bei Wanderern und Radtouristen beliebt war – an der Straße zum Kottmar mit unverbautem Blick über Felder bis ins Zittauer Gebirge. „Dadurch waren wir auch immer eine gute Adresse für Familienfeiern.“

Heute weiß Mirko Waldstein: Es war zu früh. Dem jungen Paar fehlte ein finanzielles Polster, um ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Sie investierten zwar einiges in die Gaststätte, für einen großen Umbau des alten Hauses fehlten aber die Mittel. Von einem Panorama-Restaurant im ersten Stock des Hauses träumten die jungen Leute. „Die Aussicht von dort ist gigantisch“, schwärmt Mirko Waldstein, der in dem Haus aufgewachsen ist.

Das fehlende Geld für Investitionen war nicht das einzige Problem der kleinen Familie, das wäre nur eine Frage der Zeit gewesen. Ausschlaggebend für das Aus war schließlich eine schwere Erkrankung der jungen Wirtin Ende des vergangenen Jahres. „Die Ärzte rieten ihr dringend ab, den Job weiterzumachen“, erzählt Mirko Waldstein.

Die junge Frau entschied sich für einen neuen Karriereweg – auch ihrer kleinen Tochter zuliebe. Sie hat in den alten Bundesländern eine Ausbildung im Verwaltungsfach begonnen. Obendrein hörte auch noch die Köchin auf, „die kreative Seele der Küche“, wie Mirko Waldstein sie nennt. Sie gehörte ebenfalls zur Familie. „Das Konzept ist auf einen Familienbetrieb ausgelegt, mit Fremdpersonal können wir die familiären Ausfälle nicht ersetzen“, sagt Waldstein. „Und allein habe ich keine Chance.“ Denn neben dem Betrieb der Gaststätte wurden auch noch Pensionszimmer vermietet.

Mirko Waldstein ist nun vorübergehend quasi alleinerziehend, muss die Gaststätte abwickeln – und schweren Herzens sein Elternhaus verkaufen. „Auch Pacht wäre denkbar“, sagt er, aber fügt gleich an: „Vielleicht wäre es für die ganze Familie nach 50 Jahren besser, einen Schlussstrich zu ziehen.“ Interessenten gab es schon. Zustande gekommen ist der Verkauf bisher noch nicht.